Jede Sammlung hat auch Lücken

Nürnberg - Um elf Uhr bildet sich schon eine lange Schlange in der Meistersingerhalle. Sie alle wollen ihren Obolus von drei Euro entrichten und danach auf der Schallplatten- und CD-Börse nach Schnäppchen und Raritäten suchen.

Veranstalter Stefan Meiner ist mit der Resonanz sehr zufrieden; allerdings haben ihn einige Aussteller im Stich gelassen, die sonst zu den Stammgästen der dreimal im Jahr stattfindenden Börse zählen.

«Einige gute Händler fehlen», monieren auch Andreas Griener (42) und Karsten Borowski (44) mit Kennerblick. Die beiden sind Stammgäste, Griener geht schon seit mehr als zehn Jahren auf Schallplattenbörsen. «Er ist ein richtiger Fuchs, der mir auch immer wieder Tipps gibt, was Bands angeht», erzählt Borowski. Die beiden mögen die harten Sachen: AC/DC, Def Leppard. Im Bereich Hard Rock und Heavy Metal würden sie sich ein breiteres Angebot wünschen. «Es gibt meiner Meinung nach hier auch zu wenig CDs», sagt Griener. Die Zeit der guten alten Schallplatte hält er für abgelaufen.

Da ist Thomas ganz anderer Meinung. «Ich hab’ schon auch ein paar CDs daheim, aber Schallplatten sind mir lieber.» In seinen Augen sehen die nicht nur besser aus, sie haben auch den besseren Klang. Thomas hat sich eigens aus Regensburg aufgemacht, um auf der Nürnberger Börse nach Tonträgern von den Rolling Stones und The Who zu suchen. Zwar besitzt der 39-Jährige schon 1600 Langspielplatten und 400 Singles, aber selbst eine solch stattliche Sammlung weist noch Lücken auf. Eine Platte von The Who hat er bereits gekauft, zudem eine Stones-DVD. «Aber ich bin noch lange nicht fertig.»

Auch Christine (42), die leidenschaftlicher Fan von Elvis Presley ist, sucht und sucht und sucht. Sie hat ein dickes Buch dabei, in dem alle Titel verzeichnet sind, die sie schon hat. Nur so kann sie verhindern, in ihren Beständen die Übersicht zu verlieren und sich dieselbe Scheibe womöglich ein zweites Mal zu kaufen.

Thomas, Christine und die anderen Musikfans können auf der Börse billig einkaufen, viele Singles gehen für einen Euro über den Tisch. Wer möchte, kann aber auch richtig viel Geld ausgeben. Gerade die Erstpressungen mancher Platten, so der Händler Mario Wunderlich, sind teuer. Als Beispiel fischt er aus seinem Angebot eine LP der Gruppe Jethro Tull mit einem integrierten Poster, die 230 Euro kostet.

Stefan Meiner organisiert die Schallplattenbörse seit 2002 in der Meistersingerhalle. Gestern ging sie dort zum letzten Mal über die Bühne. «Das ist zu teuer hier», sagt Meiner. Ab 2009 weicht die Veranstaltung in den «Hirsch» in der Vogelweiherstraße 66 aus. Marco Puschner

Termine für 2009: 15. März, 6. September, 27. Dezember.