IS-Terror: Bayern nimmt Salafisten schärfer ins Visier
10.10.2014, 17:49 UhrBayern will mit einer Aufklärungskampagne gegen radikal-islamische Salafisten vorgehen. Dabei setze der Freistaat auf umfassende Information über die salafistische Bewegung in Deutschland, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Nürnberg bei der Vorstellung einer Informationsbroschüre. Junge Leute würden dabei nicht nur über die geistigen Wurzeln des Salafismus informiert, sondern auch über fragwürdige Methoden der Bewegung bei der Rekrutierung neuer Anhänger.
Es müsse verhindert werden, dass junge Leute so fanatisiert würden, dass sie sogar vor einem Einsatz in Bürgerkriegsgebieten nicht zurückschreckten, sagte Herrmann. Bisher haben nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer 450 junge Islamisten Deutschland verlassen, um im Irak und Syrien für einen islamischen Gottesstaat zu kämpfen. In Bayern seien es 40 - „mit steigender Tendenz“, sagte Minister Herrmann.
Die Ausreisewelle gewaltorientierter Salafisten aus Deutschland rolle weiter. Gerade wegen der zur Zeit aufgeheizten Stimmung im Zusammenhang mit den Kämpfen um die syrische Grenzstadt Kobane sei bis zum Jahresende mit weiter steigenden Ausreisezahlen zu rechnen, ergänzte der Präsident des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutzes, Burkhard Körner. Nach Körners Beobachtungen ist rund ein Drittel der Ausgereisten inzwischen wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
Islamistische Strukturen
Nur ganz wenige davon würden sich danach vom radikalen Islam abwenden. „Die allermeisten kehren in die islamistischen Strukturen zurück - aber nicht unbedingt um Anschläge in Deutschland zu verüben“, machte der bayerische Verfassungsschutz-Chef deutlich. Trotzdem gebe es Hinweise, dass vor allem die Terrormiliz IS solche Rückkehrer in letzter Zeit mit Anschlägen beauftragt habe. „Davon ist auch Deutschland betroffen.“
Besorgt zeigte sich der bayerische Innenminister auch über die zunehmenden Ausschreitungen zwischen Anhängern der radikal-islamischen Salafisten und Kurden in Deutschland. „Damit wird eine Konfrontation in einem Maße nach Deutschland getragen, wie wir es bisher kaum erlebt haben“, sagte Herrmann.
Er schloss auch nicht aus, dass sich gewaltbereite islamistische Aktivisten unter die Flüchtlingsgruppen mischten. „Hier sehe ich ein sehr großes Risiko“, unterstrich der CSU-Politiker. Dies werde noch dadurch verstärkt, dass die italienischen Behörden viele Flüchtlinge unregistriert nach Deutschland weiterschickten. Dies halte er auch aus Gründen der Terrorabwehr für unverantwortbar.