Große Wut über Platznot am Thoner Espan
8.4.2013, 07:59 Uhr„So weit, wie wir gerne wären, sind wir nicht“, erklärte die SPD-Stadträtin und Moderatorin des Bürgergesprächs, Gabriela Heinrich, zum Auftakt der Veranstaltung, die mit dem SPD-Ortsverein im Rahmen der Reihe „freitags ab vier“ stattfand. Rund 25 Bürger waren zu der ersten Station an der Grundschule am Thoner Espan gekommen. Sie hatten gehofft, dass eineinhalb Jahre, nachdem ein Planungsauftrag für einen Schulhausneubau erteilt worden war, „endlich etwas geschieht“.
Referenten „löchern“
Doch die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Anja Prölß-Kammerer, konnte den Eltern nichts Neues berichten: Die längerfristige Planung sehe einen Neubau der Schule am alten Standort sowie den Bau einer Dependance in der Forchheimer Straße vor, sagte sie (der Stadtanzeiger berichtete). Darüber hinaus bestehe ein Planungsauftrag für einen Hort mit sechs Gruppen. Der Schulhausneubau genieße aber oberste Priorität, beschwichtigte Prölß-Kammerer die verärgerten Eltern. Als nächsten Schritt werde man diesbezüglich Schulbürgermeister Klemens Gsell in der Fraktionssitzung am 14.April „löchern“.
„Hoffentlich geschieht dann endlich etwas. Wir werden immer wieder vertröstet“, kritisierte Doris Danner, die für den Elternbeirat der Grundschule sprach. Um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, erklärte die 45-Jährige, dass heuer erstmals „kein einziger Gastschulantrag genehmigt werden kann“. Danner rechnete vor: Zum kommenden Schuljahr könnten es bis zu 100 Abc-Schützen werden.
Das Problem: Ab 84 Schülern müsste eine vierte Eingangsklasse gebildet werden, für die es im Schulhaus keinen Platz gebe. „Sollen die Kinder im Zelt unterrichtet werden?“ fragte Danner provokant. Verschärfend komme hinzu, dass von 50 Hortplätzen ab September 2014 voraussichtlich nur fünf frei werden.
Eine ältere Frau kritisierte, dass die Stadt Neubaugebiete genehmige, sich aber erst viel zu spät Gedanken über Schul-, Hort- und Kindergartenplätze mache. „Ich bin entsetzt, wie kann man solch ein Viertel ohne Schulen planen?“, fragte sie. Ihre Begleiterin fügte hinzu: „Das ist alles lächerlich. Man sieht doch, wie viele neue Kinder es hier gibt.“
Ins gleiche Horn stieß eine Mutter von drei Kindern. Sie blicke voller Sorge dem kommenden September entgegen. Klassenstärken von 28 Schülern seien ein Wahnsinn, sagte die Frau mit Hinweis auf die steigenden Schülerzahlen.
„Wir wollen wissen, auf welche Schulen die Kinder gehen, die man hier nicht mehr unterbringen kann“, fuhr sie fort. Prölß-Kammerer konnte dazu nichts Konkretes sagen. Nur so viel: „Die Kinder werden voraussichtlich auf Schulen an den Rändern des Sprengels verteilt.“ Wenn Doris Danner solche Sätze hört, wird sie ärgerlich. Mehrfach sei die dramatische Situation angemahnt worden. Trotzdem habe die Politik „zwei Jahre verschlafen“, beklagte sie und erinnerte an eine Veranstaltung im Gemeindezentrum. Damals schon habe Gsell den Eltern versichert, dass er etwas unternehmen werde. „Trotzdem ist nichts passiert“, klagt Danner.
Mit Bussen verschickt?
Das Schlimme daran: Jetzt müssten ausgerechnet die Erstklässler die Konsequenzen tragen. Mit Blick auf das Motto „Kurze Beine, kurze Wege“, das die Stadt herausgegeben hatte, stellte sie klar: „Der Elternbeirat möchte nicht, dass Kinder mit Bussen an andere Schulen verschickt werden.“
Fehlende Schul- und Betreuungsplätze beherrschten auch die Diskussion beim Rundgang durch die Neubaugebiete an der Forchheimer Straße. Gerald Raschke, planungspolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, sagte, es bestehe weiterhin ein „unheimlich hoher Bedarf“ an Wohnungen. Die Stadt denke deshalb an die sukzessive Bebauung von einer Fläche von 25 Hektar auf dem Gebiet in Richtung Wetzendorf.
Ein Rahmenplan sei erstellt, man rechne mit rund 3000 neuen Einwohnern. „Und was passiert mit den neuen Kindern?“, wollte ein Mann wissen. Raschke verwies auf die vorgesehene Dependance. Darüber hinaus seien ein Kindergarten mit 75 und eine Krippe mit 24 Plätzen geplant.
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