Fuß vom Gas: Herrmann stimmt Tempolimit auf A73 zu

1.8.2016, 09:44 Uhr
Fuß vom Gas: Herrmann stimmt Tempolimit auf A73 zu

© Stefan Hippel

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass Innenminister Joachim Herrmann der Forderung der SPD-Landtagsabgeordneten Helga Schmitt-Bussinger nach einem sofortigen Tempolimit auf der A 73 eine Absage erteilte. „Eine große Chance für mehr Lärmschutz in den Siedlungen-Süd ist vertan“, sagte die Abgeordnete damals.

Sie forderte eine Tempobegrenzung von 80 Kilometer pro Stunde in der Nacht und 100 km/h am Tag. Doch davon hielt der Unionspolitiker nicht viel. Seine Begründung: Allein rein rechtlich sei in Sachen Tempolimit nichts zu machen, da die Regelungen bundesweit einheitlich seien. Davon abgesehen fand Herrmann, dass eine Reduzierung aus Lärmschutzgründen nicht notwendig sei, da die Grenzwerte eingehalten würden.

Warum in Fürth ein Tempolimit möglich ist und in den Siedlungen-Süd nicht, erklärte er auf Nachfrage des Stadtanzeigers damals mit dem Hinweis auf die besondere Verkehrssituation im Fürther Bereich. Durch dicht hintereinander folgende Anschlussstellen, einen großen Anteil innerstädtischen Verkehrs und eine Vielzahl von nötigen Fahrspurwechseln herrsche hier eine spezielle Gefahrensituation – und auf eine solche hätte sich Schmitt-Bussinger damals vielleicht auch berufen sollen.

Gefährliche Staus

Denn nun haben sich auf Anregung von CSU-Stadtrat Andreas Krieglstein und dem CSU-Ortsvorsitzenden Jörg Ammon die für Nürnberg-Süd zuständigen Abgeordneten Michael Frieser (Bundestag) und Karl Freller (Landtag) nochmals an den Innenminister gewandt, um darauf hinzuweisen, dass der Bereich zwischen den Ausfahrten Nürnberg-Zollhaus und Nürnberg-Hafen-Ost ebenfalls jede Menge Gefahrenpotenzial birgt.

Und plötzlich ist das stete Drängen auf eine Lösung für den unfallträchtigen Autobahnabschnitt – zumindest vorerst – von Erfolg gekrönt. Wie die Abgeordneten in einer Pressemitteilung schreiben, habe eine umfassende Analyse der Verkehrssituation in diesem Bereich der A 73, die Herrmann extra durchführen ließ, ergeben, dass es vor allem an der Anschlussstelle Königshof regelmäßig zu Staus kommt.

Die Autobahndirektion sehe ein Risiko, so der Minister, dass sich hier potenzielle Gefahrenbereiche entwickeln können. Die von Freller und Frieser angeregte Tempobegrenzung auf 120 km/h komme somit „als Abhilfemaßnahme ganztägig infrage“, heißt es vom Minister weiter, „zumindest bis die Rückstausituation entschärft wird“.

Will heißen: Nach dem sechsspurigen Ausbau der A 73 könnte das Tempolimit wieder aufgehoben werden. In den Siedlungen Süd darf man sich bis dahin aber erst einmal über erhöhte Verkehrssicherheit freuen – und zugleich über eine Reduzierung der Lärmbelastung.

17 Kommentare

Werwolf

Tempo 30 in der gesamten Stadtgebiet. Das wäre nicht einmal was Neues.
Rasen darf man doch überall anders in Bayern.

Beamtenkontrolleur

Diese Aktion ist wieder einmal politischer Schwachsinn! Es wurden doch dort extra die flexiblen Tempoanzeigen installiert, um situationsabhängig schalten zu können. Im Prinzip kann man die flexiblen Tempoanzeigen wieder abbauen und wie früher die Blechschilder Tempo 120 aufstellen.

klauswerner

Sorry das ich das nicht verstehe und nicht nachvollziehen kann. Ich habe auch sollten so eine schwache Begründung gelesen:

- Lärmschutz: alle Werte werden eingehalten, deswegen ist also eine generelle Beschränkung nicht möglich. Gut.
- „Gefahrenpotential“: Jetzt wird es witzig. Es gibt also keine Gefahr, sondern nur eine potentielle. Das Einzige was man feststellen kann sind häufige Staus.
Erkenntnisse über eine echte höhere Gefährdung, beispielsweise durch Unfallzahlen gibt es also nicht.

Ich erlaube mir zu zitieren:
„… dass es vor allem an der Anschlussstelle Königshof regelmäßig zu Staus kommt.
Die Autobahndirektion sehe ein Risiko, so der Minister, dass sich hier potenzielle Gefahrenbereiche entwickeln können. Die von Freller und Frieser angeregte Tempobegrenzung auf 120 km/h komme somit „als Abhilfemaßnahme ganztägig infrage“, heißt es vom Minister weiter, „zumindest bis die Rückstausituation entschärft wird““
Also, die häufigen Staus kenne ich auch, ich fahre diese Strecke täglich von und zur Arbeit. Und vielleicht ist es den Herren Freller und Frieser noch nicht aufgefallen: Da gibt es die variablen Schilderbrücken. Für sehr viel Steuergeld angeschafft.
Und genau die kümmern sich um solche Situation. Bei Stau drosseln sie den Verkehr, wenn der Stau vorbei ist geben sie ihn wieder frei.
Welche Verbesserung soll sich also bitte schön beim „Gefahrenpotential“ ergeben, wenn man zukünftig immer dann wenn sowieso kein Stau ist (denn da greifen ja die Schilderbrücken) auch nicht schneller gefahren werden darf?

VorsichtIchStreueBlumen

Man sollte im Norden wie im Süden der A73 nicht auf eine Reduzierung der Geschwindigkeit drängen, sondern auf eine Einhaltung der Sicherheitsabstände der Fahrzeuge.

Eine generelle Einschränkung auf Tempo 80 ist an beiden Stellen unnötig und wird auch nicht akzeptiert.

Falls jemand wirklich ausgerechnet den LKW-Verkehr auf der Südwest-Tangente (oder sonst wo) auf Tempo 60 drosseln möchte, der weiß ganz genau, dass er mit diesem populistischen Argument auch den PKW-Verkehr drosselt. LKWs haben genau wie PKWs sehr wirkungsvolle Bremsen und bleiben normalerweise hübsch in ihrer Spur. Die allermeisten LKW-Fahrer verhalten sich deutlich vorbildlicher und besonnener als PKW-Fahrer.


südstadtlerin

Ist doch klar und immer dasselbe, in Gegenden mit überwiegend höheren Einkommensklassen ist es immer zu laut und immer zuviel Verkehr mit zu hohen Geschwindigkeitsregelungen, so wie es bisher in Nürnberg immer praktiziert wurde wird derzeit Verkehr vermehrt und verstärkt auf Hauptverkehrsstraßen umgeleitet oder verlagert, Allersberger Str., Wölckernstr., Regensburger Str. usw. sind typische Beispiele dafür, hier wohnen und leben die unteren Gehaltslisten, Angestellte und Arbeiter, da sind halt mal einige hunderte Autos pro Minute keine Seltenheit - fragt aber niemand danach, ist ja deren kleine Mann.