Herzklappen-OP: Nürnberg und Erlangen siegen im NZ-Klinikcheck
16.6.2018, 05:51 UhrPlötzlich saß Edwin Heltmann nachts auf der Bettkante und dachte: "Ich platze." Er bekam kaum noch Luft, es schnürte ihm die Brust zu. Seit ein paar Monaten hatte er Beschwerden. Er war schneller außer Atmen als früher und musste beim Treppensteigen innehalten. "Ich hab's auf das Alter geschoben, ich dachte, das ist halt jetzt so", erzählt der 64-Jährige. "Am nächsten Morgen hat mich meine Frau sofort zum Arzt geschick."
So ist das oft, weiß Theodor Fischlein. Er leitet die Herzchirurgie am Klinikum Süd in Nürnberg. "Das Herz gleicht viel aus und arbeitet weiter – bis die Leute irgendwann umfallen." Wenn nicht mehr genügend Sauerstoff im Gehirn ankommt, streikt der Körper. Damit es nicht soweit kommt, sollten Betroffene lieber gleich zum Arzt gehen.
Atemnot und Druck auf der Brust sind typische Symptome für eine Verkalkung und Verengung der Aortenklappe im Herzen. Durch sie fließt das Blut über die Aorta, die Hauptschlagader, zurück in den Körper. Etwa 250 der Klappen ersetzen Fischlein und sein Team in der Chirurgie jedes Jahr.
Die sechste Folge des großen NZ-Klinikchecks zeigt, dass beide Kliniken in der Region, die den Ersatz der Aortenklappe durchführen, dabei sehr gut abschneiden. Sowohl das Klinikum Nürnberg Süd als auch das Universitätsklinikum Erlangen landen auf Platz eins.
Gesundheitswissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg haben für das Ranking die Daten der Kliniken zur gesetzlichen Qualitätsmessung, Abrechnungsdaten und Patientenempfehlungen der Krankenkassen AOK und Barmer GEK ausgewertet. Alle Krankenhäuser in Deutschland sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Fallzahlen, Ergebnisse und eventuelle Komplikationen zu dokumentieren und zu melden. Doch ohne anschauliche Auswertung sind diese Zahlen oft schwer zu interpretieren. Nicht nur ältere Menschen ohne Internetkenntnisse, selbst Fachleute konnten sich lange kein Bild von der Qualität eines Krankenhauses machen. Mit dem NZ-Klinikcheck hat sich das geändert. Er bietet seit 2016 Orientierung und geht in diesem Jahr in die dritte Runde.
"Ziel unserer Projekts ist es, die Versorgungsqualität in der Region anzuheben", sagt PD Dr. Martin Emmert, der verantwortliche Wissenschaftler am Nürnberger Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement.
In den USA hätten ähnliche Ranglisten Kliniken zu Verbesserungen anregen können. Auch könnten niedergelassene Ärzte damit ihre Patienten gezielter beraten.
Im NZ-Klinikcheck schneiden die Kandidaten bei den betrachteten Behandlungsarten ganz unterschiedlich ab. Große, kleine oder spezialisierte Häuser können im Wechsel punkten. Für Emmert ist das ein wichtiges Ergebnis: "Wir möchten die Menschen dafür sensibilisieren, dass man sich nicht nur generell über ein Krankenhaus informieren sollte, sondern dass es deutliche Unterschiede je nach Fachgebiet geben kann."
Strapazen für den Körper
Während der Aortenklappen-OP wird der Patient über eine Herz-Lungen-Maschine versorgt. Das strapaziert den gesamten Körper. Deshalb wird der Eingriff bei Personen, die älter als 75 Jahre sind oder viele Vorerkrankungen mitbringen, nicht mit geöffnetem Brustkorb durchgeführt. Die Kardiologen setzen stattdessen eine Ersatzklappe mit Hilfe eines Katheterschlauchs ein, den sie durch die Leiste oder seltener durch die Herzspitze einführen. Sie wird erst auseinandergeklappt, wenn sie sich an der richtigen Position befindet.
Rund 240 solcher Eingriffe haben sie in Erlangen im vergangenen Jahr gemacht. "Es ist immer ein Kardiologe und ein Herzchirurg im Operationssaal, falls wir doch noch aufmachen müssen", erklärt Stephan Achenbach, Chefarzt der Kardiologie am Uniklinikum. Die enge Zusammenarbeit sei ein großer Vorteil.
Edwin Heltman kann das Krankenhaus sieben Tage nach seiner OP wieder verlassen. "Er ist fit und schlank, hat keinen zu hohen Blutdruck und ist mit 64 Jahren noch relativ jung für einen Patienten bei uns, er erholt sich sehr gut", erklärt Chefarzt Fischlein vom Südklinikum. "Die Klappe verkalkt einfach über die Jahre, weil die Menschen immer länger leben, da kann man nichts machen."
Details, Tabellen und Hintergründe zum Forschungsprojekt Klinikcheck finden Sie hier.
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