Grundig-Türme: Nach Aussiedlern kommen Asylbewerber
14.6.2016, 05:57 UhrNeben der Zentralen Aufnahmeeinrichtung in Zirndorf wird es sich somit um die zweite Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Mittelfranken handeln. Nach Angaben von Klaus Speckner, stellvertretender Pressesprecher der Regierung, werden neben der Verwaltung der Einrichtung die Zentrale Ausländerbehörde der Regierung, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), das Gesundheitsamt und das Sozialamt der Stadt Nürnberg in den Türmen tätig sein. Sie dienen der Erstaufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern. Neben der Registrierung der Asylbewerber und der ärztlichen Untersuchung steht die Durchführung des Asylverfahrens im Mittelpunkt.
"Spätestens nach sechs Monaten soll die Verteilung der Asylbewerber in die Anschlussunterbringung, das sind staatliche Gemeinschaftsunterkünfte oder dezentrale kommunale Unterkünfte, erfolgen", teilte Speckner mit. Die Einrichtung werde insgesamt über rund 800 Betten verfügen. 700 Plätze sind für die beiden Türme vorgesehen, 100 Plätze in einem Bestandsgebäude auf dem Gelände. Die Flüchtlinge wohnen zusammen in kleinen Wohnungen. Der Mietvertrag hat zunächst eine Laufzeit 15 Jahren, das ist für derartige Einrichtungen üblich.
Die 16 und 17 Etagen hohen Türme hat der Immobilienentwickler Gerd Schmelzer 2008 in einem europaweit ausgeschriebenen Verfahren vom Freistaat erworben. Die Gebäude, die für einige Jahre Landesaufnahmestelle für Spätaussiedler waren, wurden nicht mehr benötigt, weil keine Deutschen mehr aus dem ehemaligen Ostblock nach Bayern kamen. Schmelzer, der die beiden Hochhäuser im Kern sanierte, vermietet sie jetzt als erste Anlaufstelle für Asylbewerber an den Freistaat zurück. Im Mietvertrag ist ausdrücklich berücksichtigt, dass Parkplätze einmal im Jahr für den Norisring zur Verfügung stehen müssen.
Die Hochhäuser haben eine richtige Migrantengeschichte. Sie wurden von Max Grundig errichtet, um die Arbeiter, die von weit her kamen und im angrenzenden Fernsehwerk gearbeitet haben, unterzubringen: Erst kamen die Oberpfälzer, dann die Spanier, Türken und Jugoslawen. Als Grundig Arbeitsplätze abbaute, wurden die Hochhäuser zur Anlaufstelle für Aussiedler.
Schmelzer hatte die Türme, die zunächst keiner wollte, günstig erworben und plante 2008 ein Hotel mit Tagungszentrum für die Messe mit 350 Zimmern. "Metropol" sollte das Hotel mit einer Nutzfläche von 22.000 Quadratmetern heißen. Zwischen 20 und 30 Millionen Euro hätten investiert werden müssen.
Doch es fand sich am Ende kein Hotelbetreiber, der das Risiko eingehen wollte. Durch die Flüchtlingswelle hat die Regierung von Mittelfranken Bedarf für eine zweite Anlaufstelle für Flüchtlinge.
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