Flugzeug aus Nürnberg gestartet, um Kreml-Kritiker Nawalny zu behandeln
21.8.2020, 09:17 UhrIn der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist ein Ärzte-Team vom Nürnberger Flughafen gestartet, um Nawalny aus der sibirischen Großsstadt Omsk zur Behandlung nach Deutschland zu fliegen. Das berichtet das Onlineportal Bild.de am Freitagmorgen. Organisator des Rettungseinsatzes soll Filmemacher Jaka Bizilj von der Initiative "Cinema for Peace" sein. Flughafensprecher Christian Albrecht bestätigte auf Anfrage, dass aus Nürnberg um 3.11 Uhr eine Maschine nach Omsk gestartet sei. Details zum Flug konnte er nicht nennen.
Der Gesundheitszustand des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Omsk erlaubt nach Einschätzung von russischen Ärzten allerdings keinen Transport. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Freitagmorgen beim Kurznachrichtendienst Twitter mit. Den Wunsch der Familie hielten die Mediziner für den Transport in ein ausländisches Krankenhaus nicht für entscheidend.
"Schwer, aber stabil"
Nach Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums wird Nawalnys Zustand als schwer, aber stabil eingeschätzt. Demnach hatten Spezialisten aus Moskau nach Angaben der Behörden geprüft, ob er für die Verlegung in eine andere Klinik transportfähig sei. Er soll in Deutschland behandelt werden – wegen des dringenden Verdachts einer schweren Vergiftung. Er wurde im Koma künstlich beatmet, hieß es.
"Nawalnys Leben hängt jetzt von der Tatsache ab, dass der Chefarzt der Intensivstation sich weigert, Verantwortung zu übernehmen", schrieb seine Sprecherin bei Twitter. Nawalny soll mit einem Spezialflugzeug zur Behandlung nach Berlin geflogen werden, wie der Filmproduzent Jaka Bizilj der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Maschine wurde am Freitagmittag (Ortszeit) dort erwartet.
Nawalny hatte sich in Sibirien zu einer politischen Reise aufgehalten, um die Regionalwahlen im September vorzubereiten. Er warb dort für seine Strategie einer so bezeichneten "klugen Abstimmung", die darauf gerichtet ist, jede beliebige Partei zu wählen – nur nicht die Kremlpartei Geeintes Russland. Er will damit deren Dominanz in Russland brechen. Nawalny gilt innenpolitisch als Staatsfeind Nummer eins des Kreml.