Freude für alle - Fall 4: Unbändige Angst vor dem Ex-Partner

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

E-Mail zur Autorenseite

18.11.2020, 07:54 Uhr

Beispielhaft für viel zu viele andere greift die Weihnachtsaktion das Schicksal von Annelore K. (Namen geändert) auf – auch wenn das nur skizzenhaft und mit Verfremdungen möglich ist.

Denn nach einem halben Jahr in einem Frauenhaus musste die Mittdreißigerin zu ihrem Schutz sogar in ein Opferschutzprogramm der Polizei aufgenommen werden. Das bedeutet nicht weniger, als dass sie samt Kindern ihr Leben umkrempeln musste.


Freude für alle - Fall 3: Aurelia ist noch lange nicht über den Berg


Alle Verbindungen in die frühere Heimatstadt wurden gekappt, zur neuen Existenz gehören auch geänderte Namen. Doch mit all dem lassen sich die traumatischen Erfahrungen kaum bannen. Und natürlich kam Panik auf, als der Ex-Partner ganz unverfroren das Recht zum Umgang mit seinem Kind einzufordern versuchte. „Das hätte eine enorme Gefährdung für die Kleine wie für die Mutter bedeutet“, stellt die betreuende Sozialpädagogin fest. So bleibt die nackte Angst ein ständiger Begleiter.

Kind musste schlimme Szenen mit ansehen

Zwar scheint die größte Gefahr vorerst gebannt, nachdem der Ex-Partner wegen seiner schweren Straftaten mittlerweile abgeschoben wurde. Doch wer weiß, ob er eines Tages auf illegalem Weg zurückkehrt und es ihm irgendwie doch gelingt, die Geheimadresse ausfindig zu machen.


Freude für Alle - Fall 2: Die größte Gefahr lauert im Schlaf


Unterdessen macht der Mutter das auffällige Verhalten eines ihrer Kinder zu schaffen. Mal steigert es sich in Schreianfälle hinein und ist kaum zu beruhigen, mal geht es rabiat auf andere los, mal richtet sich die Aggressivität gegen sich selbst.

Dass die unsäglichen Szenen, die es vor Monaten miterleben musste, die kindliche Seele aus dem Gleichgewicht gebracht haben, liegt auf der Hand. So schläft es, innerlich aufgewühlt, auch selten ruhig durch, erholsamer Schlaf ist daher auch für die Mutter fast schon zur Ausnahme geworden.

Um sich gespuckt

Schwer zu bändigen ist der kleine Wirbelwind auch außer Haus. Weil er sich im Bus abschnallte und sich und andere Kinder gefährdete, weigerten sich Busfahrer bereits, ihn zu seiner Betreuungseinrichtung mitzunehmen.

Begleitet die Mutter das Kind, kommt es auch zu heiklen Szenen, weil es kaum stillsitzen kann – und vor einiger Zeit sogar um sich spuckte - unschwer auszumalen, was sich die Mutter von anderen Fahrgästen anhören musste, wegen der Pandemie und auch unabhängig davon.


Freude für Alle - Fall 1: Zwischen Panik und Hoffnung


Letztlich bleibt Annelore K. nur, ein eigenes Fahrzeug zu nutzen. Auf das ist sie im ländlichen Umfeld ohnehin angewiesen. Ihr bisheriger Wagen aber hat den letzten Tüv nicht überstanden.

Mit Unterstützung der Weihnachtsaktion sollte es gelingen, den Wagen wieder flott zu bekommen. „Frau K. steckt immer noch in einer stark belasteten Situation. Jede Erleichterung im Alltag hilft ihr enorm“, schreiben die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen an „Freude für alle“.

Autoreifen zerstochen

Ohrfeigen und Schläge bis zur Bewusstlosigkeit – all das hat auch Sophie W. durchlitten. Auch als ihr Ex-Partner schon der Wohnung verwiesen war und Kontaktverbot hatte, stellte er ihr weiter nach und zerstach zum Beispiel ihre Autoreifen. Für all verbüßt er inzwischen eine durchaus saftige Strafe.

Allerlei finanzielle Lasten bleiben indes an ihr hängen. Und auch das zuständige Jobcenter setzte ihr zu: Weil sie – in der Zeit vor seiner Verhaftung – zeitweise Zuflucht bei einer Freundin suchte, kappte ihr das Jobcenter vorübergehend die anteiligen Leistungen für ihre Wohnung, für die sie freilich weiter Miete zahlen musste.

2 Kommentare