Projekt "Topo N"
Für Hobbyforscher: So sah Nürnberg im Jahr 1310 aus
24.7.2021, 16:50 UhrEs ist ein Spaziergang durch die Jahrhunderte für Wissenschaftler und Hobbyforscher: Insgesamt 2000 Liegenschaften gab es um 1310 innerhalb der ersten Nürnberger Stadtmauer. 700 befanden sich auf der Lorenzer Seite, 1300 jenseits der Pegnitz auf der Sebalder Seite. Das Stadtarchiv hat mit seinem neuen Programm "Topo N" nun die Daten zu 142 Häusern im Internet veröffentlicht.
Einsehbar waren die Akten bislang schon im Lesesaal. Doch jetzt kann jeder Interessierte vom heimischen PC aus recherchieren.
Ein Beispiel unter den 142 Immobilien: die Anlage des alten Barfüßerklosters, das über die Jahrhunderte verschiedenste Menschen beherbergt hat. Zunächst einmal beteten dort Franziskaner-Mönche, im 16. Jahrhundert wurde das Gebäude als Waisenhaus genutzt.
Kloster wurde zum Zuchthaus
Später verbüßten Verbrecher und notorische Bettler hier ihre Strafen - es war zum Zuchthaus umgebaut worden. Was die Nürnberger aber nicht störte, im oberen Stockwerk auch noch eine Malerakademie einzurichten.
Nach einem verheerenden Brand wurde die Kirche in Barockmanier neu errichtet. Ende des 18. Jahrhunderts eröffnete Kaufmann Georg Bestelmeyer dort ein Geschäft für "Galanteriewaren" und Spielzeug. Er war damit ein absoluter Vordenker: Sein Laden galt als Vorläufer der Waren- und Versandhäuser.
"Topo N" verknüpft alle historischen Quellen
Das Projekt "Topo N" verknüpft Urkunden, Bauakten, Kupferstiche und Fotografien, um die verschwundenen Häuser der Altstadt zum Sprechen zu bringen. Denn 90 Prozent des Innenstadtkerns wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört - nicht jedoch die schriftliche und bildliche Überlieferung. "Das ist ein genetischer Fingerabdruck der Geschichte", meint Bürgermeisterin Julia Lehner, "die Datenbanken können Schicht um Schicht Nürnbergs erfassen."
Ausstellung berichtete über gruseligen Mord im Totengräberhaus
Es ist der Reiz der "Hausakten", dass nicht nur nüchterne Daten wie Käufer und Verkäufer, Umbaugenehmigungen und ähnliches vermerkt sind. Die Fotografien von Georg und Ferdinand Schmidt sowie von Fritz Traugott Schulz sind ergänzend als authentische, beeindruckende Dokumente des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts angefügt.
"Allerdings ist Topo N nicht selbsterklärend", merkt Walter Bauernfeind an, der das Projekt im Stadtarchiv federführend betreut. Daher stellt man bei zwei Online-Veranstaltungen jeweils am Donnerstag 29. Juli und 5. August, ab 18 Uhr, zwei große Bauensembles an der Pegnitz und die Arbeitsweise mit Topo N vor. Ab September folgen weitere Veranstaltungen.
Zu den Online-Angeboten müssen sich Teilnehmer über die Webseite des Stadtarchivs anmelden.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen