Immer mehr Schüler: Nürnbergs Grundschulen in Not
13.7.2018, 16:47 UhrIm Jahr 2015 ging die Stadtverwaltung davon aus, dass 2026 rund 15.600 Jungen und Mädchen eine öffentliche Grundschule besuchen werden. Heute, wenige Jahre später, sieht die Lage ganz anders aus. Der aktualisierte Masterplan des Schulreferats, der sich auf die Bevölkerungsprognosen des Statistikamts stützt, sagt 18 000 Schüler voraus. Dabei ist die Raumnot heute schon groß.
Was an welcher Stelle nötig sein wird, ist nicht schwer festzustellen. Wo Neubauviertel entstehen, Stadtteile weiterentwickelt und schon bestehende Quartiere nachverdichtet werden, ziehen auch Familien mit Kinder hin. Also werden Schulen gebraucht. Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) weiß, dass damit auf die Stadt eine Menge Arbeit zukommt, die nicht leicht zu bewältigen ist. "Es wird viele Vollzugsprobleme geben", sagte er im Schulausschuss des Stadtrats. Er sieht vor allem finanzielle und personelle Engpässe voraus. Außerdem werde es immer schwieriger, neue Standorte zu finden. Großzügig mit Flächen umzugehen, sei heute nicht mehr drin. "In die Mitte des Geländes einen Pavillon zu stellen wie früher einmal üblich, geht nicht. Wir müssen genau hinsehen, was auf einem Grundstück alles möglich ist."
Möglichst zu Fuß zur Schule
Was dem Schulbürgermeister nach wie vor aber wichtig bleibt: am Prinzip "kurze Beine, kurze Wege" festzuhalten. Die Kinder sollen zu Fuß zur Grundschule gehen können. Ob das in Zukunft immer möglich sein wird, ist die Frage. Vermutlich wird es mittelfristig auch neue Sprengelzuschnitte und vielleicht weitere Wege geben.
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Besonders schwierig ist die Raumsituation im Nürnberger Süden. Sie sei dort in allen Grundschulen "extrem angespannt", berichtet die Schulverwaltung. Gebaut werden muss unter anderem im Stadtteil Lichtenreuth, der auf dem ehemaligen Südbahnhofgelände entsteht. Dort sieht der Masterplan eine neue fünfzügige Grundschule vor. Diese soll nicht nur die Kinder aus dem Quartier aufnehmen, sondern auch bestehende Schulen in der Südstadt entlasten – zumindest so lange, bis dort ebenfalls eine weitere neue Grundschule steht. Für diese muss aber erst einmal ein Standort her, in dem dicht bebauten Gebiet nicht leicht zu finden. Auch im Nürnberger Osten wird es eng. Derzeit sucht die Stadt ein Gelände für die geplante "Mittelschule Ost", die die Mittelschulen der Scharrer- und der Thusneldaschule vereinen soll. Damit würde an den bisherigen Standorten mehr Platz für die Grundschulen bleiben.
Im Westen wird die dreizügige "Grundschule West" auf dem Gelände der Schule für Hörgeschädigte gebaut. Diese soll die Grundschule Reutersbrunnenstraße entlasten. Dort sind derzeit auch noch die Modeschulen der Berufsschule 5 untergebracht, für die schon lange ein neuer Standort gesucht wird.
Die Dunant-Schule in Großreuth bei Schweinau soll Entlastung erfahren, wenn in dem Neubaugebiet "Tiefes Feld" eine vierzügige Grundschule gebaut wird. Dort entsteht, wie berichtet, auch ein weiteres Gymnasium.
Im Norden Nürnbergs soll an der Forchheimer Straße eine neue vierzügige Grundschule entstehen. Außerdem werde der Neubau einer "Grundschule Knoblauchsland" erforderlich sein, so die Schulverwaltung. Diese würde dann die Schulgebäude in Buch und Almoshof ersetzen.
Derzeit 7111 Plätze in städtischen Horten
Freilich muss die Stadt nicht nur Platz für Unterricht schaffen, sondern auch für die Betreuung der Grundschulkinder. Seit Jahren bemüht sie sich, die Zahl der begehrten Hortplätze zu erhöhen. Im aktuellen Schuljahr stehen für 15 500 Grundschüler 7111 Hortplätze und 632 Plätze in Zentralhorten zur Verfügung. 150 Plätze kommen in diesem Schuljahr noch dazu.
2600 Kinder sind in der Mittagsbetreuung untergebracht, 220 besuchen einen gebundenen Ganztagsunterricht – dieser wird an der Scharrer-Schule, der Konrad-Groß-Schule und der Grundschule Insel Schütt sowie an der Michael-Ende-Schule in St. Leonhard angeboten. Dort werden die Plätze im gebundenen Ganztag aber gemeinsam mit den Hortplätzen erfasst.
220 Grundschulkinder besuchen den offenen Ganztagsunterricht an der Ambergerschule und der Hegelschule. Insgesamt stehen damit für rund 70 Prozent der Nürnberger Grundschulkinder Betreuungsangebote zur Verfügung. Diese Quote will die Stadt zunächst einmal auf 80 Prozent und dann auf 90 Prozent steigern, wenn denn im Jahr 2025 der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Grundschulkinder kommt, den die Große Koalition angekündigt hat.
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