Fränkin sorgt mit Schafherde für mehr Artenvielfalt
31.12.2019, 14:31 UhrSchafezählen macht Heidi Stafflinger nicht müde. Aber die Arbeit mit den Tieren beruhigt sie wirklich. "Weil man nicht mal schnell zum Hüten geht", sagt die 58 -Jährige. Eilt es, spüren die Tiere das. "Und dann hauen sie ab." Ohne jedodoch weit zu kommen. Dafür sorgt Betty, ein Harzer Fuchs. Die wegen ihres roten Fells so bezeichnete Rasse zählt zu den Altdeutschen Hütehunden.
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Über die will Heidi Stafflinger mehr erfahren, als sie Bettys Frauchen wird. Mehr als die Hundetrainerin und Tierpsychologin schon über die Vierbeiner weiß. "Ich wollte meinen Hund besser verstehen." Sie findet einen Schäfer, der Betty, der sie mit zu seiner Herde nimmt. Dort angekommen überreicht er ihr ein Mittagsbrot und verabschiedet sich: "Ich hole dich heute Abend." Heidi Stafflinger meistert den Tag mit der Herde und weiß danach: "Ich will auch Schafe."
Vom Aussterben bedrohte Art
Acht Jahre ist das her. Platz hat Stafflinger auf der von ihr auch für Hundetraining gepachteten Fläche in der Nähe des Naturschutzgebiets Hainberg. Genug um drei, vier Schafe zu halten. Sie entscheidet sich für eine alte Rasse, Rouge du Roussillon. Die Tiere, eigentlich in den französischen Pyrenäen zuhause, sind bis heute stark bedroht.
Heidi Stafflinger nimmt Schafe aus der Nachzucht des Nürnberger Tiergartens, der Jahrzehnte vorher mehrere Exemplare vor dem Schlachthof rettet, Auch die kleine Herde der Tierpsychologin soll helfen, die Art zu erhalten. Der Plan geht auf — beinahe zumindest. Denn bei der Handvoll Schafe bleibt es nicht. Wenn Heidi Stafflinger heute das hölzerne Tor des Schafstalls öffnet, drängen mehr als zwanzig Schafe nach draußen. Dazu kommen die Böcke, die getrennt von der Gruppe gehalten werden.
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Jeden Tag ist Stafflinger mit ihren Schafen unterwegs, mindestens eineinhalb Stunden, egal bei welchem Wetter. Hütehündin Betty kreist währendessen um die Herde. Dass es inzwischen so viele Tiere sind, hat einen Grund. Der hat nichts damit zu tun, dass Heidi Stafflinger mit den Tieren erwas verdienen will. Mehr als eine Aufwandsentschädigung sind mit Wolle und Jungtieren nicht drin, verrät die in Mütze und Schal eingemummelte Frau, während sie sich auf ihren Stock stützt und ihre Herde friedlich auf einer sechs Hektar großen Fläche grast.
Im Auftrag der Stadt - und der Natur
Um die kümmert sich Stafflinger, seit 2003 auch Naturschutzwächterin. Weil die Stadt Nürnberg darum gebeten hat. Denn die Beweidung solcher Flächen durch Schafe sorgt dafür, dass die Artenvielfalt wächst. Und tatsächlich: Seit Stafflingers Schafe hier grasen, gedeiht das Areal. Das bestätigen Naturschutzbehörde und Zoologen. Inzwischen gibt es hier wieder Schmetterlingsarten wie den Bläuling. Weil ihre Schafe den Boden anders "mähen" als eine Maschine, sagt die 58-Jährige. Die Sandgrasnelken beißen sie so ab, dass sie im Jahr mehrmals blühen.
Das wiederum freut Bienen und Insekten — und auch Spaziergänger, mit denen Stafflinger immer wieder ins Gespräch kommt. Dann nimmt sie sich Zeit, ihre Arbeit zu erklären. Genauso wie beim öffentlichen Schafschurtag. Besonders Kinder sind von Heidi Stafflingers Schafen angetan, wollen die Tiere gerne streicheln, fühlen das weiche, warme und auch fette Fell. Auch das wirkt beruhigend.
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