Volksverhetzung und Bedrohung

Gefährderansprache in Nürnberg: Ermittlungen gegen Streamer „Mois“ wegen antisemitischen Äußerungen

Erika Balzer

Volontärin

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11.7.2024, 20:27 Uhr

Der Rapper und Streamer "Mois" (mit bürgerlichem Namen Zelemkhan Arsanov) befindet sich seit wenigen Tagen in Nürnberg. Das beweisen seine Stories bei Instagram und Videos auf Youtube. Dort sieht man den 33-Jährigen in einem Nürnberger Fitnessstudio trainieren und an der Pegnitz sitzen. Dabei lebt der Rapper eigentlich in Nordrhein-Westfalen. In Nürnberg hat er jetzt mit der Polizei zu tun gehabt.

Antisemitische Äußerungen

Darum geht es: Der Streamer beschuldigt in den sozialen Medien seine Ex-Frau Anys (auch Anis), ihn mit dem ukrainisch-jüdischen Rapper "Sun Diego" (auch als "Spongebozz" bekannt) betrogen zu haben. In diesem Kontext wirft Mois seiner Ex-Frau vor, ihm seine Kinder "mit einem dreckigen Juden" weggenommen zu haben und ihre "Seele an Illuminaten zu verkaufen". "Illuminaten" oder "die Illuminati" sind bekannte antisemitische Codes. Die Polizei Nürnberg ermittelt nun gegen den Streamer.

Im gleichen Youtube-Interview, in dem diese Aussagen gefallen sind, gibt er zu, seine Ex-Frau geschlagen zu haben und sagt, sie solle "sich freuen, dass sie nicht tot ist". Der Streamer sei "Gott dankbar, sie nur geschlagen und nicht getötet" zu haben.

Ex-Frau berichtet von häuslicher Gewalt

Seine Ex-Frau Anys äußerte sich vor einigen Tagen in mehreren Posts zur Beziehung mit dem 33-Jährigen. Die Videos haben durchschnittlich über 100.000 Aufrufe und viele Menschen zeigen sich Anys gegenüber solidarisch. Sie und der Streamer hatten im Februar 2018 geheiratet. Die Ex-Frau berichtete in den Videos von häuslicher Gewalt und Bedrohung durch den Streamer. Sie sei von ihm und ihrer Schwiegermutter geschlagen worden.

Ermittlungen eingeleitet

Das Polizeipräsidium Mittelfranken bestätigt der nordbayern-Redaktion gegenüber, dass der Streamer eine Gefährderansprache erhalten habe. Aufgrund der antisemitischen Äußerungen ermittelt die Polizei nun, ob es sich um Volksverhetzung handeln könnte. Die Stadt Nürnberg äußert sich zu dem Fall wie folgt: "Die Stadt Nürnberg duldet keinerlei Formen von Antisemitismus, Rassismus, Hass und Menschenfeindlichkeit. Wir haben großes Vertrauen in die Ermittlungsbehörden, wenn es um die Feststellung von strafrechtlich relevanten Inhalten geht."

Bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth liegt der Fall noch nicht vor, heißt es von der Pressestelle. Auch die Polizei Bielefeld hat ein Strafverfahren wegen Bedrohung eingeleitet, schreibt sie auf "X".

Auf seinem Instagram-Kanal postet der Rapper seit Tagen mehrmals stündlich. Mittlerweile folgen ihm 1,1 Millionen Menschen. In der Kommentarspalte fordern einige, er solle aufhören und schreiben, er würde sein Verhalten bald bereuen. Die Dynamik und der Umgang in den sozialen Medien erinnern stark an die Geschichte des Drachenlords.

Mois erlebt aber auch Solidarität. Fans bekunden Verständnis für seine Äußerungen und Taten und fordern Gerechtigkeit. Für sie wiegt der Vorwurf, dass seine Frau ihn betrogen haben soll, schwerer, als seine Gewalt und Bedrohung ihr und dem Rapper Sun Diego gegenüber.