Queere Community
Feiern unterm Regenbogen: So läuft der CSD dieses Jahr in Nürnberg
3.8.2022, 09:58 UhrDas Motto: "Sichtbarkeit schafft Sicherheit" war das Credo der verstorbenen Polit-Dragqueen Uschi Unsinn alias Uwe Scherzer. Als Würdigung und weil es der Spruch einfach auf den Punkt bringt, ist er das Motto des Christopher Street Days (CSD) 2022. Es fordert queere Menschen auf, sich nicht zu verstecken, sondern sichtbar zu sein. Und als Teil einer Gruppe eben auch geschützter zu sein als alleine - vor Anfeindungen, die es auch hierzulande durchaus noch gibt. Das Augenpaar (von Uschi Unsinn) auf den Plakaten des diesjährigen CSD, die ab Mitte Juli in der ganzen Stadt zu sehen sein werden, soll das repräsentieren. Queer steht als „Sammelbegriff“ für alle, die sich der heteronormativen Welt nicht zugehörig fühlen.
Die Parade: Sichtbar wird die LSBTIQ-Community (Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, intergeschlechtlich und queer) dann wieder bei der großen CSD-Parade. Am 6. August wird sie sich mit vielen Fußgruppen und diesmal auch wieder Wagen vom Berliner Platz durch die Stadt bis zum Kornmarkt schlängeln. Angeführt wird der Zug von Nürnbergs Oberbürgermeister und CSD-Schirmherr, Marcus König (CSU).
Das Straßenfest: Das große zweitägige Straßenfest findet dieses Jahr auf dem Kornmarkt und nicht auf dem Jakobsplatz statt. Dort gibt es zum einen mehr Platz, zum anderen muss wegen der Gottesdienste der katholischen St. Elisabeth Kirche keine "Zwangspause" eingehalten werden. Außerdem passe der Platz an der Straße der Menschenrechte von der Bedeutung her besonders gut, sagt Bastian Brauwer, Vorsitzender des CSD-Fördervereins.
Mehr als 17 Künstlerinnen, Künstler und ShowActs sollen für gute Stimmung sorgen. An über 40 Ständen können sich Interessentinnen und Interessenten über die regionalen LSBTIQ*-Vereine, Gruppen, Projekten, Einrichtungen und Netzwerke informieren.
"An allen Ecken und Enden" fehle Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn der Community, gerade auch bei der Planung des CSDs. Der Grünen-Stadtrat, bekannt als Polit-Dragqueen Uschi Unsinn, ist im Februar überraschend im Alter von 54 Jahren verstorben. "Sie war ein ganz großer Anschieber und hatte Kontakte zu Gott und der Welt", beschreibt Brauwer den Verlust für die Community.
Ein Wochenende - mehrere Premieren
CSD-Zusammenschluss: Zum ersten Mal schließen sich zehn bayerische CSDs unter einem gemeinsamen Motto zusammen, um noch sichtbarer zu sein: Mit dabei sind neben Nürnberg auch Erlangen, Kelheim, Landshut, Amberg, Schwandorf, Sulzbach-Rosenberg, Regensburg, Bayreuth und Neustadt/ Waldnaab. Die Schirmherrschaft für den Zusammenschluss übernimmt Karl Freller, Vizepräsident des Bayerischen Landtags (CSU). Auch er sei von Uschi Unsinns Tatendrang immer beeindruckt gewesen, sagt Brauwer. Für den CSD Nürnberg selbst übernimmt 2022 Oberbürgermeister Marcus König (CSU), wie auch in den vergangenen Jahren, die Schirmherrschaft und führt die Demo an.
Gruppen-Anmeldungen: Insgesamt 33 Gruppen haben sich zur Polit-Demo des CSD Nürnberg angemeldet - so viele wie noch nie zuvor. „Mit unseren Forderungen als queere Community demonstrieren wir für Freiheit und gleiche Rechte, gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, gegen jegliche Queerfeindlichkeit, gegen jegliche Diskriminierung von und Gewalt an queeren Menschen", so Bastian Brauwer. Start der Demo mit allen angemeldeten Gruppen ist um 12.15 Uhr am Berliner Platz.
Pride Party in zwei Clubs: Im Hirsch UND in der Rakete findet ab 23 Uhr die offizielle CSD Nürnberg Pride Party statt. Vielfältig wie die Menschen soll auch die Musik sein: Gefeiert wird zu Schlager, 60s-80s, Classics, Charts, Dance, House, Electro und Techno.
Was ist der CSD? Der CSD ist die wichtigste jährliche politische Demo-Veranstaltung der Community. Er erinnert an den ersten bekanntgewordenen Aufstand von Homosexuellen gegen die Polizeiwillkür in einer Schwulenbar in der New Yorker Christopher Street. Gemeinsam gehen seitdem weltweit Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle, queere Menschen und alle, die sich der heteronormativen Welt nicht zugehörig fühlen, auf die Straße, um für Freiheit, Gleichberechtigung und Gleichstellung in Politik und Gesellschaft zu demonstrieren. Der Nürnberger CSD wird seit dem Jahr 1998 in Folge veranstaltet. Seither hat er sich vom eintägigen Straßenfest am Hans-Sachs-Platz zur heutigen Form entwickelt.
Alle Infos gibt es unter csd-nuernberg.de.
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