Knotenpunkt in Nürnberg

Großbaustelle in Nürnberger Innenstadt: „Schandfleck“ Lorenzer Passage wird ab Montag attraktiver

Andrea Munkert

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8.6.2024, 14:09 Uhr
Die Lorenzer Passage, ein wichtiger Knotenpunkt und Ankunftstor für die Innenstadt von Nürnberg, ist ziemlich in die Jahre gekommen. Nach ersten Arbeiten im vergangenen Jahr steht jetzt ab Juni die große Generalsanierung an.

© Andrea Munkert Die Lorenzer Passage, ein wichtiger Knotenpunkt und Ankunftstor für die Innenstadt von Nürnberg, ist ziemlich in die Jahre gekommen. Nach ersten Arbeiten im vergangenen Jahr steht jetzt ab Juni die große Generalsanierung an.

Die Decke auf Seite der Karolinenstraße offenbart aktuell schon, was nun kommen wird: Sie ist bereits aufgebrochen, Kabel hängen herunter, der Beton ist noch unansehnlicher als zuvor: fleckig, roh und nackt. Die Lorenzer Passage, die 1978 entstand, ist ordentlich in die Jahre gekommen. Sie gilt als dunkel, unattraktiv und dreckig. "Einen Schandfleck" nannte sie Nürnbergs Baureferent Daniel F. Ulrich auf einem Pressetermin.

Ab Montag, 10. Juni, werden die Abbruch- und Sanierungsarbeiten in der infrastrukturell elementaren Passage samt U-Bahnhof fortgesetzt. Zuerst wird die Haupthalle gesperrt werden. Damit wird auch der Zugang zum Stangengässchen dicht sein, ebenso in Richtung Museumsbrücke. Aktuell stehen schon einige Bau-Utensilien vor dem stillgelegten Wasserspiel Richtung Ausgang Museumsbrücke. Teil sind die Fassaden und die Decken schon abgebrochen.

"Unser Ziel ist es, diese so wichtige Passage für die Geschäftsleute und die Bevölkerung insgesamt attraktiver zu gestalten und dabei technisch völlig zu erneuern sowie den Brandschutz anzupassen", erklärt Daniel F. Ulrich, Baureferent in Nürnberg. 40.000 Menschen passieren die Passage tagtäglich. Elf Millionen Menschen sind es im Jahr, zur Zeit des Christkindlesmarkt sind nochmals 1,3 Millionen Menschen an dieser Achse und diesem U-Bahnhof unterwegs.

Das gesamte Unterfangen soll bestmöglich verträglich für die Bürger und die Beteiligten ablaufen. Das betonen die Verantwortlichen mehrfach.

Ab Dienstag, 1. Oktober, wird der Bereich am Stangengässchen, also am Ausgang zur Kaiserstraße, gesperrt und nicht mehr zugänglich sein. Ab Februar 2025 wird dann auch der Abbruch im Abschnitt zur Museumsbrücke beginnen und der Zugang nicht mehr offen sein. Nach dieser Teilmaßnahme soll der Zugang an der Museumsbrücke zumindest wieder zeitlich befristet freigegeben werden.

Dabei liegt der Fokus auch auf dem Christkindlesmarkt, den viele Besucher von auswärts über den U-Bahnhof "Lorenzkirche" oder über die dazugehörige Passage erreichen. Für dieses Großereignis soll der Ausgang über die Museumsbrücke wieder frei sein (Bauzeit Juni 2024 bis November 2024). Auch die Bürger soll der Umbau so "minimal wie möglich stören", sagt Wirtschaftsreferentin Dr. Andrea Heilmaier. Bauabschnitte sollen die Erleichterung bringen.

Einzelhandel in der Lorenzer Passage muss weichen

Während der Bauphasen sind die jeweiligen Geschäfte in der Passage von den Arbeiten betroffen und müssen auf alternative Standorte ausweichen - außer Galeria. "Wir verbessern die Passage auch, damit Galeria bleiben kann", betont Baureferent Ulrich. "Man kommt immer in die Galeria rein und wieder heraus."

Die anderen Ladenbesitzer und Geschäftsleute sind vorab von der Stadt informiert worden und werden bei der Suche nach Ausweichorten vom "Stab Innenstadt" des Wirtschafts- und Wissenschaftsreferats unterstützt. Der Asia Shop, so Heilmaier, findet auf jeden Fall im Galeria-Areal Unterschlupf. Für alle anderen blickt das städtische Planergremium auch auf die vielen vorhandenen Leerstände in der Innenstadt. Mit allen Beteiligten sei man in gutem Austausch, gibt auch Monika Dönnhöfer vom "Stab Innenstadt" kund.

Bis Ende 2027 werden sich die Bauabschnitte zur Sanierung der Lorenzer Passage in Nürnberg hinziehen. Erste Maßnahmen können Passanten bereits erkennen.

Bis Ende 2027 werden sich die Bauabschnitte zur Sanierung der Lorenzer Passage in Nürnberg hinziehen. Erste Maßnahmen können Passanten bereits erkennen. © Andrea Munkert

Nachdem die Passage 1978 als Zubringer und Verteilergeschoss im Zuge der Errichtung des U-Bahnhofs Lorenzkirche entstanden war, finden sich in den verbauten Substanzen Schadstoffe wie Asbest oder PCB, die nun abgetragen werden sollen. Das haben Vorabuntersuchungen zutage gefördert. Es geht also nicht nur um eine architektonische Aufwertung, auch zugunsten Galeria, sondern auch um die Reduktion krebserregender Stoffe in der Bausubstanz. Dafür legen die Facharbeiter auch die Flächen hinter den Wand- und Deckenverkleidungen frei.

Eine Aufwertung der Innenstadt von Nürnberg

Bis Jahresende 2027 sollen alle Arbeiten in diesem Knotenpunkt erledigt sein - und die Lorenzer Passage dann in heller Lamellen-Optik leichter und luftiger anmuten. Dem Fachkräftemangel - vor allem bei Fachpersonal für Lüftungsanlagen -, der ja vielerorts zu Verzögerungen am Bau führt, wirkt die Stadt als Bauherrin mit einer insgesamt luftiger geplanten Bauzeit entgegen.

"Wir könnten mit Eile auch 2026 fertig werden", sagt Ulrich bei der Vorstellung der Großmaßnahme im Wirtschaftsrathaus Nürnberg, man habe hier "mit Realismus" geplant, und weiter: "Die vorbereitenden Untersuchungen im Rahmen der ersten Bauphase im Herbst 2023 haben deutlich gemacht, dass eine umfassende Sanierung der Bausubtanz und der Technik notwendig sein wird, um die Lorenzer Passage nachhaltig für die Zukunft zu gestalten."

Dr. Andrea Heilmaier, die Wirtschaftsreferentin in Nürnberg, unterstreicht das Signal, das die Stadt mit dem Großunterfangen "für die Aufwertung der Innenstadt" senden möchte. Auch sie sagt: "Die Lorenzer Passage ist ein wichtiger Knotenpunkt für Besucher und Besucherinnen unserer Innenstadt, die nach Abschluss der Baumaßnahme fit für die Zukunft sein wird."

Kosten für die neue Lorenzer Passage liegen bei rund 20 Millionen

Insgesamt werden sich die Abbruchkosten auf 1,9 Millionen Euro belaufen. Der Gesamtkostenrahmen für das Aufhübschen der Lorenzer Passage soll den aktuellen Berechnungen nach bei rund 20 Millionen Euro liegen. Nach Ende der Planungsphase wird das Kostenvolumen angepasst. Auch dann kann man mit dem zuständigen Architekturbüro nochmals an Optik der Passage justieren. "Die Optik ist in diesem Unterfangen das Einfachste"; sat dazu Daniel F. Ulrich, viel schwieriger sei es, die Technik, wie zum Beispiel die Sprinkleranlage, zu separieren. 1978 wurde Technik zwischen (damals) Karstadt und Anlage verzahnt.

Barrierefreiheit bis 2027 nicht gewährleistet

Ab Mitte Juni 2024 bis etwa Ende August 2024 kann der Aufzug der U-Bahnstation nicht genutzt werden. Baureferent Ulrich weist in diesem Zuge auf das "Serviceversprechen" der VAG, die nicht-mobilen Bürgern im Rollstuhl, mit Rollatoren oder auch Familien mit Kinderwagen anbietet, sie vom nächstgelegenen U-Bahnhof (in diesem Fall Hauptbahnhof oder Weißer Turm) kostenlos an die Lorenzkirche zu bringen oder von dort zum nächsten barrierefreien Bahnhof fahren.

Der Zugang zu den WCs und vor allem zur U-Bahnstation "Lorenzkirche" auf Seite der Karolinenstraße wird im gesamten Bauzeitraum von Juni 2024 bis Ende 2027 zugänglich bleiben, auch der Zugang zu Karstadt wird mit nur kurzen Einschnitten frei sein - das ist der Stadt ein Anliegen, das sie auch dem Konzern hinter Galeria gegeben hat. "Die ständige Erreichbarkeit von Karstadt ist ein wesentlicher Punkt, den wir sicherstellen wollen", sagt Heilmaier.

Viel Baumaterial wird dort in den nächsten Jahren gebraucht und verbaut, die Stadt muss diese natürlich auch an verschiedenen Standorten lagern - unter anderem in der Adlerstraße, der Karolinenstraße, der Königstraße, in der Findelgasse und am nördlichen Lorenzer Platz.

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