Folge 20

Ist unser Recht wirklich gerecht? Im Abgründe Adventskalender fragen wir, wie Recht gesprochen wird

Ulrike Löw

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20.12.2024, 06:00 Uhr
Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg mit dem Modell eines Kunstwerks, das im neuen Strafjustizzentrum hängt. Das Werk zeigt verschiedene Symbole der Gerechtigkeit.

© Ulrike Löw/VNP Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg mit dem Modell eines Kunstwerks, das im neuen Strafjustizzentrum hängt. Das Werk zeigt verschiedene Symbole der Gerechtigkeit.

Moral, Ethik, Recht, Fairness, Ausgleich und Freiheit, in diesem schillernden Begriff der Gerechtigkeit steckt ja sehr viel. Aber wie wird Gerechtigkeit hergestellt?

Für unseren Adventskalender des True-Crime-Podcasts "Abgründe" schauen wir in 24 Folgen jeden Tag hinter eine sonst verschlossene Tür bei Polizei und Justiz. In der aktuellen Episode 20 sind wir mit Thomas Dickert, dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Nürnberg, ganz oben im Justizpalast. Denn dort, auf dem Dachboden, steht das Modell eines Kunstwerks.

In der Realität hat kein Richter einen Hammer

"Dikaä" nennt sich die filigrane Skulptur aus polierten Messingrohren. Sie zeigt, ineinander verschlungen, fünf verschiedene Symbole der Gerechtigkeit: das Schwert, die Waage, eine Sanduhr, einen Hammer und eine Linde. Die Sanduhr ist ein Gerechtigkeitssymbol, auch weil das Recht viel mit Zeit zu tun hat. Es gilt Fristen einzuhalten, weil Straftaten, aber auch zivilrechtliche Forderungen verjähren. Der Hammer wird zwar in jedem Gerichtsfilm verwendet, doch in der Realität hat kein Richter in Deutschland einen Hammer. Das Schwert schließlich steht symbolisch für das Gewaltmonopol des Staates und die Vollstreckung von Urteilen. Eine Linde ist zu sehen, weil im Mittelalter unter der Gerichtslinde Recht gesprochen worden ist.

Im Original ist das Kunstwerk im neuen Strafjustizzentrum an der Fürther Straße zu sehen. Geschaffen hat es Martin Wöhrl. Trotz seiner gewaltigen Größe - sieben Meter hoch und dreieinhalb Meter breit - fügt e sich elegant in den Luftraum über dem Haupteingang ein.

Im Justizpalast und im Strafjustizzentrum arbeiten mehr als 200 Richter. Hier wird in zig Sälen verhandelt, strafrechtlich geht es um die Sühne von Verbrechen, zivilrechtlich wird um Schäden am Bau oder ärztliche Kunstfehler gestritten. Hier kann klagen, wer in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde oder wer die Scheidung eingereicht hat.

Ist der Justizpalast Nürnberg auch eine Gerechtigkeitsfabrik?

Hier geht es um das ganze Spektrum des Lebens, von der Wiege bis zur Bahre. Aber gleicht das Gebäude auch einer Gerechtigkeitsfabrik? Im Gespräch mit Präsident Thomas Dickert, er ist der Hausherr dieser monumentalen Gebäude, geht es in der aktuellen Folge um Fragen der Gerechtigkeit.

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