Diskussion im Stadtrat
Flut: Nürnberg soll zur "Schwammstadt" werden - das hat es damit auf sich
19.7.2021, 19:59 UhrSchwammstadt. Der Begriff, den Klaus Köppel im Umweltausschuss verwendet, gefällt den Stadträten. Nürnberg müsse zur "Schwammstadt" werden, sagt der Leiter des Umweltamts und zielt damit ab auf einen klugen Umgang mit Starkregenereignissen. Umso grüner die Stadt werde – nicht nur durch Parks, sondern auch durch Dachbegrünung – desto besser könnten die Niederschlagsmengen versickern und unschädlich werden. Köppel spricht von einer "grün-blauen Infrastruktur" – Grün- und Wasserflächen seien von enormer Bedeutung, um mit den Folgen des Klimawandels klarzukommen.
Eindeutiger Trend
Jenen, die angesichts der kalten Tage im April und Mai denken, es werde vielleicht doch alles nicht so schlimm kommen, kann der Behördenleiter keine Hoffnung machen. "Der Trend ist eindeutig", sagt er – nicht nur in Bezug auf die Veränderung bei der Niederschlagssituation, sondern auch auf wärmere Temperaturen und längere Hitzewellen. Dennoch könne mal ein Monat kühler sein als üblich: "Das ist der Unterschied zwischen Wetter und Klima."
Die Stadtverwaltung müsse sich wappnen angesichts der Herausforderungen, die die Erwärmung mit sich bringt, meinen Köppel und Umweltreferentin Britta Walthelm (Grüne). Bisher sei es dabei vor allem um Hitze gegangen – nun wolle man das Thema Wasser und Starkregen stärker in den Blick nehmen, sagen die beiden in ihrem Bericht zum Sachstand beim städtischen Klimafahrplan.
Frage der Gesundheitsvorsorge
Walthelm betont, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel und zum Schutz vor dessen Folgen auch der Gesundheitsvorsorge dienten. "Wir müssen die Städte so umbauen, dass sie Kühle bieten." Auch sie sagt, dass die Stadt "wie ein Schwamm" funktionieren müsse.
Marc Schüller, stellvertretender Fraktionschef der Grünen, lobt nicht nur die Schwamm-Metapher, sondern betont auch die Bedeutung von Bäumen als Schattenspender. Die Anschaffung von Klimaanlagen dagegen könne kein Rezept gegen den Klimawandel sein, sagt er und erntet Walthelms Zustimmung.
Flächenverbrauch stoppen
Politbande-Stadtrat Ernesto Buholzer Sepúlveda mahnt an, dass das Thema mit oberster Priorität beackert werden müsse. CSU-Umweltexperte Otto Heimbucher macht sich Sorgen, dass das Bewusstsein der Bürger für die Gefahren des Klimawandels nicht groß genug sein könnte. "Ohne die Bürger können wir das nicht umsetzen."
In die Höhe bauen
Zudem müsse Flächenversiegelung gestoppt werden. Das sieht auch Gerhard Groh so. "Wir müssen mehr in die Höhe bauen und dürfen nicht so viel Fläche verbrauchen", sagt der umweltpolitische Sprecher der SPD.
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Er provoziert damit die Kritik der CSU-Räte Konrad Schuh und Daniel Frank – schließlich planten SPD und Grüne ein neues Wohnviertel nördlich der Schleswiger Straße mit Erschließungsstraße. "Wenn Sie hier zehn bis 15 Hektar im Knoblauchsland verbauen wollen, ist das auch Versiegelung", ruft Schuh dem SPD-Kollegen zu.
Ganz einig sind sich die Kommunalpolitiker dann also doch nicht – der parteiübergreifenden Koalition gegen den Klimawandel zum Trotz.
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