Illegaler Welpentransport: Adoptionen scheitern an Rechtslage
25.2.2016, 06:00 Uhr"Noch macht es keinen Sinn, bei uns wegen der Welpen anzurufen", sagt Tierheimsprecherin Tanja Schnabel. Die Hunde seien zwar über den Berg, leiden aber noch unter ansteckenden Darmerkrankungen. Außerdem gehören sie offiziell derzeit weiterhin dem Eigentümer, der sie im Dezember auf die qualvolle Reise aus der Slowakei Richtung Westen schickte.
Am 12. Dezember waren zwei illegale Tiertransporte in Bad Reichenhall aufgeflogen. Einer kam aus Ungarn und hatte 45 Welpen geladen, der zweite mit 170 Hundebabys kam aus der Slowakei. Die Tiere waren in einem erbärmlichen Zustand, einige waren erst drei Wochen alt - viel zu jung, um von der Mutter getrennt zu werden. Die Papiere waren gefälscht oder gar nicht vorhanden.
Der Bayerische Tierschutzbund übernahm die Verteilung der Hunde auf mehrere Tierheime. 34 Welpen kamen nach Nürnberg und hier sofort in Quarantäne oder auf die Krankenstation. "Zwei Rottweiler und zwei Malteser sind gestorben", sagt Tierheimsprecherin Tanja Schnabel. Von den insgesamt 215 Welpen der beiden Transporte starben 54. Noch am Montag verendete in Bamberg ein Welpe an der Staupe.
Erste Impfungen
Die Nürnberger Welpen stammen alle aus der Slowakei. Einige Tiere bekamen schon die ersten Impfungen. In drei bis vier Wochen könnte laut Andreas Brucker mit der Vermittlung begonnen werden. Dass aber bis dahin auch alle rechtlichen Fragen geklärt sein werden, bezweifelt der stellvertretende Geschäftsstellenleiter des bayerischen Tierschutzbundes.
Die Lage ist verzwickt: Das Landratsamt Berchtesgadener Land hat laut Brucker gegen den Amtstierarzt in der Slowakei, der die Altersangaben in den Begleitpapieren der Tiere fälschte, und gegen die dortigen niedergelassenen Ärzte, die falsche Impfpapiere ausstellten, Anzeige erstattet. Wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gehe der Tierschutzbund rechtlich gegen den Eigentümer der Welpen und eine beteiligte Firma, die einen Internethandel mit Tieren betreibe, vor. Das Umweltministerium sei ebenfalls in die Sache eingeschaltet.
Der Eigentümer der Tiere hat laut Brucker Anspruch auf die Tiere erhoben, sei aber nie aktiv geworden. "Er müsste die Kosten für Behandlung und Unterbringung tragen, das sind für die 170 Tiere aus der Slowakei bislang 300.000 Euro." Bestimmt waren die Welpen für Kunden in Spanien.
Sobald alle Hunde eine Tollwutimpfung haben, wären sie transportfähig. "Dann bekommt der Händler eine aktuelle Kostenabrechnung." Zahlt er nicht, muss das Landratsamt einspringen. In Bad Reichenhall seien seit Dezember aber schon wieder drei illegale Transporte mit Welpen gestoppt worden, das Landratsamt könne die Kosten nicht stemmen. Der Tierschutzbund fordere schon lange einen Notfallfond über 500.000 Euro bei der bayerischen Landesregierung.
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