Hauptbahnhof: Wahre Bedeutung von Gleis 10 und 11
20.02.2009, 00:00 Uhr
Ein Sprecher der Deutschen Bahn hatte auf Anfrage der Nürnberger Nachrichten lapidar erklärt, es handle sich dabei speziell um Gleise für den Güterzug-Verkehr. Dass diese Erklärung aber so nicht ganz stimmen kann, zeigen zahlreiche Wortmeldungen von Lesern, die besser um die historischen Hintergründe der beiden Gleise wissen.
Geschichtlich und eisenbahntechnisch korrekte Erklärung
So liefert dann Reinhold Fröhlich, der lange Zeit im Fahrplanwesen der Bundesbahndirektion beschäftigt war, die geschichtlich und eisenbahntechnisch korrekte Erklärung: «Es handelt sich dabei um so genannte ‚Maschinengleise‘«, so der 62-jährige Heilsbronner. «Die Gleise dienten schon früher als immer verfügbare Durchfahrgleise. Das war besonders wichtig, als bei der Bahn noch Reisezüge mit Dampfloks die Regel waren«, so Fröhlich.
Mittels der Maschinengleise konnten diese Loks dann ohne Störung des übrigen Gleisverkehrs in das Bahnbetriebswerk in Gostenhof zur Wartung und Aufrüstung gebracht werden.
Bestmögliche Bedienung aller Gleise
Dass es gerade die Gleise 10 und 11 seien, also die Mitte des Bahnhofs, liegt daran, dass dadurch eine bestmögliche Bedienung aller Gleise möglich war. «Als Berufsschüler, der zwischen Heilsbronn und Nürnberg gependelt ist, war es für mich immer sehr interessant, die verschiedenen Dampfloks anzuschauen«, erzählt Fröhlich.
Der Autor Günter Paulus, der sich in seinem Buch «Vom Ausverkauf zum Aufschwung Ost« auch mit der Geschichte des Nürnberger Hauptbahnhofs auseinandersetzt, ergänzt: «Früher musste man die Loks auf der Drehscheibe in Gostenhof wenden, heute gibt es Wendezüge. Die haben eine Lok am einen und einen Steuerwagen am anderen Ende – die Lok kann dann ziehen und schieben. Und ICE sind generell mit zwei Triebköpfen ausgestattet, die Lokführer wechseln bei der Rückfahrt einfach in den anderen Stand.«
Güterzüge nutzen Gleise nur im Ausnahmefall
Für den Güterzugverkehr werden die Gleise 10 und 11 nicht genutzt, weil es in Nürnberg ein separates Netz dafür gibt, so der Autor. Auch Reinhold Fröhlich bestätigt dies: «Dass gelegentlich Güterzüge diese Gleise nutzen, ist eher im Störungsfall notwendig. Ausnahme waren bis etwa 1980 Postzüge aus vom Hauptpostamt Richtung Westen und ganz eilige Güter aus Richtung Osten für den Hauptgüterbahnhof.«
Leider ist der Sprecher der Bahn nicht in der Lage, dies auf Anfrage zu bestätigen. Er bleibt vage: «Dies wird in früheren Zeiten wahrscheinlich so gewesen sein.« Auch wenn es ein separates Netz für Güterzüge gibt, werden die beiden Gleise nach Aussage der Deutschen Bahn noch für Durchfahrten oder Rangierfahrten für Güterzüge genutzt.
Hoffnung der Ansbacher erfüllt sich nicht
Dass das Gleis 11 mit dem Ausbau des S-Bahn-Netzes nun einen eigenen Bahnsteig erhalten soll, dementiert der Sprecher der Bahn. Zwar werde der Bahnsteig 11 ausgebaut, jedoch gehöre dieser nicht zu Gleis 11, sondern zu Gleis 22 und 23. Die Hoffnung der Ansbacher, künftig mit ihrer S-Bahn nicht mehr am hinteren Ende des Bahnhofes «abgestellt« zu werden, erfüllt sich also nicht.