"Tut in der Seele weh"

In wenigen Wochen: Bekannte Modekette schließt ihre Filiale mitten in Nürnberg

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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4.3.2024, 15:37 Uhr
Die Modekette Peter Hahn schließt seine Filiale in der Nürnberger Innenstadt - direkt gegenüber vom ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäude.

© Johanna Mielich Die Modekette Peter Hahn schließt seine Filiale in der Nürnberger Innenstadt - direkt gegenüber vom ehemaligen Galeria Kaufhof-Gebäude.

"Wir schließen, alles reduziert", wer die Ostermayr-Passage entlang zur Lorenzkiche läuft, kann die rot-schwarzen Schilder kaum übersehen. Direkt gegenüber der ehemaligen Galeria Karstadt-Filiale, kündigt ein weiterer bekannter Modehändler einen Schlussstrich an: Peter Hahn.

Die Kette aus Schwaben mit Firmensitz in Winterbach existiert seit 1964, die Filiale in Nürnberg war über 15 Jahre lang in der Königstraße 33 bis 37 zu finden. Eigentlich das Einfallstor in die Nürnberger City und dennoch geht in dem Gebäude schon in wenigen Wochen das Licht aus, geplant ist der letzte Verkaufstag für den 20. April 2024, wie Bettina Reichert, Pressesprecherin von Peter Hahn, mitteilt. "NN.de" hatte als Erstes über die Schließung berichtet.

Schnäppchenjäger haben nun noch die Chance auf günstige Angebote: Gerade ist der Räumungsverkauf in vollem Gange, alles ist um 50 Prozent reduziert. Stück für Stück soll es sogar noch höhere Rabatte geben, wie die Leiterin der Nürnberger Filiale berichtet. Peter Hahn verkauft Mode unter anderem via Katalog sowie im Internet und im stationären Einzelhandel. Hauptzielgruppe sind Frauen über 45, sogenannte "Best Ager".

Doch die Kundinnen und Kunden wanderten in den vergangenen Jahren immer mehr ins Online-Shopping ab. "Viele kamen für die Beratung her und haben die Sachen dann aber Online bestellt", erklärt Nürnberger Filialleiterin gegenüber unserer Redaktion, "in den letzten Jahren hat sich das sehr verstärkt".

Hunderte Stellen werden gestrichen

Der Räumungsverkauf in der Filiale läuft bereits. Alle Bekleidungsartikel sind aktuell um 50 Prozent reduziert. 

Der Räumungsverkauf in der Filiale läuft bereits. Alle Bekleidungsartikel sind aktuell um 50 Prozent reduziert.  © Johanna Mielich

Im Oktober vergangenen Jahres hat das Unternehmen ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren beantragt. Gründe waren vor allem die Auswirkungen der Insolvenz einer Schwesterfirma sowie die allgemeine Marktlage im Versandhandel. Das Hauptverfahren sei zum 1. Januar 2024 eröffnet worden, wie der Modehändler in einer Pressemitteilung erklärte.

Ein neu erarbeitetes Sanierungskonzept sieht nun vor, dass sich Peter Hahn aus der bisherigen Gruppenstruktur löst und ein eigenständiges Unternehmen wird. Der neu gelegte Fokus bedeutet aber auch das Aus von 14 der insgesamt 17 Filialen in Deutschland und der Schweiz, nur der Flagship-Store am Firmensitz in Winterbach und die beiden Outlets sollen erhalten bleiben. "Im Rahmen der Neuaufstellung und Restrukturierung des Geschäftsmodells wird der Fokus künftig auf den Ausbau des Online-Geschäfts gelegt", erklärt Reichert dazu weiter. Das Filialgeschäft mache nur einen kleinen Teil des Geschäftsmodells von Peter Hahn aus.

Der Modehändler beschäftigte nach Angaben aus dem Oktober zuletzt insgesamt rund 1000 Menschen und verzeichnete einen Jahresumsatz von etwa 350 Millionen Euro. Durch die Neuaufstellung muss sich Peter Hahn jetzt von Hunderten Mitarbeitenden trennen. Rund 600 Arbeitsplätze sollen am Firmensitz in Winterbach (Rems-Murr-Kreis) verbleiben, teilte das Unternehmen im Januar mit.

"Tut in der Seele weh"

In der Nürnberger Filiale sind mittlerweile nur noch sechs Mitarbeitende beschäftigt, sechs weitere hätten sich zum Start in das Schutzschirm-Insolvenzverfahren bereits anderweitig umgesehen. "Der harte Kern tut sich schwer loszulassen", betont die Filialleiterin. "Am Anfang war die Nachricht für alle schwer zu verdauen", mittlerweile sei man aber offen anderswo neue Wege zu gehen. "Es tut in der Seele weh loszulassen, wir haben aber beschlossen, es mit Anstand zu Ende zu bringen".

Zuletzt haben mehrere Schließungen in der Nürnberger Innenstadt für Schlagzeilen gesorgt. Auch in der Filiale der Küchenmarke WMF in der Karolinenstraße läuft aktuell ein Räumungsverkauf. Das Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg will gegensteuern: So soll sich der sogenannte "Stab Innenstadt" nun um die Wiederbelebung der City kümmern.