Historisches Schmuckstück in Nürnberg geht an Investor
18.04.2020, 16:10 UhrDie "Altstadtfreunde", die nur unwesentlich weniger geboten hatten, dafür aber eine Komplettrekonstruktion der Fassade in Aussicht gestellt hatten, kamen nicht zum Zug. Eigentlich hatte die IHK zugesagt, dass nicht unbedingt derjenige den Zuschlag bekommen soll, der das höchste Angebot abgibt, sondern, derjenige, der über Kompetenz und Konzept verfügt.
Das "Haus zum Savoyischen Kreuz" stammt aus dem 14. oder 15. Jahrhundert und wurde im Krieg teilweise zerstört. Es steht am westlichen Eck des IHK-Neubaus.
Die "Sturmtor Immobilien" gehört zur HT-Gruppe, die vor allem Operationssäle und Hochsicherheitslabors baut. Sie ist bislang nicht durch Rekonstruktionen aufgefallen. Bei der Sanierung der Sparkasse in Hilpoltstein wurde ein angrenzendes historisches Gebäude ohne Genehmigung abgerissen. Das Landratsamt stoppte daraufhin vorübergehend den gesamten Bau. Geschäftsführer der HT-Gruppe, Kern eines größeren, unternehmerischen Netzwerkes, ist Franz Hofbeck. Ein alter Bekannter in Nürnberg, der unterschiedliche Funktionen in der Alpha-Gruppe von Immobilienentwickler Gerd Schmelzer ausgeübt hat. Hofbeck begründete den Abriss in der Roth-Hilpoltsteiner Zeitung damit, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz gestanden ist und deshalb abgerissen werden konnte. Der Keller, der unter Denkmalschutz steht, sei erhalten worden. Allerdings war das ganze Haus Teil eines historischen Ensembles in Hilpoltstein.

"Sturmtor" hat offenbar zugesagt, das "Haus zum Savoyischen Kreuz" umfassend zu sanieren und zu restaurieren. Es soll als Wohn- und Geschäftshaus genutzt werden. Zeitnah werde ein Bauantrag gestellt, wurde zugesichert. Fassade, Treppenhaus sowie weitere Baubestandteile sind denkmalgeschützt. Insider kalkulieren, dass zum Kaufpreis noch einmal vier Millionen Euro an Kosten hinzukommen. Das historische Gebäude im engen Umfeld der Sebalduskirche ist eine der letzten im Krieg zerstörten Immobilien, deren Rekonstruktion sich lohnt, weil es stadtbildprägend sein kann.
IHK braucht Gebäude nicht mehr
Die IHK hatte die Immobilie 2014 erworben, als sie sich entschloss, ihr direkt angrenzendes Gebäudeensemble am Hauptmarkt in Teilen neu zu bauen. Mit dem Erwerb des "Hauses zum Savoyischen Kreuz" sollten Schwierigkeiten bei der Generalsanierung mit den Nachbarn vermieden und ein reibungsloser Ablauf der Baumaßnahmen ermöglicht werden. Während der Bauphase wurde das Haus von der IHK teilweise als Baubüro genutzt.
Für den Betrieb der Industrie- und Handelskammer ist das Gebäude jedoch nicht erforderlich, weshalb von vornherein ein Wiederverkauf nach Abschluss der Baumaßnahme geplant war. Das Haus wurde im Rahmen einer Bieterrunde verkauft. Zuletzt blieben von den ursprünglich 14 Interessenten drei übrig.
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