Folge 22
In unserem Abgründe Adventskalender betreten wir heute den berühmtesten Gerichtssaal der Welt
22.12.2024, 05:00 UhrHeute stehen wir im berühmtesten Gerichtssaal der Welt: Für unseren Adventskalender des True-Crime-Podcasts "Abgründe" schauen wir seit Wochen jeden Tag hinter eine sonst verschlossene Tür - in der aktuellen Folge 22 betreten wir den historischen Schwurgerichtssaal 600.
Der Saal ist wirklich gewaltig. Er hat eine Fläche von 246 Quadratmetern – hier würden zwei Einfamilienhäuser hinein passen. Und auch seine Historie wirkt einschüchternd. Hier saßen die größten Kriegsverbrecher des sogenannten Dritten Reichs, ihre Gräueltaten haben die ganze Welt schockiert. Am 16. Oktober 1946 sind zehn Kriegsverbrecher in der alten Turnhalle auf dem Gelände des Nürnberger Gefängnisses aufgehängt worden. Nach der Hinrichtung wurden die Leichen nach München gebracht und im Krematorium des Ostfriedhofs verbrannt. Die Asche wurde in einen Nebenfluss der Isar gestreut.
Die Männer wurden am 30. September und am 1. Oktober 1946 verurteilt, die Urteile hatte der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg gesprochen.
Und damit erlebte das Völkerrecht seine Geburtsstunde. Der US-Chefankläger Robert S. Jackson hatte bereits in seiner Eröffnungsrede festgestellt, dass die Verbrechen, über die der Militärhof zu Gericht saß, der Aggressionskrieg, der Holocaust und die Verbrechen der Wehrmacht, so unerhört und so unermesslich seien, dass die Welt es nicht zulassen könne, dass da jetzt keine Antwort darauf folgt - die Zivilisation würde das nicht überleben.
Heute hat Professor Christoph Safferling in direkter Nachbarschaft zu dem historischen Saal 600 sein Büro. Er ist Juraprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und auch Direktor der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien - und damit trägt die Einrichtung schon im Namen, was damals in Nürnberg passiert ist und was unser Anspruch heute ist.
Im Jahr 1946 stand die Zivilisation am Rande des Abgrunds. In ähnlichen Situationen sind heute die Ukraine, Gaza, Palästina und Israel. Damals lautete die Antwort, mit rechtlichen Kriterien die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, klar auszudrücken, dass Unrecht geschehen ist und auch Strafen zu verhängen.
Heute kommen Jura-Studentinnen und Studentinnen aus aller Welt nach Nürnberg. In diesem Gerichtssaal, der mit seinen dunklen Eichenpaneelen aussieht, wie eine Kulisse aus einem Hollywood-Film, stellen die Studierenden in einem Wettbewerb Gerichtsverhandlungen nach – und genau vor diesem historischen Hintergrund werden die Prinzipien des Völkerstrafrechts vermittelt.
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