Hitler-Aquarell in Nürnberg für 130.000 Euro versteigert
24.11.2014, 08:01 UhrInsgesamt zwölf Bieter hätten sich für das Bild interessiert, sagte Auktionatorin Kathrin Weidler. Es seien sowohl Privatleute als auch Vertreter von Museen darunter gewesen. Die Interessenten stammten aus den USA, mehreren asiatischen Ländern, Spanien, England, aber auch aus Deutschland. Sie nahmen überwiegend nur schriftlich oder telefonisch teil. Kaufbeleg trieb die Gebote hoch Für das undatierte, mit „A. Hitler“ signierte Bild hatte das Auktionshaus ein Einstiegsgebot von 4500 Euro angesetzt. Es hat Din-A4-Größe und ist mit „Standesamt/Altes Rathaus München“ benannt.
Weltweite Medienberichte im Vorfeld schürten wohl die Lust von Sammlern. Denn die Bieter reichten vorab bereits fünfstellige Gebote ein. Das höchste, anscheinend aus England, betrug 85.000 Euro. Zwei andere, persönlich angereiste Interessenten lieferten sich am Samstag im Saal dann ein Wettbieten, das einer von beiden – ein schicker Anzugträger mit zwei Begleitern – mit 130.000 Euro für sich entschied. Der Mann telefonierte dem Vernehmen nach auf Russisch, vielleicht mit seinem Auftraggeber.
Dieser Verkaufspreis übertrifft bei weitem die Summen, die bisher für Hitler-Werke bekannt wurden. Bei Weidlers Auktionen 2005 und 2009 erzielten seine Bilder Preise zwischen 7000 und 24000 Euro. Aus kunsthistorischer Sicht leistete der Nazi-Diktator, der vor seiner politischen Karriere als Maler scheiterte, minderwertiges Handwerk.
Auktionator Herbert Weidler führt den Rekordpreis darauf zurück, dass dem Aquarell die Originalrechnung eines Münchner Kunsthändlers von 1916 beilag, außerdem eine Schreibmaschinennotiz, mit der Hitlers Privatkanzleileiter Albert Bormann das Bild vermutungshalber „dem Führer“ zuschreibt.
Die Zeitung „Die Welt“ hatte genau deshalb Zweifel an der Echtheit des Aquarells in den Raum gestellt. Für Echtheitsbeglaubigungen dieser Art sei etwa der Kunstfälscher Konrad Kujau bekannt gewesen. Auch Münchner und Wiener Wissenschaftler hatten vergangene Woche im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur auf eine große Zahl von Hitler-Kopien verwiesen. Sie sähen generell Hitler-Bilder als NS-Devotionalien lieber aus dem Verkehr gezogen. Für Kathrin Weidler ergab sich kein Hinweis auf Fälschung: Man habe das Bild durchleuchtet und keine Auffälligkeiten festgestellt.
Das Bild und die Papiere waren Eigentum zweier Schwestern im Rentenalter aus Hessen. Ihr Großvater hatte den „Hitler“ 1916 in München gekauft. Sie wählten absichtlich Nürnberg als Verkaufsort für das im Safe eingelagerte Stück. Als Begründung ließen sie verbreiten: Hier werde das NS-Reichsparteitagsgelände mit Steuermillionen vor dem Verfall bewahrt, was sie nicht gutheißen könnten. Aber das nehme ihnen die Skrupel, aus einem Hitler-Bild Gewinn zu schlagen.
Zehn Prozent des Erlöses wollen sie an behinderte Kinder spenden. Auch Auktionator Weidler kündigte an, „einen Teil“ seiner Provision für gute Zwecke abzugeben. Moralisch will er das Geschäft nicht angezweifelt wissen. „Das Bild ist nur ein Zeitdokument.“
Als „sehr gut erhaltenes, harmloses Aquarell“ rief er den Auktionsposten auf. Und verlas unaufgefordert wie auch bei seinen früheren Versteigerungen als Kommentar, dass er das von Hitler errichtete Nürnberger Zeppelinfeld lieber verfallen lassen würde. „Aber Politiker wollen damit Geschäfte machen.“
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