Vorläufige Bilanz

"Freude für alle" in Nürnberg und der Region: Mehr als zwei Millionen Euro für bedürftige Mitbürger

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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22.12.2023, 16:58 Uhr
Hier finden Menschen Wärme - im doppelten Sinn: In der Straßenambulanz Franz von Assisi erhalten Menschen in prekärer Lebenslage medizinische Hilfe und eine Mahlzeit. Die Einrichtung der Nürnberger Caritas wird auch von "Freude für alle"-Spenden stark unterstützt.

© Günter Distler, NNZ Hier finden Menschen Wärme - im doppelten Sinn: In der Straßenambulanz Franz von Assisi erhalten Menschen in prekärer Lebenslage medizinische Hilfe und eine Mahlzeit. Die Einrichtung der Nürnberger Caritas wird auch von "Freude für alle"-Spenden stark unterstützt.

"Es handelt sich um einen Kinderschutzfall", beginnt ein Eil-Antrag, der die Weihnachtsaktion am letzten Tag vor dem Feiertagswochenende erreichte. "Zwei Schwester brauchen dringend finanzielle Unterstützung", schrieb die Sozialpädagogin geradezu händeringend - wie das doppelt unterstrichene "dringend" wohl zu deuten war. Denn bis die regulären Hilfen über die zuständigen Ämter greifen, kann es Tage dauern - aktuell vermutlich bis über den Jahreswechsel.

Und das ist alles andere als ein Einzelfall. Beispiel zwei: Eine Verkäuferin aus einer Supermarkt-Kette ist gerade Mutter geworden, kann aber kein Elterngeld beantragen ohne Geburtsurkunde. Deren Ausstellung verzögert sich wiederum, weil ein Scheidungsurteil erst aus dem Ausland beschafft werden muss. Unterdessen laufen die Ausgaben für Miete, Strom und das tägliche Brot munter weiter.

Zweckgebundene Spenden als Gradmesser

Wie Menschen akut - oder über viele kleine Etappen - in Nöte geraten können, hatte die Weihnachtsaktion seit Mitte November in täglichen Berichten an 36 Fallbeispielen zu zeigen versucht. Dass und wie sehr das viele Leserinnen und Leser bewegt, spiegelt sich nicht zuletzt in den Überweisungen, die zweckgebunden eingegangen sind - bisher insgesamt 150.000 Euro, wobei sich hier auch nach Weihnachten noch viel bewegt. Insgesamt sind seit Mitte November auf den "Freude für alle"-Spendenkonten bei den Sparkassen Nürnberg, Fürth und Erlangen sowie via PayPal gut 2,1 Millionen Euro eingegangen.

Traditionell die höchste Teilsumme ist auch diesmal der Straßenambulanz zugedacht, bisher mehr als 22.000 Euro, stark berücksichtigt wurden daneben die Tafeln, die Alleinerziehende mit ihrem schwer behinderten Sohn Edgar oder die Schicksals-WG zweier Väter, die viel als Lkw-Fahrer unterwegs sind.

Für einen verheißungsvollen Auftakt der Aktion hatte in diesem Jahr erstmals eine Gala im Nürnberger Literaturhaus mit einem feinen Menü und engagierten Künstlern gesorgt. Und es sollte nicht dabei bleiben: Neben einigen tausend privaten Einzelspendern beteiligten sich - oft in treuer Verbundenheit - zahlreiche Firmen, vor allem aus dem klassischen Mittelstand, dazu unterschiedliche Initiativen mit Benefiz-Aktivitäten.

Immer wieder werden auch Sachspenden angeboten

Dazu gingen immer wieder Angebote für Sachspenden ein. Die sind eigentlich sinnvoll und willkommen - aber leider haben die Redaktion und die Mitarbeiter im Aktionsbüro keine Kapazitäten für die nötige Vermittlungsarbeit. Ausnahmen bestätigen die Regel: Eine erfahrene Therapeutin will sich pro bono um einige schmerzgeplagte Patienten kümmern, die nicht mehr ein noch aus wissen, weil sie sich sonst nirgendwo richtig behandelt fühlen.

Bereichernd waren die Begegnungen mit Hilfsbedürftigen übrigens auch für die Redaktionsmitglieder: "Wir haben sehr offene und nette Menschen getroffen", berichtet VNP-Redakteur Max Söllner, der erstmals für die Weihnachtsaktion mit unterwegs war. "Mal ging die Klingel nicht, aber dann waren die Gespräche immer herzlich und spannend. Großen Respekt dafür, dass die Menschen trotz vieler Widrigkeiten nicht aufgeben."

Wie seit vielen Jahren schon, bleibt auch nach Weihnachten und bis ins neue Jahr hinein noch viel zu tun: Die schiere Menge der Anträge auf Unterstützung ist in den Wochen vor Weihnachten nicht zu bewältigen - das Aktionsbüro kann hier nur um Geduld bitten.

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