Steigende Kosten

Gostner Hoftheater vor dem Aus? 150.000 Euro fehlen im Budget

Jannik Westerweller

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3.1.2024, 08:18 Uhr
Muss der Theatersaal im Gostner Hoftheater bald leer bleiben?

© Daniel Karmann/dpa, NNZ Muss der Theatersaal im Gostner Hoftheater bald leer bleiben?

Der Theatersaal ist leer. Schon seit Wochen war kein Gast mehr da, stand keine Schauspielerin auf der Bühne. Nur im Büro brennt noch Licht. Ein Theater, in das kein Publikum kommen kann. Diese beinahe dystopische Vorstellung könnte für das Gostner Hoftheater bald traurige Realität werden. Denn vorne und hinten fehlt das Geld.

Kosten in astronomischen Ausmaßen

Insgesamt fehlen 150.000 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig. Immer noch leidet die Kulturszene unter den Auswirkungen der Pandemie, der Energiekrise, der Inflation. So sind beispielsweise Übernachtungskosten mehr als doppelt so teuer, als noch vor wenigen Jahren. Dazu kommen höhere Gagen für Schauspielerinnen und Schauspieler, deren Gehalt ist durch den "NV-Bühne" geregelt. Lag die Mindestgage für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger zur Spielzeit 2022/2023 noch bei 2550 Euro, so wurde die Gage zur aktuellen Spielzeit auf 2715 Euro erhöht. Ab März 2024 gilt sogar eine Mindestgage von 2900 Euro. "Wir finden es inhaltlich total richtig, aber können es so nicht tragen", erzählt uns Christine Haas, künstlerische Leitung des Gostner Hoftheaters. "Davor lagen unsere Gehälter 25 Prozent über der Mindestgage." Nun könnten sie gerade noch so die Mindestgage zahlen. Ohne finanzielle Unterstützung müsste die aktuelle Spielzeit vorzeitig beendet werden.

"Das Teuerste am Theater sind die Personalkosten", so Haas weiter. Insgesamt seien die Mindestgagen um 34 Prozent gestiegen. Diese Kosten möchte das Gostner Hoftheater jedoch nicht an seine Besucherinnen und Besucher weitergeben, schon die letzte Erhöhung der Ticketpreise um drei Euro zu Beginn dieser Spielzeit habe geschmerzt. Eine reguläre Vorstellung im Saal kostet aktuell an der Abendkasse 20 Euro, im Vorverkauf 18 Euro. Für Studierende gilt ein ermäßigter Preis von 16 Euro an der Abendkasse und 14 Euro im Vorverkauf.

"Wir haben einen hohen sozialen Anspruch und wollen Theater auch für Geflüchtete und Bedürftige anbieten", so Haas weiter. Auch für Schulausflüge müssten die Preise sozialverträglich bleiben: "Schüler:innen können keine 20 Euro pro Ticket zahlen, das geht nicht!"

Ebenfalls die Gehälter der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Theater sind gestiegen. Wie viele Kosten wirklich in einer Theaterproduktion stecken, wissen die wenigsten Menschen. Von der Regie und Dramaturgie über Bühnenbild und Technik bis hin zu Ticketverkauf und Gastronomie - allein die Personalkosten steigen schnell in astronomische Höhen. Zudem wird jede Theaterproduktion sechs Wochen in Vollzeit geprobt, gleichzeitig nimmt das Theater kein Geld ein. Diese Kosten müssen durch die Eintrittspreise wieder eingespielt werden.

Ein weiteres Problem: Kurz vor Beginn der Pandemie sei die Gründungsgeneration des Gostner Hoftheaters in den Ruhestand gegangen. Im Gegensatz zu früher müsse das Theater nun wie ein Betrieb funktionieren. Und selbstverständlich wollten auch Angestellte von ihrem Gehalt leben können. Dies sei bei der Gründungsgeneration noch anders gewesen: In den 80er Jahren hätten sich einfach Theaterbegeisterte zusammengeschlossen und die freien Theater gegründet. Dennoch hätten sie zuvor andere Jobs gelernt, ausgeübt und nie aufgegeben. Das erlaubte ihnen, sich selbst weitaus geringere Gehälter auszuzahlen.

Ein Theater ohne Publikum

Nicht nur das Gostner Hoftheater ist betroffen, auch andere freie Theater stehen vor diesen Problemen. Und dafür braucht es dauerhafte Lösungen. Denn ein Wegfall der freien Theater wäre nicht nur für die Spielstätten eine Katastrophe: "Für die Künstler:innen ist es schwierig, aber auch für das Publikum, das macht Nürnberg ja auch kulturell attraktiv", so Haas.

Doch wie geht es jetzt weiter? Von außen scheint die Herausforderung kaum zu bewältigen. Daher hat das Gostner Hoftheater nun eine große Spendenkampagne gestartet. Im Gegenzug für die Spenden hat sich das Theater viele kleine und große Dankeschöns ausgedacht, diese reichen von einem persönlichen Grußbrief bis hin zu einem Gastauftritt in der regelmäßig stattfindenden "Gostner-Soap". Kommt die Summe von 150.000 Euro nicht zusammen, muss die Spielzeit frühzeitig enden. Statt wie geplant im April, müsse dann schon im Februar der Vorhang fallen.

Zwar unterstützen die Stadt Nürnberg, der Freistaat Bayern und der Bezirk Mittelfranken das Theater finanziell, damit könne aber nur etwa die Hälfte der laufenden Kosten gedeckt werden. Und das reicht nicht, um das Theater am Leben zu halten. Zwar wurde das schon in den vergangenen Haushaltsverhandlungen diskutiert, gebracht habe es aber nicht viel. "Es war eher eine Art Inflationsausgleich", so Haas.

Und was, wenn das Geld nicht zusammenkommt? "Ich weiß ehrlicherweise nicht genau, was wir machen sollen, wenn wir keine Kunst produzieren können", schließt Christine Haas. "Es wäre grotesk, wenn wir ein Theater sind, in das kein Publikum kommen kann."

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