Irrer "Knochenjob"

Hoher Konsum: So viele Tonnen Fleisch verzehrt Nürnberg jährlich - Gewerkschaft will höhere Löhne

Vivien Renner

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28.01.2025, 17:12 Uhr
Die Gewerkschaft beschreibt die Fleischproduktion als "Knochenjob".

© IMAGO / imagebroker Die Gewerkschaft beschreibt die Fleischproduktion als "Knochenjob".

Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2023 um 430 Gramm auf 51,6 Kilogramm. Durch Multiplikation mit der Einwohnerzahl Nürnbergs ergibt sich der gesamte Fleischkonsum von Nürnberg im Jahr 2023: etwa 27.000 Tonnen.

Der Pro-Kopf-Verzehr geht seit Jahren immer weiter zurück. Im Jahr 2018 lag der Pro-Kopf-Verzehr noch bei 60,9 Kilogramm. Laut Regina Schleser, der Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG Nürnberg-Fürth bleibt Fleisch jedoch weiterhin ein wichtiges Grundnahrungsmittel.

Ihrer Meinung nach sollte die Aufmerksamkeit nicht nur auf der Haltung der Tiere, sondern auch auf der Schlachtung und der Fleischverarbeitung liegen.

Sie kritisiert, dass die Fleischindustrie immer noch eine Niedriglohnbranche ist.

"Es geht darum, was die Menschen verdienen, die dafür sorgen, dass Filets, Salami, Kochschinken oder Leberwurst auf den Tisch kommen", sagt Regina Schleser.

Demnach verdienen Arbeitskräfte in der Fleischindustrie oft nur den gesetzlichen Mindestlohn, das wären aktuell 12,82 Euro pro Stunde.

Deshalb fordert die NGG Nürnberg-Fürth folgendes: 14,50 Euro pro Stunde soll der neue Mindestlohn der Branche sein. Die Tarifverhandlungen für die Fleischindustrie starten Anfang Februar.

Insgesamt sind in Nürnberg nach Angaben der NGG aktuell rund 1.200 Menschen in der Fleischindustrie beschäftigt. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. Wichtige Arbeitgeber in der Stadt seien die Wolf-Firmengruppe und die Ponnath-Gruppe.

"Knochenjob"

Schleser beschreibt die harte Arbeit in der Fleischproduktion als einen "Knochenjob". Beim Zerlegen von Schweinehälften würden die Beschäftigten täglich eine enorme Last wuchten, da eine Schweinekeule zwischen 5 und 10 Kilogramm wiegt.

"Und in einer Schicht trägt ein Zerleger mehr als 200 Mal Keulen aufs Produktionsband", erklärt Schleser. Demnach machen Hitze und Nässe den Beschäftigten im Schlachtbetrieb und bei der Fleischverarbeitung zu schaffen. "Ebenso die Kälte im Kühlhaus. Das ist eine Arbeit bei ständig kalten 2 bis 3 Grad", so Regina Schleser. Auf Dauer sei das für die Beschäftigten eine enorme gesundheitliche Belastung.

Aktuelle Entwicklungen

Wie bereits erwähnt, wird der Fleischkonsum von Jahr zu Jahr etwas weniger. Den größten prozentualen Rückgang um fast fünf Prozent verzeichnen Rind- und Kalbfleisch. Der Pro-Kopf-Verzehr sank von 9,5 Kilogramm (2022) auf 8,9 Kilogramm (2023) pro Person. Die Zahlen stammen von dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL).

Auch der Anteil von Schweinefleisch war 2023 rückläufig. Hier reduzierte sich die verzehrte Menge um fast 600 Gramm auf 27,5 Kilogramm pro Person.

Ein Viertel der verzehrten Fleischmenge sei Geflügelfleisch, insbesondere Hühnerfleisch. Für Geflügel ergab sich 2023 ein Zuwachs von rund 900 Gramm pro Person. Damit lag der Pro-Kopf-Verzehr von Geflügelfleisch 2023 bei 13,1 Kilogramm.

Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft vermutet, dass der sinkende Fleischverzehr an sich verändernden Ernährungsweisen liegt. Demnach könnte auch ein gewachsenes Bewusstsein für die Auswirkungen eines hohen Fleischkonsums auf die Gesundheit, Klima und Umwelt eine Rolle spielen.

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