In den Ferien verlassen: Der Georg-Wieszner-Platz
12.8.2015, 20:53 UhrMenschenleer liegt der Georg-Wieszner-Platz an der vielbefahrenen Gibitzenhofstraße, direkt vor dem Sigena-Gymnasium. Während der Schulzeit tummeln sich hier Schüler, unterhalten sich oder fragen sich vor der nächsten Arbeit noch einmal gegenseitig ab. Nach Unterrichtsschluss strömen sie aus dem Haus und über die schmalen Wege auf dem Platz in Richtung Straßenbahnhaltestelle oder Schulbus. Doch in den Ferien ist das anders: Der Platz ist verlassen. Einzig die steinerne Statue der Sigena steht im Schatten einer Birke auf dem vertrockneten Gras und wartet auf die Rückkehr der Schüler.
Am Georg-Wieszner-Platz gibt es nicht viel: Ein paar Bäume stehen auf den zurzeit braunen Grünflächen, eine Hecke trennt den Platz vom Haupteingang der Schule. Ein kleiner Parkplatz liegt nebenan, der ist allerdings in den Ferien geschlossen.
Eines allerdings hat der Georg-Wieszner-Platz, was andere nicht haben: eine kleine Erklärung unter dem blauen Straßenschild, das auf die Fläche vor dem Gymnasium zeigt. Hier steht: „Dr. Georg Gustav Wieszner, Kulturhistoriker“. Seit 1982 trägt der Platz vor dem Schulhaus den Namen des Pädagogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm Wieszner die Leitung der Nürnberger Volkshochschule. Im Jahr 1968 bekam er die Bürgermedaille der Stadt Nürnberg verliehen.
Doch nicht nur Namensgeber Georg Wieszner ist eng mit Nürnberg verbunden, auch die Geschichte der Magd Sigena ist mit der Stadtgeschichte verknüpft. Eine gesichtslose und etwas abstrakte Statue aus grauem Stein von Bildhauer Leo Smigay bildet die ehemalige Magd ab. In dem Schriftstück zu ihrer Freilassung wurde die Stadt Nürnberg am 16. Juli 1050 erstmals urkundlich erwähnt. Kaiser Heinrich der Dritte schenkte ihr die Freiheit, damit sie einen Adeligen ehelichen konnte, so die Geschichte. Die Statue auf dem Georg-Wieszner-Platz ist ein Symbol der Freiheit.
Bei seiner Gründung 1823 war das heutige Sigena-Gymnasium eine weiterführende Mädchenschule. Nach mehreren Umzügen waren die Klassen schließlich ab 1958 im Schulhaus an der Gibitzenhofstraße und dem Georg-Wieszner-Platz angekommen und die Schule erhielt ihren heutigen Namen.
Ara Muhammad ist einer von mehr als 700 Schülern des Gymnasiums. Der Platz an der Gibitzenhofstraße ist ihm gut bekannt, kommt aber nicht so gut weg. „Ein paar Blumen wären schön, aber das ist schwierig, wenn die Leute da drüberlaufen“, äußert er. Zurzeit sind die Wiesen mehr braun als grün und die Bäume werfen ihre Blätter ab. „Es ist halt alles verbrannt von der Sonne“, meint ein anderer Passant. Die Fläche wirkt ohne die Schüler verlassen. Ein Aushängeschild ist der Platz nicht.