Große Hundeflächen im Pegnitztal Ost geplant

22.4.2015, 10:53 Uhr
Große Hundeflächen im Pegnitztal Ost geplant

© F.: Günter Distler

Herr Pluschke, Nürnberg soll ein drittes Naturschutzgebiet bekommen, eigentlich doch ein Grund zur Freude, oder? Haben Sie überhaupt Verständnis für den sich formierenden Widerstand?

Peter Pluschke: Ich habe ein gewisses Verständnis für die Sorgen, die die Menschen äußern und werde auch dafür Sorge tragen, dass berechtigten Einwendungen bei Ausgestaltung des Naturschutzgebietes Rechnung getragen wird. Ich stelle aber auch fest, dass teilweise fehlerhafte Informationen oder Fehleinschätzungen vorliegen. Offenbar werden gewisse Reflexe ausgelöst mit dem Begriff Naturschutzgebiet.

Gab es nicht auch Kommunikationspannen, die den Konflikt geschürt haben?

Pluschke: Das ist keine überfallartige Aktion, sondern wir sind zu einem sehr frühen Zeitpunkt in die Öffentlichkeit gegangen, ich war in St. Jobst selbst bei einer Versammlung dabei. Vielleicht ist es eine Kommunikationspanne, wenn man in solch einer Versammlung etwas forsch die Dinge darstellt. Das muss ich mir vielleicht als Fehler anrechnen. Wir machen das aber auch nicht alleine, sondern mit der Regierung von Mittelfranken, die letztlich ja auch entscheiden muss.

Große Hundeflächen im Pegnitztal Ost geplant

© Foto: Archiv

Viele Bürger befürchten tatsächlich Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit. Ist das so?

Pluschke: Die Einschränkung, die im Pegnitztal Ost am kritischsten diskutiert wird, ist das Betretungsverbot von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Denn diese werden dort zur Gewinnung von Futtermitteln genutzt. Dieses Verbot gilt aber völlig unabhängig vom Naturschutzgebiet — also auch jetzt schon. Das ist aber leider bislang nicht in dieser Deutlichkeit wahrgenommen worden von der Öffentlichkeit. Nochmals: Schon heute gilt dieses Betretungsverbot.

. . . aber daran hält sich doch keiner und es wird auch nicht kontrolliert . . .

Pluschke: Dass keiner drauf schaut, stimmt nicht. Wenn sie vor Ort sind, weisen unsere Naturwächter darauf hin. Aber Sie haben insofern recht, als mit dem Naturschutzgebiet die Möglichkeiten stärker werden. Wir können intensiver daran arbeiten, ein solches Betretungsverbot durchzusetzen.

Genau das bildet die Keimzelle des Widerstands in Erlenstegen, Mögeldorf und Laufamholz. Die Hundebesitzer fürchten, künftig einen Strafzettel zu bekommen, wenn sie Gassi gehen.

Pluschke: Wir bemühen uns, gute, also möglichst artgerechte Hundefreilaufflächen auszuweisen, das ist gerade in Arbeit. Unter Umständen sogar unter Verzicht auf Teilflächen des Naturschutzgebietes. Die Flächen sollen gut erreichbar sein, ausreichend divers und ausreichend groß sein. Bis Ende dieses Jahres wollen wir so weit sein. Bis dahin bearbeiten wir die verschiedenen Einwendungen und Beschwerden. In St. Jobst haben sich beispielsweise an einer Umfrage des dortigen Bürgervereins unter den fast 1000 Mitgliedern rund 100 beteiligt, die Ergebnisse liegen uns jetzt vor. Ich sehe da keine unlösbaren Themen und ich sehe auch nicht, dass sich Menschen zu Tausenden gegen das Naturschutzgebiet aussprechen.

Und was würde sich denn für Fußgänger, Jogger und Radfahrer ändern?

Pluschke: Es wird eher besser werden für diejenigen, die sich zu Fuß dort bewegen, weil wir sehen, dass das jetzige Wegenetz unzureichend ist. Da hilft uns dann das Naturschutzgebiet, weil wir dann auch Fördermittel vom Freistaat bekommen kommen. Für den Radverkehr gibt es keinerlei Einschränkungen, wir würden eher für eine Entzerrung sorgen wollen.

Wie ist es denn mit den Kindern, dürfen die weiterhin auf den Bäumen im Pegnitztal klettern?

Pluschke: Natürlich, auch als Naturschutzgebiet wäre das Pegnitztal Ost weiterhin öffentlich zugänglich. Wir wollen nur vermeiden, dass es zu einem technischen Nutzungsdruck kommt, dass wir dort also Veranstaltungen zulassen müssten. Was durchaus drohen könnte im jetzigen Status eines Landschaftsschutzgebietes. Uns ist bekannt, dass verschiedene Interessenten gern — zunächst einmal im Bereich des Wöhrder Sees, aber gegebenenfalls auch darüber hinaus weiter nach Osten — weitere Freizeiteinrichtungen etablieren möchten.

Warum muss im Osten ein Naturschutzgebiet her, wo doch im Westen der Stadt die Pegnitzufer von allen genutzt werden dürfen, sogar als riesige Grillfläche. Wo liegt der Unterschied?

Pluschke: Wir haben da historisch einen hohen Nutzungsdruck. Das ist ein urbanes Gebiet im Westen, während sich im Osten das Pegnitztal weitet und einen Naturraum bildet. Wir haben das übrigens auch am Wöhrder See so ausgestaltet, der untere Teil dient der intensiven Freizeitnutzung, der obere Teil wird als Ökozone deklariert. Da ist dann der Übergang ins Pegnitztal Ost völlig natürlich eine große Naturzone, wie es im Moment der Fall ist. Meine große Sorge ist, deshalb habe ich mich auch für das Naturschutzgebiet ausgesprochen dass der Nutzungsdruck, der vom Wöhrder See ausgeht, sich sehr rasch in diese Richtung weiterentwickeln kann und wir dann tatsächlich mit dem Verlust von Naturelementen rechnen müssen. In den letzten 20 Jahren war das schon bei einigen Bodenbrütern der Fall — der Kiebitz, der Baumpieper und die Heidelerche, die sind dort verschwunden. Ein Ziel wäre es auch, diese Vogelarten wieder zurückzugewinnen. Das gilt auch für einige Insektenpopulationen.

Wie ist es denn mit den bereits vorhandenen Flächen, die für Freizeitgestaltung genutzt werden — die Plätze des Post SV oder das Freibad Langsee?

Pluschke: Da bleiben alle Nutzungsrechte erhalten, das gilt natürlich auch für alle Anwohner, die dort einen Garten haben.

 

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