«Hotel Kindergarten» als leuchtendes Vorbild

25.06.2008, 00:00 Uhr
«Hotel Kindergarten» als leuchtendes Vorbild

© Hippel

«Schnarchhausen» heißt die Kinderpension im Humanistischen Kindergarten in der Ziegenstraße. Das Übernachtungsangebot ist gedacht für Kinder von Paaren, die in Scheidung leben, Alleinerziehenden und Eltern, die abends ausgehen wollen, aber die Großeltern nicht in der Nähe leben.

«Wir sind immer ausgebucht», sagt Sabine Wietz, Leiterin der Einrichtung. Kaum hängt die Liste für die Anmeldung aus, sind die bis zu 18 freien Plätze schon belegt, sagt sie. Die Eltern bringen ihre Kinder abends und holen sie am nächsten Morgen wieder ab. Bei einem Betrag von 30 Euro pro Kopf sind Abendessen und Frühstück dabei.

Derzeit bietet der Kindergarten die Übernachtung für den Nachwuchs ein Mal im Monat an, von Freitag auf Samstag. Doch überlegt das Team aufgrund der wachsenden Nachfrage, das Angebot auszuweiten, vielleicht auch unter der Woche.

Der Impuls für das Kinderhotel kam aus Fürth. Denn dort, im «Haus für Kinder» am Südstadtpark, existiert das Modell bereits seit September vergangenen Jahres. «Es ist kein Angebot der regulären Betreuung», erklärt Ulrike von Chossy, pädagogische Fachberatung vom Humanistischen Verband Deutschland (HVD).

Die Pädagogen erhalten einen zusätzlichen Honorarvertrag für diesen Extrajob. Die Bezahlung ist allerdings gesplittet: Erhalten die Mitarbeiter in ihrem Beruf tagsüber in der Einrichtung ihren Lohn vom HVD, so werden sie bei ihrem Extrajob aus der Kasse des Humanistischen Sozialwerks bezahlt. Die Pädagogen leisten den Zusatzjob freiwillig, so von Chossy. «Unsere Mitarbeiter verdienen sich abends oft Extrageld, wenn sie in Haushalten babysitten», sagt sie. Das könnten sie nun auch in der Einrichtung machen.

Ob die Welle auch einmal auf städtische Kindertagesstätten überschwappen kann, verneint Wilfried Knerr vom Jugendamt. «Wir sehen nicht den Bedarf an solchen Angeboten», sagt er. Es sei zudem eine Frage der Prioritäten. Das Jugendamt arbeite derzeit am Ausbau von Plätzen in Kindertagesstätten (Kindergärten, -krippen und Horte). «Wir haben 100 Nachfragen auf drei Plätze», sagt Knerr. Der Plan sieht vor, bis 2013 für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz geschaffen zu haben. Die Behörde setzt laut Knerr daher auf die Zusammenarbeit mit privaten Trägern.

Dieses Argument können Melanie Kozma (25) und Sabrina Dreger (21) absolut nicht nachvollziehen. Denn sie wollen eine private Kindertagesstätte mit 24-Stunden-Betreuung gründen - stoßen beim Jugendamt allerdings auf Widerstand (der Stadtanzeiger berichtete).

Resignation

«Wir resignieren, weil wir vom Jugendamt keinerlei Unterstützung bekommen», beschwert sich Kozma. Blockiert fühlt sich Kozma dadurch, dass das Jugendamt Immobilien für die geplante Tagesstätte nicht genehmigt. Günter Richter, im Jugendamt dafür zuständig, nennt den Grund: Für eine Genehmigung des Jugendamtes muss unter den künftigen privaten Betreibern mindestens eine ausgebildete Erzieherin dabei sein. «Das ist aber nicht der Fall.» Kozma und Dreger sind lediglich gelernte Kinderpflegerinnen. (Siehe auch die 7. Spalte auf Seite 2)