Steuererhöhung

Fliegen wird teurer: Albrecht Dürer Airport äußert sich - und übt Kritik

Azeglio Elia Hupfer

nordbayern-Redaktion

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29.4.2024, 13:30 Uhr
Blick über die Felder des Nürnberger Knoblauchsland bei Nacht auf das Parkhaus P4 des Nürnberger Flughafens.

© IMAGO/Ardan Fuessmann Blick über die Felder des Nürnberger Knoblauchsland bei Nacht auf das Parkhaus P4 des Nürnberger Flughafens.

Fluggäste müssen sich ab Mai auf höhere Ticketpreise einstellen, denn die Abgaben, die Fluggesellschaften für Abflüge von einem deutschen Flughafen zahlen müssen, erhöhen sich ab 1. Mai 2024. Die Abgaben steigen, weil die Sätze der Luftverkehrssteuer erhöht werden. Diese Mehrbelastung trifft auch den Wirtschaftsstandort Nürnberg mit seinem Flughafen und in der Folge wohl auch Flugreisende, die von Nürnberg aus abheben.

"Fliegen wird für Reisende teurer. Die Fluggesellschaften geben die Mehrkosten über die Ticketpreise weiter", ist sich Christian Albrecht sicher. Albrecht leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Nürnberger Flughafens und erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion, worauf sich auch von Nürnberg aus Reisende einstellen müssen. "Die meisten Ziele im Flugplan des Flughafens Nürnberg liegen in Europa. Hier erhöht sich die Steuer pro Ticket und Strecke um 2,80 Euro."

Aktuell liegt der Steuersatz in der sogenannten ersten Distanzklasse bei 12,73 Euro pro Passagier und Strecke. Ab 1. Mai steigt der Satz um 2,80 Euro auf 15,53 Euro pro Passagier und Strecke. Die Höhe der Luftverkehrssteuer hängt von der Entfernung zum Zielort ab und ist in drei Distanzklassen gegliedert. Je nach Distanz steigen die Steuerkosten um 43 bis 77 Prozent.

Albrecht ist mit seiner Prognose bei weitem nicht allein. Die Bundesregierung rechnete bereits in der Entwurfsphase des Gesetzes genau damit. So war zu lesen: "Die insoweit zu erwartende Überwälzung der Steuer auf die Flugpreise wird unmittelbar Auswirkungen auf die Einzelpreise für Flugreisen haben. Insbesondere im Bereich der sogenannten Billigflüge kann die Steuer so einen erheblichen Anteil des Gesamtflugpreises ausmachen."

Viel Kritik: "kaputt", "unattraktiv" und "dringend reformbedürftig"

Ein Gedanke dabei, Fliegen über den Preis unattraktiver machen, um den Klimaschutz zu stärken. Das Problem: Der Wirtschaftsstandort Deutschland wird geschwächt. Die Belastungen der deutschen Luftverkehrsstandorte durch öffentliche Steuern und Gebühren sind im europäischen Vergleich bereits heute besonders hoch, das hat zur Folge, dass sich das Flugangebot immer weiter reduziert. Mehr als jedes fünfte Sitzplatzangebot, das die deutsche Luftfahrtindustrie 2019 noch machen konnte, sei mittlerweile gestrichen - zu dieser Erkenntnis kam das "Handelsblatt" Anfang April, nachdem man Zahlen mehrerer Branchenverbände ausgewertet hatte.

Eine deutliche Meinung zur Steuererhöhung hat der Flughafenverband ADV (Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen), zu deren Mitgliedern auch der Nürnberger Flughafen zählt. "Die Luftverkehrsteuer führt zu einem Verlust an Wertschöpfung in Deutschland und zu klaren, einseitigen Wettbewerbsnachteilen gegenüber den europäischen Nachbarn. Der Flughafenstandort Deutschland wird im europäischen Wettbewerb um neue Strecken zusehends für Airlines unattraktiv", sagt ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel unserer Redaktion gegenüber.

So sieht man das auch am Albrecht Dürer Airport. Die Steuererhöhung schwäche den Wirtschafts- und Luftverkehrsstandort Deutschland und man verliere im europäischen Wettbewerb weiter an Boden. Die Folge sei, dass Deutschland für Low-Cost-Carrier wie beispielsweise Ryanair aufgrund der hohen Standortkosten im europäischen Vergleich keinen Entwicklungsmarkt mehr darstelle. Passend dazu ist eine Äußerung von Eddie Wilson, Vize-Chef von Ryanair. Er bezeichnete den deutschen Luftverkehrsmarkt mittlerweile als "kaputt" und "dringend reformbedürftig".

Die höhere Luftverkehrsteuer resultiert aus dem Wachstumschancengesetz der Bundesregierung und ist Teil des Maßnahmenpaketes, mit dem die Ampel-Koalition Milliardenlöcher im Haushalt stopfen will. Diesen Ansatz sieht man in der Branche kritisch. "Die Einnahmen der Luftverkehrssteuer sollten nicht zur Haushaltskonsolidierung dienen", fordert Beisel eine Kurskorrektur. "Die hohen Milliardeneinnahmen aus der Erhöhung der Luftverkehrsteuer sollten zumindest für die Förderung eines wettbewerbsneutralen und ausreichenden Markthochlaufs von Sustainable Aviation Fuel (SAF) eingesetzt werden", heißt es vom Albrecht Dürer Airport. "Neue Gesetzgebung und Regulierung müssen sich daran ausrichten, Luftverkehr zu entwickeln, nicht ihn einzuengen", sagt der ADV-Hauptgeschäftsführer abschließend.

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