Gezerre in der Union: Das sagen Nürnbergs Politiker zum Kandidaten-Streit

Elke Graßer-Reitzner

Lokalredaktion Nürnberg und Rechercheteam

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19.4.2021, 19:54 Uhr
Söder oder Laschet? Das wird in Nürnberg zum Unions-Gezerre um die Kanzlerkandidatur gesagt.

© Michael Kappeler, dpa Söder oder Laschet? Das wird in Nürnberg zum Unions-Gezerre um die Kanzlerkandidatur gesagt.

Julia Lehner, Kulturbürgermeisterin, CSU: Die Fakten sprechen doch eine eindeutige Sprache: Der Wunsch von einzelnen Parteigliederungen muss in der Frage der Kanzlerkandidatur berücksichtigt werden, darauf hat Markus Söder hingewiesen. Allerdings habe ich so ein Tauziehen noch nicht erlebt. Natürlich gibt es bei mir auch eine fränkisch-patriotische Ebene: Nach Ludwig Erhard hat es keinen fränkischen Kanzler mehr gegeben... Ob Markus Söder den Bogen in meinen Augen überspannt hat? Na, er hat sich doch auf eine Entscheidung der CDU eingelassen. Natürlich wäre ich sehr erleichtert, wenn sich am Ende ein gutes Miteinander von CDU und CSU gestalten ließe. Und es kommt noch etwas hinzu: Ich gebe zu bedenken, dass wir bei einer Kanzlerkandidatur von Markus Söder auch einen sehr guten Ministerpräsidenten verlieren würden. Da spielen jetzt verschiedene emotionale Ebenen eine Rolle.


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"Bei der Kandidatenfrage geht es um eine weitreichende Entscheidung"

Jochen Kohler, CSU-Landtagsabgeordneter aus dem Nürnberger Westen, der politischen Heimat von Markus Söder: Bei der Kandidatenfrage geht es um eine weitreichende Entscheidung. Deshalb wurde eine Woche lang diskutiert. Das ist ein basisdemokratisches Element, wenn man alle Seiten hört und nichts Verwerfliches. Dabei hat sich vergangene Woche herauskristallisiert, dass die Basis anders denkt als der Bundesvorstand der CDU. Es gibt zwei gute Kandidaten. Natürlich schlägt mein Herz für Markus Söder. Aber auch für die Union wäre er der bessere Kandidat, sonst bekommen wir nämlich eine grüne Kanzlerin. Denn nur Söder hat die Kraft dazu, den Konkurrenten Paroli zu bieten. Und die Frage ist doch, ob wirklich ein Schaden in den Schwesterparteien entstanden ist oder ob der hinein interpretiert wird. Wenn Unionswähler wirklich verunsichert worden wären, hätte man in den sechs Monaten des Wahlkampfes Zeit, dies zu heilen.


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Kritik von Nürnberger SPD-Chef an Söders Verhalten

Nasser Ahmed, SPD-Vorsitzender in Nürnberg: Ich finde das Verhalten von Markus Söder rücksichtslos der eigenen Partei gegenüber und auch unpassend, sich in der Union eine solche Schlammschlacht zu liefern. Die Grünen haben gezeigt, wie man den Prozess sauber und gut über die Bühne bringen kann. Es ist sicher kein Zufall, dass die SPD mit Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten und die Grünen mit Annalena Baerbock als Kandidatin ihre Hausaufgaben gemacht haben. Schon das zeigt, dass eine Mehrheit jenseits der Union möglich ist. Die Union muss jetzt aufpassen, dass sie alle in ihren Parteien mitnimmt. Das wird nach diesem Gegockel wohl nicht mehr der Fall sein. Dabei wollen die Menschen jetzt wissen: Was tun die Parteien, damit es uns nach der Pandemie wieder gut geht? Die SPD hat klar gezeigt, dass sie danach einen neuen Sozialstaat will, mit weniger Repressionen.

+++ Am Dienstag um 12 Uhr gibt Markus Söder ein Statement zu der Entscheidung im CDU-Bundesvorstand ab+++

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