Fast 20.000 Tiere: Immer mehr Nürnberger halten Hühner

Claudine Stauber

Lokalredakteurin Nürnberg

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5.10.2020, 06:03 Uhr
Fast 20.000 Tiere: Immer mehr Nürnberger halten Hühner

© Foto: Roland Fengler

Der Frosch im Teich, der Hund am Gartenzaun, der Papagei im Käfig. Das sind beliebte Konfliktfelder in einer dicht besiedelten Stadt. Jetzt also mit von der Partie: gackernde Hühner und krähende Hähne.

Die gibt es zum Beispiel bei Familie Renghart in der Kettelersiedlung. Zehn glückliche Zwerghennen und ein stolzer Hahn scharren hier seit Jahren im Garten. Abends verkrümeln sie sich in ihren geräumigen Stall.

Wie’s dazu kam? Ihr Mann, der damals noch nicht ihr Mann war, habe einmal ein Buch über Hühnerhaltung in ihrem Bücherschrank entdeckt. "Ich wollte nämlich schon immer Hühner", sagt Carolin Renghart, "und er auch." Gemeinsame Interessen verbinden, die Familiengründung wurde deshalb zum Beginn ihrer Karriere als Hühnerflüsterin, wie sie sich augenzwinkernd nennt.


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Doch als die Käufer einer Eigentumswohnung im benachbarten Neubau die gackernde und krähende Hühnerschar vor drei Jahren entdeckten, war es eine Weile vorbei mit der Harmonie. Sie beklagten "ohrenbetäubenden Lärm", nahmen das beeindruckende Krähen des Renghartschen Hahnes mehrfach mit dem Handy auf und bemühten am Ende sogar Rechtsanwälte, die den störenden Hühnerhof stilllegen sollten.

Was erlaubt ist - und was nicht

Vergebens. Die genervten Nachbarn ("Es war nicht zum Aushalten") zogen erst gar nicht ein. Ihre Wohnung haben sie mittlerweile wieder verkauft.

Solcher Ärger sei Privatsache und damit auch privatrechlich auszutragen, sagt Katrin Kurr, die Chefin des Nürnberger Ordnungsamtes. Hühner haben darf im Prinzip jeder, sofern er sie fachgerecht hält, nicht gegen den Tierschutz verstößt und jedes Tiere ordnungsgemäß beim Veterinäramt anmeldet. Weil das so ist, weiß Katrin Kurr auch ganz genau, wie viele Hühner in der Stadt leben.


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427 Nürnberger Hühnerhalter(innen) gibt es, darunter ist lediglich ein Großbetrieb im Knoblauchsland, der alleine rund 1000 Tiere hält. Wenn Tierseuchen wie die Vogelgrippe drohen, sei es wichtig, alle im Blick zu haben, begründet Kurr die gesetzliche Meldepflicht. Dann müssen die Tiere im Stall bleiben, bei der letzten Epidemie war das sogar monatelang der Fall.

300 freilaufende Hühner "gemietet"

Hühner kann man streicheln, aber sie sind auch ziemlich nützlich. Den Eier-Bedarf einer Kleinfamilie decken zehn Hennen locker, sagt Carolin Renghart. Ihr Sohn Leo könne es gar nicht fassen, dass es Eier auch im Supermarkt gibt.

Von Hühnereiern aus der Legebatterie wollen auch die 200 Patinnen und Paten nichts wissen, die bei der Noris Inklusion am Marienberg eines der 300 freilaufenden Hühner "gemietet" haben und jede Woche sechs Bio-Eier abholen dürfen. Wie beliebt alles rund ums Huhn ist, zeigt die Warteliste für die Patenschaft eindrucksvoll. 200 Hühner-Fans stehen drauf, durchschnittlich 30 Monate dauert es inzwischen, bis man das erste Frühstücksei vom persönlichen Leih-Huhn köpfen kann.

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