Feuerlöscher-Werfer wird wegen versuchter Tötung gesucht
14.8.2014, 14:47 UhrAus dem Sonderzug, der die FCN-Schlachtenbummler in die Kleeblattstadt bringen sollte, wurde zwischen den Haltestellen Eberhardshof und Muggenhof ein Feuerlöscher just in dem Moment aus dem Fenster geworfen, als in der Gegenrichtung eine andere Bahn vorbeifuhr. Zuvor hatten mehrere Personen vier Scheiben in dem Sonderzug zerschlagen. Der Feuerlöscher, der aus einem der kaputten Fenster geworfen wurde, durchschlug die Frontscheibe der anderen U-Bahn und verletzte die Fahrerin. Sie musste in ein Krankenhaus gebracht werden.
Am Dienstag teilte die Kripo Fürth nun mit, dass sie gegen den Täter wegen versuchter Tötung ermittelt. Obwohl die Club-Anhänger unmittelbar nach dem Einstieg in den Zug alle Kameras in den Waggons mit Aufklebern abdeckten, steht aufgrund der Aussage der U-Bahnfahrerin bereits fest: Der Feuerlöscher wurde aus einem der demolierten Fenster gehalten und bewusst gegen die Scheibe der entgegenkommenden U-Bahn geschmissen. "Das war eine vorsätzliche Handlung", betont VAG-Betriebsleiter Konrad Schmidt. Man könne von Glück sprechen, dass der Feuerlöscher vor dem Abwurf von den Club-Anhängern während der Fahrt entleert wurde. Denn das Löschgerät mit einem Fassungsvolumen von sechs Kilo wiegt leer immer noch rund fünf Kilo, schätzt Schmidt.
Am Donnerstag veröffentlichte die Kripo Fürth weitere Informationen zum Hergang: So fuhr der Sonderzug um 17.06 Uhr in der Ebene 2 durch den U-Bahnhof Plärrer. Die Auswertung der Videoaufzeichnungen ergab, dass sich zu diesem Zeitpunkt eine Person aus dem Zug durch eine kaputte Fensterscheibe herauslehnte und möglicherweise am Bahnsteig wartende Gäste anschrie.
Die 22-jährige U-Bahn-Fahrerin ist vorerst krankgeschrieben. Sie wurde am Montagabend ambulant im Nordklinikum Nürnberg behandelt, konnte aber am selben Abend wieder das Krankenhaus verlassen. Herumfliegende Splitter der berstenden Frontscheibe fügten ihr laut Schmidt Schnittverletzungen im Gesicht zu. "Es geht ihr den Umständen entsprechend gut."
"Neues Level an Gewaltausmaß erreicht"
Michael Sharp, der als VAG-Einsatzleiter für die drei Sonderzüge von Nürnberg nach Fürth zuständig war, ist auch einen Tag nach dem Vorfall noch fassungslos: "Das war das Schlimmste, was ich erlebt habe in meinen 16 Jahren als Einsatzleiter für Sonderzüge." Als "Problemzug" entpuppte sich nur der erste von drei Sonderfahrten von Nürnberg nach Fürth. Bereits zwischen den Haltestellen Weißer Turm und Plärrer wurden die ersten Böller aus den Fenstern geworfen. Fünf Stationen später fehlten im hinteren Teil des Zuges vier Scheiben, der Feuerlöscher war aus der Verankerung gerissen. Zudem wurde die Decke des Sonderzuges nach VAG-Angaben erheblich beschädigt und der Lack beider U-Bahnen zerkratzt. Videoaufzeichnungen am Bahnhof Bärenschanze zeigen, wie gerade eine Scheibe als Ganzes auf den Bahnsteig fällt.
Besonders hart trifft Sharp, dass es die Fans seines eigenen Lieblingsvereins waren. Konrad Schmidt formuliert es noch drastischer: "Am Montagabend wurde ein neues Level erreicht, was das Gewaltausmaß angeht." Auf 20.000 Euro schätzt die VAG den entstandenen Schaden an beiden Bahnen.
Nach dem1:5-Debakel des FCN gegen Fürth stellte man sich bei der VAG und der Polizei erneut auf das Schlimmste ein. Doch in den zwei Sonderzügen blieb es völlig ruhig.
Die Kripo Fürth bittet nun Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben, sich bei ihr zu melden. Dies können auch Personen sein, die sich außerhalb der U-Bahn aufhielten. Hinweise bitte an den Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 0911/2112-3333.
Der Artikel wurde am 14. August um 14.47 Uhr um die neuesten Informationen der Kripo Fürth ergänzt.