Flüchtlinge beziehen Notquartier in Turnhallen

4.9.2015, 05:57 Uhr
Flüchtlinge beziehen Notquartier in Turnhallen

© Johnston

Müde Menschen sitzen auf Bierbänken, vor Blicken geschützt durch auf Bauzäune gespannte Plastikplanen. Der Reihe nach werden Syrer, Äthiopier und Iraker in einem kleinen Zelt registriert. Dann werden sie auf eine der drei Turnhallen der Sportanlage im Süden Nürnbergs verteilt. Hier sind am Donnerstag 75 Flüchtlinge untergekommen. Weitere 85 werden dort am Freitag in den provisorisch mit Bauzäunen abgetrennten Fünf- bis Sechs-Bett-Abteilen erwartet.

Schon in der nächsten Woche muss die Stadt erneut mehr als hundert Menschen unterbringen, die ihr zugewiesen wurden. "Als nächstes müssen wir uns um städtische Schulturnhallen bemühen", sagt Dieter Maly, der Chef des kommunalen Sozialamts. Auf einer internen Liste stehen bereits mehrere Objekte, die folgende Mindestvoraussetzungen erfüllen müssen: Hausmeister, ausreichend Duschen und Toiletten sowie ein eigener Zugang zur Halle gehören dazu.

Weitere Unterkünfte sind erforderlich

Man wolle die drei Sporthallen im Süden, die der Stadt gehören, schleunigst wieder leeren, betont der Amtsleiter. Doch ob das wirklich gelingt, steht in den Sternen. Gerade hat die Behörde den Auftrag für den Bau einer Leichtbauhalle vergeben. Wo sie und womöglich noch weitere dieser stabilen Zelte stehen werden, entscheide sich demnächst. Eventuell müsse die Deutschherrnwiese wieder aktiviert werden, auf der bereits im vergangenen Jahr Flüchtlinge untergebracht worden waren, bis ein Sturm den Planen zu stark zusetzte.

Als weiteren möglichen Standort nennt Dieter Maly den Hiroshimaplatz gegenüber dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Auch er gehört der Stadt. Allerdings müsse noch geklärt werden, ob der Straßenbahntunnel, der unter dem Platz verläuft, tragfähig genug ist. Parallel dazu besichtigt die Stadt laufend leerstehende Gewerbeobjekte, die ohne großen Aufwand zu Unterkünften umgebaut werden könnten. Noch habe man nichts Konkretes, so Maly.

Sorgen um mögliche negative Reaktionen aus der Nachbarschaft macht sich der Sozialamtschef nicht. Die Hilfsbereitschaft in der Stadt sei "überwältigend positiv". Viele kleine Privatinitiativen kümmerten sich um die Menschen, die erschöpft von ihrer aufreibenden Flucht in Nürnberg landen.

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