In vielen Parkanlagen: Stadt Nürnberg verzichtet auf Beleuchtung

Irini Paul

NN-Lokales

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15.10.2020, 10:23 Uhr
Wenig Licht in Parks: Was unangenehm ist für das subjektive Sicherheitsgefühl, dient dem Schutz der Umwelt.

© Irini Paul Wenig Licht in Parks: Was unangenehm ist für das subjektive Sicherheitsgefühl, dient dem Schutz der Umwelt.

Wenn die Tage immer kürzer werden und die Dunkelheit immer früher hereinbricht, wird ein Spaziergang durch die meisten großen Parkanlagen in den Abendstunden unangenehm. Denn dort fehlt es an jeglicher Beleuchtung – wie etwa im Rosenaupark, im Archivpark und dem großen Volkspark Marienberg. Zum Vergleich: Das Stadtgebiet Nürnberg umfasst insgesamt etwa 48.000 so genannte Lichtpunkte. Wie viele davon genau in Parkanlagen liegen, kann man bei der Stadt aktuell nicht genau beziffern. Allerdings sind in der Datenbank lediglich 450 Lichtpunkte in Grünanlagen verzeichnet, und zu diesen zählen auch die Parkanlagen.


Lichtverschmutzung: "Viele Gebäude sind überstrahlt"


Entsprechend niedrig fallen die Energiekosten für die Beleuchtung in den Grünanlagen aus: Diese liegen bei etwa 30.000 Euro im Jahr. Aber entsprechend finster ist es auch. Lediglich die Straßenbeleuchtung, die die Parkanlagen umgibt, spendet an manchen Stellen ein wenig Licht, wenn auch nicht im großen Volkspark, denn der ist einfach zu großflächig. Und das ist von der Stadt auch so gewollt, wie Bürgermeister Christian Vogel sagt: "Das aktuelle städtische Beleuchtungskonzept sieht zum Schutz von Flora und Fauna vor, in der Regel keine Straßenbeleuchtung in oder durch Grünanlagen zu führen."

Keine Alternativen

Ausgenommen sind allerdings Wege, die eine besondere Erschließungsfunktion hätten und bei denen keine beleuchteten Alternativen in zumutbarer Entfernung zur Verfügung stünden, so Vogel weiter. So sieht es zum Beispiel mit der Wöhrder Wiese und dem Pegnitztal aus. Hier verläuft eine wichtige Fahrradwegverbindung von Ost nach West. Dementsprechend ist dieser Grünzug von der Altstadt bis zur Ludwig-Erhard-Brücke beleuchtet. Ab der Satzinger Mühle allerdings geht es dann ins Naturschutzgebiet östliches Pegnitztal. Hier wird auf Beleuchtung verzichtet.

Im Archivpark oder in der Rosenau verhalte es sich anders, wie Vogel betont: "Der Rosenaupark mit seinem kompakten fünfeckigen Grundriss kann leicht und ohne größere Zeitverluste umgangen oder umfahren werden." Gleiches gelte für den Archivpark, der mit 210 mal 85 Meter recht überschaubar sei und ohne große Umstände umgangen werden könne.

Ein Stück Klimaschutz

Klimaschutz spielt bei dem Verzicht auf Beleuchtung aber durchaus auch eine Rolle, wenn auch anders als etwa in manch anderer Großstadt in Nürnberg keine Stromfresser aus den 60er Jahren mehr im Einsatz sind. Aktuell wird ein Großteil der Straßenbeleuchtung in Natriumdampflampen und LED betrieben. "Bei den Natriumdampflampen handelt es sich um die Technologie, welche vor Einführung der LED als aktuell und effizient galt", wie Vogel erläutert. Alle Leuchten die aktuell aus Altersgründen oder wegen eines größeren Defekts ausgetauscht werden müssten, würden in LED ausgeführt. Auch alle Neuerrichtungen werden in LED ausgeführt.

"Wir versuchen mit unserem Beleuchtungskonzept den natürlichen Rhythmus der Pflanzen- und Tierwelt möglichst nicht zu beeinträchtigen und die Lichtverschmutzung des nächtlichen Himmels zumindest im Freiraum zu begrenzen", so Vogel, der davon spricht, dass jeder Lichtpunkt Millionen von Insekten das Leben koste. Das Argument, dass mancher Hundehalter lieber durch den Park Gassi gehen will als auf der Straße, und daher ein mulmiges Gefühl in Kauf nehmen muss, lässt er dabei nicht gelten. "Wir können nicht sagen aus Arten- und Naturschutzgründen wollen wir möglichst wenig Beleuchtung in den Grünanalgen für den Menschen, für die Hunde schaffen wir aber eine Beleuchtung." Das wäre nicht sachlich und nicht nachvollziehbar.

"Wer das Nebeneinander von Natur und Mensch in der Stadt akzeptiert und fördern möchte, der muss auch dazu bereit sein, unter Umständen mal einen etwas längeren Lauf- oder Fahrweg in Kauf zu nehmen." Die meisten innerstädtischen Grünanlagen hätten eine Größe, bei denen eine Umgehung keine unzumutbare Nachtwanderung darstellen würde, so Vogel.

Kein Sonderweg

Dabei geht Nürnberg keinen Sonderweg, auch viele andere Städte verfahren nach diesen Grundsätzen, wie etwa Berlin. Allerdings stellt Vogel auch in diesem Bereich fest, es nicht allen recht machen zu können. So bekomme er Briefe von Bürgern, die sich über zu wenig Licht in den Parkanlagen beschwerten, andere beklagten zu viel Licht. Bliebe das subjektive Sicherheitsempfinden. "Wir lassen bei der Beleuchtung die Sicherheit der Bürger nicht außer Acht. Es sollen keine Angsträume entstehen", betont Vogel. Es gebe durchaus auch Situationen, wo eine zusätzliche Beleuchtung sinnvoll und berechtigt sei, wie er einräumt. Grundsätzlich gelte, die Interessen von Naturschutz und Sicherheitsgefühl genau zu betrachten und dann eine Entscheidung zu treffen.

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