In bester Innenstadtlage
"Ich kann nicht ewig weitermachen": Nürnberger Traditionsgeschäft schließt
2.1.2024, 07:54 UhrHans-Joachim Eichhorn ist ein Pragmatiker. Natürlich sei es traurig, wenn man das größte Kapitel seines beruflichen Lebens abschließen müsse, natürlich schmerze es, das Lebenswerk aufzugeben, sagt er. "Aber auch ich schaue in die Abendsonne", so der 80-Jährige. "Ich kann nicht ewig weitermachen und dann muss man eben irgendwann auch einmal sagen, dass Schluss ist."
Eichhorn ist der Mann hinter dem gleichnamigen Möbel-Geschäft in der Schlotfegergasse. Beste Innenstadtlage, ein Kundenstamm, der dem Geschäft teilweise seit Jahrzehnten treu ist. Am 31. Januar wird das Traditionsgeschäft aber für immer schließen. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
Vor allem ist da die Gesundheit. "Im vergangenen Jahr hat es mich erwischt mit einem Schlaganfall und einer Krebsdiagnose", sagt Eichhorn. Spätestens da war klar, dass er selbst das Unternehmen nicht mehr lange wird führen können. Sein Sohn Patrick ist zwar seit 20 Jahren in der Firma aktiv. "Er hat aber einfach eine andere Lebensplanung", sagt der Chef des Möbelhauses. Gespräche mit Nachfolgern habe es gegeben. "Einer hatte Interesse, der hat bereits einen Laden. Aber es war ihm einfach zu viel."
Aus von Traditionsgeschäft: "Wir sind noch da"
Noch deutet nichts auf die baldige Schließung von "Möbel Eichhorn" hin. Keine großen Schilder, die einen Räumungsverkauf verkünden, lediglich ein paar kleine Aufkleber mit dem Wort "Restlos" fallen auf. Die Nürnberger Firma, die hinter diesem Namen steht und sich auf genau solche Fälle spezialisiert hat, veräußert derzeit weite Teile des Warenbestandes im Internet. Doch Eichhorn betont: Noch können Kunden ganz normal in die Schlotfegergasse kommen und sich potenzielle neue Lieblingsstücke selbst ansehen. "Wir sind da."
Die Branche hat sich verändert - und Möbelgeschäfte, sagt Eichhorn, sind längst keine Goldgrube mehr. Während es früher noch üblich war, zu fragen, bevor Sofas, Tische und Stühle fotografiert werden, zücken Kunden mittlerweile einfach kompromisslos ihr Smartphone. Und kaufen dann woanders, nachdem sie die Möbel bei Eichhorn inspiziert haben. "Wir spüren den Einfluss des Internets schon ganz deutlich", sagt der Beinahe-Rentner, der in den letzten Jahren zusah, wie ein Kollege nach dem anderen aufgab. "Wenn jemand irgendwo einen Stuhl für 5,50 Euro günstiger verkauft, zieht man im Zweifel den Kürzeren. Das mit den Rabatten ist ein mörderisches Geschäft."
"Vielleicht habe ich es versäumt, mit 60 den Schlüssel zu übergeben"
Trotzdem hatte Eichhorn, der sich selbst den geborenen Verkäufer nennt, immer Spaß an seinem Job. Der Pragmatiker legte immer selbst Hand an, manchmal auch beim Möbel ausfahren. "Die Leute haben sich gewundert, dass der Chef da selbst kommt", sagt der 80-Jährige. "Aber meine Kunden sind mir wichtig. Wenn Dinge in meinen Transporter gepasst haben, habe ich die natürlich selbst am Abend ausgefahren."
Nur eine Sache, die bereut Eichhorn etwas. "Vielleicht habe ich es versäumt, mit 60 den Schlüssel zu übergeben und meinem Sohn zu sagen, hier, das ist dein Ding." Ob das etwas geändert hätte, ob es seinen Laden dann womöglich noch weiter gäbe? Schwer zu sagen. Lange will sich der 80-Jährige darüber jedenfalls nicht ärgern. Er sagt: "Es ist so, wie es ist."
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