Imbissbetreiber attackiert Kontrolleurin und droht mit Mord
23.3.2018, 10:31 UhrDas Entsetzen unter den Stadträten war groß, als Hans Ortenreiter, Leiter der städtischen Lebensmittelüberwachung, im Rechts- und Wirtschaftsausschuss über einen brandaktuellen Fall berichtet: den üblen Angriff auf eine Kollegin. Die 42-jährige Kontrolleurin hat am Mittwoch gegen 11.30 Uhr im Nürnberger Stadtteil St. Peter einen Imbiss aufgesucht - alleine. Vor dem Geschäft auf dem Gehweg standen drei größere Kisten mit frischem Brot. "Die Lebensmittel dürfen nicht in der Öffentlichkeit herumstehen. Was ist, wenn ein Hund da draufpinkelt?", sagt Ortenreiter auf Anfrage.
Die Mitarbeiterin handelte so, wie ein Lebensmittelüberwacher in so einer Situation handeln muss: Sie forderte den Inhaber des Imbisses auf, die Behälter ins Geschäft zu bringen. Der aber reagierte sehr aggressiv. Im Lokal beschimpfte er die Mutter von einem Kind, sperrte die Türe ab, griff sie körperlich an und drängte sie in eine Ecke. Dann drohte er der städtischen Angestellten mit dem Tode.
Auf Nachfrage, wie sich die Fleischtechnikerin aus der lebensbedrohlichen Situation befreien konnte, macht Ortenreiter keine Angaben. "Das ist gerade Gegenstand eines laufenden Ermittlungsverfahrens."
Mängel bereits vorher festgestellt
Der Imbiss ist beim Ordungsamt, zu dem die Lebensmittelüberwachung gehört, kein unbeschriebenes Blatt. Bereits im vergangenen Jahr wurden massive Hygienemängel in dem Geschäft festgestellt, der Laden wurde vorübergehend dichtgemacht. Auch der Inhaber ist schon mehrmals unangenehm aufgefallen. "Er ist bekannt dafür, dass er sehr impulsiv werden kann. Der Herr muss sich aber an Regeln halten", betont Ortenreiter. Oft kämen solche Extremsituationen nicht vor. "Ich bin seit 30 Jahren hier im Dienst. Mit diesem Fall sind es zwei, die ich schon erlebt habe."
Die Mitarbeiterin stand nach dem Angriff unter Schock und ist in ärztlicher Behandlung. Bis auf weiteres ist sie dienstunfähig. "Sie erhält von uns jede nur denkbare Unterstützung", sagt ihr Chef. Selbstverständlich wurde der Fall angezeigt. "Es geht um Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung", sagt Polizeipressesprecher Bert Rauenbusch.
Nach dem Bericht des obersten Lebensmittelüberwachers ist man im Rechts- und Wirtschaftsausschuss am Mittwoch einhellig der Meinung, eine harte Gangart gegenüber dem Betreiber einzuschlagen und in Zukunft die eigenen Mitarbeiter besser zu schützen. Seit Donnerstag liegt auch der Antrag von SPD-Stadtrat Ulrich Blaschke vor. Der sicherheitspolitische Sprecher seiner Fraktion fordert darin die Verwaltung auf, in einer folgenden Sitzung über die ergriffenen rechtlichen Schritte und "insbesondere auch über gewerberechtliche Maßnahmen gegenüber dem Angreifer beziehungsweise dem betroffenen Betrieb" zu berichten. bro/sto