Gedenken an die Opfer vor 70 Jahren
5.11.2008, 00:00 UhrNS-Reichsminister Joseph Goebbels hatte am 9. November 1938 mit einer seiner berüchtigten Hetzreden das Signal zum organisierten Losschlagen gegeben. Die nächtlichen Gewalttaten der SA und ihrer Helfer kosteten 91 Juden im ganzen Deutschen Reich das Leben. Allein neun Tote gab es dabei in Nürnberg. Das zeigt die besondere Brutalität, mit der die Nazis und ihre Anhänger hier vorgingen.
Pöbel plünderte Geschäfte
Der Nürnberger Bernhard Kolb, damals Geschäftsführer der Israelitischen Kultusgemeinde, hat einen erschütternden Augenzeugenbericht über die Ereignisse in der «Nacht der Schande« hinterlassen. Er schildert darin, wie die SA mit mitgebrachten Stangen die Schaufenster jüdischer Geschäfte einschlug, die der Pöbel dann plünderte. Mit Äxten, Hämmern und Brechstangen stürmten die Täter Wohnungen, steckten Wertsachen ein und misshandelten Männer, Frauen und Kinder. 160 Juden wurden unter dem lautstarken Gegröle der anwesenden Bevölkerung ins Gefängnis getrieben. Die Synagoge in der Essenweinstraße ging in Flammen auf. Viele Juden nahmen sich nach diesem Erlebnis in den folgenden Tagen das Leben.
Die Leichen der Getöteten wurden auf dem israelitischen Friedhof an der Schnieglinger Straße 155 beerdigt. Dort findet am Sonntag, 9. November, ab 14 Uhr auch eine Gedenkfeier der Stadt und der Gemeinde statt. Es wird mit einer großen Anteilnahme der Bevölkerung gerechnet.
Ab 19 Uhr im Historischen Rathaussaal
Am selben Tag führt dann von 18 Uhr bis 18.50 Uhr ein «Weg des Gedenkens« vom Platz der alten Synagoge in der Essenweinstraße durch die Straße der Menschenrechte und dem Platz der ehemaligen Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz ins Alte Rathaus zur zentralen Nürnberger Gedächtnisveranstaltung. Sie beginnt um 19 Uhr im Historischen Rathaussaal. Nach einer Einführung von Oberbürgermeister Ulrich Maly und einem Zeugnisbericht von Arno Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, hält der Publizist Henryk M. Broder dort einen Vortrag.
Daneben gibt es in den nächsten Tagen eine Reihe weiterer Veranstaltungen: Mittwoch, 5. November, 19.30 Uhr, im Haus eckstein, Burgstraße 1-3, Vortrag zum 100. Geburtstag von Oskar Schindler; 5. bis 7. November internationale Ministerkonferenz im Doku-Zentrum; Samstag, 8. November, 20 Uhr, Texte und Musik in St. Lorenz; Sonntag, 9. November, 10 Uhr, ökumenischer Gottesdienst in der Reformations-Gedächtnis-Kirche am Berliner Platz, außerdem um 11 Uhr in der Kongresshalle Lesung von Mitgliedern des Schauspiel-Ensembles.