Fruchtloser Kampf gegen Tauben

3.9.2011, 08:00 Uhr
Fruchtloser Kampf gegen Tauben

© Michael Matejka

Ein Gerichtsurteil spricht aus, was die Mehrheit längst denkt: Tauben sind Schädlinge, wenn sie in Schwärmen auftreten. Das hat jetzt der Hessische Verwaltungsgerichtshof entschieden (wir berichteten); ein Falkner hatte geklagt, der den Viechern im Auftrag von Privatkunden mit seinen Greifvögeln an den Kragen wollte, und teilweise recht bekommen.

Die Stadttaube und ihr Mist, das ist ein Thema, das auch in Nürnberg eine lange Geschichte hat. Was wurden nicht schon für Geschütze aufgefahren, um der gurrenden Plage Herr zu werden. Taubenhäuser beim Handwerkerhof und am Jakobsplatz: eine Fehlinvestition. Anti-Baby-Pillen: leider nutzlos. Rentner als kopfgeldkassierende Taubenfänger: Der Bestand schrumpfte keine Spur.

Zwangsgelder

Nun scheint Ermattung eingetreten zu sein. Die Kommune, die 1996 ein Fütterungsverbot erlassen hat, beschränkt sich inzwischen darauf, ihre historischen Gebäude mit Drähten zu schützen und Geldbußen zu verhängen, wenn gefüttert wird.

Im vergangenen Jahr wurden elf Zwangsgelder zwischen 100 und 500 Euro verhängt. In zwei Gerichtsverfahren war die Stadt erfolgreich. Viel ist das nicht. Man sei auf Bürger angewiesen, die Anzeige erstatten und notfalls auch als Zeugen auftreten, heißt es.

„Das Ziel ist die Vergrämung“, sagt Harald Zirkel vom Gesundheitsamt, der die Zahl der Tauben in Nürnberg grob auf 5000 schätzt. Der Tierschutz spreche gegen eine gezielte Tötung, wie sie noch bis Mitte der 90er Jahre praktiziert wurde. Auch das Kasseler Urteil ändere daran wenig.

Kein Jäger

Damit mussten sich auch die Verantwortlichen im Hauptbahnhof abfinden, die vor einigen Jahren einen Jagdpächter auf die flatternden Störenfriede ansetzen wollten. Jetzt beschränkt man sich dort notgedrungen auf Netze und Drähte.

Viel hält man dagegen im Tierheim und beim Verein „Menschen für Tierrechte“ von betreuten Taubenschlägen, die in vielen deutschen Städten gezielt in unbenutzten Dachböden installiert wurden. Dort füttern sogenannte Taubenwarte, damit die Vögel bleiben und die Eier systematisch entfernt werden können. Augsburg, Bad Kissingen, Würzburg und Coburg setzen auf dieses Modell. Auch die Nachbarstadt Erlangen bekämpft die Taubenplage seit 15 Jahren auf diese „humane“ Art und Weise. 37000 Euro kostet der Erlanger Taubenschlag im Jahr. Man habe die Population im Griff, heißt es dort zufrieden.

Vermehrung gebremst

„Wir haben im Stadtrat immer wieder gebohrt“, sagt Elisabeth Mederer von „Menschen für Tierrechte“ frustriert. 80 Prozent des Kotes bleibe im Schlag, die Vermehrung werde gebremst und den Tieren bekomme das artgerechte Futter besser als die Fastfood-Reste, die auf der Straße herumliegen.

Doch eine Lösung zum Nulltarif gebe es nun mal nicht. Ehrenamtlich könne die Betreuung von Taubenschlägen aber nicht geleistet werden. Mederer: „Wir sind doch nur ein kleines Häuflein Aktiver.“ Auch im Gesundheitsamt hält man die betreuten Taubenschläge für eine gute Sache. Harald Zirkel: „Leider gibt es in Nürnberg keine Initiative, die das ehrenamtlich übernehmen würde.“

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