Heute leider keine Milch: Mangelware Babynahrung
16.5.2014, 05:59 UhrBei vielen Neugeborenen klappt das Stillen nicht so wie es sollte, manche Mütter entscheiden sich auch bewusst für das Fläschchen. Da bleibt der Griff zum Pulver alternativlos. Dank qualitativ hochwertiger Bio-Anfangsmilch namhafter Babynahrungshersteller wie Hipp eigentlich kein Problem - eigentlich.
"An manchen Tagen klappere ich fast jede Drogerie im Stadtgebiet ab, doch überall sind die Markenprodukte ausverkauft. Das geht manchmal tagelang so. Man könnte daran verzweifeln", sagt die Mutter eines knapp vier Monate alten Babys, Meike K.* aus der Nürnberger Südstadt. Vermehrt herrscht in den Milchpulver-Regalen von Drogerien und Supermärkten gähnende Leere: Leider vergriffen, heißt es dann.
Wucherpreise in Internet
Aber wohin verschwindet das Pulver von Hipp, Aptamil und Co.? In einer dm-Filialie am Nürnberger Aufseßplatz spricht eine Angestellte von einer hohen Nachfrage vor allem bei asiatischen Kunden. Wie die Süddeutsche Zeitung schon im vergangenen Jahr berichtete, ist deutsches Markenmilchpulver im Ausland äußerst beliebt - besonders in Ländern wie China, wo es offiziell über 80 Millionen Kinder unter fünf Jahren gibt. Und damit einen gewaltigen Markt für Milchpulver.
Die Chinesen greifen nach diversen Lebensmittelskandalen und aus Furcht vor chemisch belasteter Babynahrung folglich lieber zu den deutschen Produkten, insbesondere zur renommierten Marke Hipp. Bei dem oberbayerischen Unternehmen konnte man in der Vergangenheit - trotz erhöhter Herstellung - den enormen Bedarf kaum decken. Für eine Stellungnahme war der Konzern am Donnerstagnachmittag nicht zu erreichen.
Auf Anfrage bei der Zentrale des Drogerie-Konzerns dm heißt es, dass die leeren Regale eine deutschlandweite Entwicklung seien. "Und die Hersteller kommen mit der Molke-Produktion einfach nicht hinterher. Wir versuchen daher, die Abgabe an den Kunden einzuschränken", sagt eine Sprecherin. Indes wittern Privatpersonen in Deutschland ein sattes Geschäft: Auf Ebay und Amazon vertreiben sie das "weiße Gold" weltweit zu Wucherpreisen. Hierzulande reagieren Drogerien mit Hinweisschildern an den leeren Regalen, die darauf aufmerksam machen, dass die Milchpulver-Pakete wegen der hohen Nachfrage nur noch in haushaltsüblichen Mengen (maximal drei Packungen) verkauft werden.
Doch dass dieses Gebot ganz einfach umgangen werden kann, beispielsweise durch den täglich mehrmaligen Kauf "haushaltsüblicher" Mengen in verschiedenen Filialen, zeigt wiederum der Blick ins Netz: In Online-Auktions- und Versandhäusern herrscht ein regelrechter Milchpulver-Boom. Leidtragende sind am Ende all jene, die mit der Milch kein Geschäft machen - sondern lediglich für die kleinen und großen Geschäfte ihrer Babys sorgen wollen.
* Name der Redaktion bekannt
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