Gesamte Quelle steht unter Schutz
16.11.2013, 00:00 Uhr„Ich will nicht andeuten, dass Minister Markus Söder die Unwahrheit gesagt hat“, betont Gerhard Steinmann, stellvertretender Leiter der Bauordnungsbehörde, „aber nach unserer Auffassung steht das komplette Grundstück zwischen Wandererstraße und Fürther Straße unter Denkmalschutz.“ So sei dies im stadtinternen Geodaten-Service hinterlegt.
Auch in der offiziellen Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege sind alle Quelle-Flächen komplett als unter Schutz stehend rosafarbig markiert — bis hin zum 90 Meter hohen ehemaligen Heizkamin und dem Pförtnerhaus in der Wandererstraße. Und wenn ein Gebäude auf der Liste steht, kann man es nicht wieder herunternehmen, nur um es abzureißen.
Zu einer Stellungnahme, die über die reine Beschreibung der Denkmalliste hinausgeht, konnte sich das Landesamt gestern nicht durchringen, sondern hat erst für Montag eine Erklärung angekündigt. Das Thema ist offenbar politisch ziemlich heiß.
Einfach einen Großteil abräumen und etwas Neues darauf bauen, so wie es dem CSU-Bezirksvorsitzenden Söder vorschwebt, das geht also nicht. Er hatte Befürchtungen geäußert, dass bei einer Teil-Übernahme der Quelle-Versandgebäude durch den Freistaat eine Belastung in Milliardenhöhe auf die Steuerzahler zukommen könnte — allein für die Sanierung.
Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly möchte dagegen die Bauten erhalten, die Architekt Ernst Neufert in den 1950er Jahren entworfen und errichtet hatte. Für die Verwaltung ist die eindeutige Haltung des sozialdemokratischen Stadtoberhaupts wichtig: Denn die Untere Denkmalschutzbehörde würde ein klares Veto einlegen, falls ein Abbruch-antrag gestellt würde. Einem Investor bliebe dann nur der Weg zum Verwaltungsgericht.
Selbst wenn statische Probleme gegeben wären — was der Projektentwickler Sonae Sierra energisch bestreitet —, so wäre auch in diesem Fall kein Automatismus vorgegeben, die Abrissbirne kommen zu lassen. Natürlich könne man Statik ertüchtigen, die energetische Sanierung stelle ebenfalls kein unlösbares Problem dar, meint Bau-Experte Gerhard Steinmann: Eine Dämmung von innen her sei genauso vorstellbar. Schließlich gehe es vor allem darum, die markante Fassade zu erhalten. Auch bei den Fenstern könne man so nachbessern, dass das Erscheinungsbild erhalten bliebe.
Die Bayerische Denkmalliste handelt den Quelle-Komplex — das momentan zweitgrößte leerstehende Gewerbeareal Deutschlands — in nüchternen Worten ab: „Versandhaus, fünfgeschossiger Stahlbetonskelettbau mit Flachdach, durchlaufenden Fensterbändern und chromledergelben Klinkerbrüstungen, Hauptfassade an der Fürther Straße durch Treppenhäuser in vier Vorbauten gegliedert, zwei Innenhöfe mit überbrückten Einfahrten von Süden, von Ernst Neufert und Ingenieursbüro Gherzi (Engineering International Zürich), Kernbau an der Fürther Straße ab 1954—56 ... zugehörige Bauabschnitte 1959—68.“ In gesonderten Einträgen werden noch das Pförtnerhaus sowie der Versorgungsbau (Heizhaus und Werksfeuerwehr) gewürdigt.
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