"Fäkal-Vandalismus" in Schultoiletten erreicht neue Dimension
24.10.2019, 05:54 UhrKomplett herausgezogene Jumbo-Handtuchrollen, zerbrochene Spiegel oder mit roher Gewalt eingetretene Türen und Waschbecken oder Schmierereien, die unter der Gürtellinie sind. Hinzu kommt, zunehmend, ein neues Phänomen: der "Fäkal-Vandalismus", wie Michael Kaiser ihn nennt, und er meint damit nicht Geschäfte, die aus Versehen daneben gehen.
Kaiser, Leiter der städtischen Abteilung "Hausverwaltende Einheit Schule und Sport" (HVE) meint das Verteilen von Kot mit der Toilettenbürste oder sogar "mit bloßen Händen oder Fingern" (so ist es im HVE-Sachverhalts-Bericht zu lesen) auf Kabinenwände, Türen, Bodenfliesen, Toilettenbrillen und -deckel. Den Bericht wird Schulbürgermeister Klemens Gsell den Nürnberger Stadträten und -rätinnen am Freitag im Schulausschuss vorstellen. Sie müssen sich auf ekelhafte Bilder einstellen.
Die HVE betreut 140 öffentliche Schulen im Stadtgebiet. Insgesamt zahlt die Stadt jährlich 250.000 Euro zur Behebung von Vandalismus-Schäden in Schulen. Hinzu kommen 80.000 Euro für eine Sicherheitsfirma, die die Schulhöfe während der Sommer- sowie Weihnachtsferien überwacht, um Einbrüche zu verhindern. Wobei in Sachen Vandalismus unterschieden wird zwischen schul-intern verursachten und dem, den Außenstehende zu verantworten haben.
Problem ist schulartsübergreifend
So entstanden durch Brandstiftung von Fremden in der Georg-Paul-Amberger-Grundschule, im Pirckheimer-Gymnasium sowie in der Birkenwald Schule Kosten in Höhe von insgesamt 95.000 Euro. Den größten schulintern verursachten Schaden gab es, als zwei Schüler ein Feuer in der Toilette der Dr.-Theo-Schöller-Schule legten, Kosten: 50.000 Euro. Prinzipiell wird bei Delikten wie Brandstiftung, schwerer Sachbeschädigung oder auch persönlich beleidigender, sexistischer oder rassistischer Schmierereien Anzeige erstattet.
Schmutzig und kaputt: Schultoiletten machen vielerorts Probleme
Die Verantwortlichen dieser Straftaten lassen sich nicht in irgendwelche Schubladen stecken: Das Problem kommt in jedem Stadtviertel und in jeder Schulart geschlechterübergreifend vor. Die Fotos mit den übelsten Fäkalschmierereien entstanden etwa in einem Gymnasium. Und seine Hausmeister berichten Kaiser, dass "Mädchentoiletten an Gymnasien das Unangenehmste" sind. Eines stellt der Sachverhalts-Bericht auch klar: Über das Schulklima insgesamt sagen die mutwilligen Beschmutzungen nichts aus. Verantwortlich sind einzelne Personen.
"Bewährtes System mit Pausenhelfern"
In den Schulneubauten wird versucht, durch bauliche Maßnahmen Vandalismus-Schäden vorzubeugen. So sind die Spiegel etwa direkt in die Fließen eingelassen und außerdem nicht aus Glas. Schwieriger ist die pädagogische Herausforderung. Die meistert die eine Schule besser als die andere, denn: Es gibt Positiv-Beispiele unter Nürnbergs Schulen, die zumindest weniger mit der Problematik beschäftigt sind.
Ein Beispiel, das in der Statistik der HVE als "Top Ten Schule" gewertet wird, ist die Scharrerschule, eine Grund- und Mittelschule. Probleme gebe es auch da, sagt Markus Philipp, der die Mittelschule leitet. Aber sie würden sich in Grenzen halten. Philipp sieht zwei Hauptgründe dafür: "Wir haben ein bewährtes System mit Pausenhelfern bestehend aus Schülern der älteren Klassen, die in den Pausen die Gänge, Flure und auch Toiletten kontrollieren." Außerdem "legen wir sehr großen Wert auf eine gelebte Respektkultur". Ein Sozialtraining in der fünften Klasse oder Workshops zum Thema Respekt und Toleranz strahlen auf das Klima aus, sagt er, "auch wenn wir uns nie ganz vor Durchgeknallten schützen können".
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