Jetzt macht er auch noch Wandobjekte!
1.2.2015, 21:34 UhrGrashaußer, Jahrgang 1959, begann einst seine berufliche Karriere als Beamten-Anwärter bei der damaligen Deutschen Bundesbahn. Doch rasch bemerkten er und sein Dienstherr, dass er für das jahrzehntelange Ausharren in einem bürgerlichen Job viel zu „anarchisch“ war. Nachdem er versehentlich einen Zug hatte entgleisen lassen, endete seine Eisenbahner-Laufbahn ziemlich jäh: Der Weg in die abenteuerliche Welt der Künste stand sperrangelweit offen. 1980 gründete er die Kinder-Theatergruppe „Rootslöffel“ und zwei Jahre später wurde die Kunstfigur Geraldino geboren. Sie war von Anfang an ein echtes Glückskind und ist es bis heute geblieben, wie ungezählte Bühnen- und Fernseh-Auftritte, CDs und DVDs beweisen.
Lieder zum Anschauen
Obwohl Grashaußer immer wieder auch Musik für große Leute gemacht und einen Roman sowie ein Theaterstück für Erwachsene geschrieben hat, kommt er zweifellos beim ganz jungen Publikum am besten an. So ist es kein Wunder, dass er nun auch seine Bild-Objekte aus dem Geist einiger seiner beliebtesten Geraldino-Kinderlieder entwickelt hat. Was dabei entstanden ist, versteht der Macher allerdings nicht als Illustration der Liedtexte, sondern als deren Entsprechung in einer anderen künstlerischen Technik, zu der er seit langer Zeit eine heimliche Liebe hegt.
Vor einigen Monaten hat er dann zufällig eine Ausstellung des Cartoonisten, Schauspielers und Musikers Gymmick in den Räumen von „Yechet Mad“ gesehen und spontan beschlossen: „Das mache ich jetzt auch.“ Schließlich hatte ihn seine Frau ja in letzter Zeit wiederholt aufgefordert, den Keller zu entrümpeln.
Aus den dort lagernden Dingen würden sich mit Sicherheit wunderbare Objekte basteln lassen. So kam es zur Produktion der skurrilen, poetisch-verspielten Wand-Plastiken im „Fluxus“ oder „Dada“-Stil, die der Künstler schlicht und bescheiden „eine Liebeserklärung an meine Lieder“ nennt.
Bürste, Ente, Knopf
Kunstwürdig ist bei Geraldino tatsächlich fast alles, was halbwegs dekorativ ist und geeignet erscheint, die Fantasie der Betrachter in Schwung zu bringen: Spielzeug-Figuren aus Plastik, Stroh, Zweige, bunte Holz-Klötzchen, Bälle, Kinderschuhe, Reste eines „Trix“-Baukastens, ein rostiges Hufeisen, ein Fahrradschlauch, Federn, Knöpfe, eine Bürste, Watte, eine Badewannen-Ente. Aus all diesen Dinge wurden pfiffige und durchweg ästhetisch ansprechende Assemblagen, die einheitlich auf große L-förmige Bildträger montiert wurden. Die dazugehörige Geschichte kann sich jeder selbst ausdenken.
Es gibt aber auch einen sogenannten „Audio-Guide“. Der liefert dem Betrachter zu jedem Kunstobjekt ein passendes Geraldino-Lied. Die Besucher der Ausstellungs-Eröffnung, überwiegend eher im Oma- und Opa-Alter, amüsierten sich jedenfalls allesamt köstlich bei der Suche nach dem Zusammenhang von Musik, Text und Bild im Werk des ewig jungen Alleskönners Gerd Grashaußer.
Kneipen-Galerie Yechet Mad, Brosamerstraße 12: „Lieder zum Anschauen“. Bis 15. März, Di.—Do. und So. 17—23 Uhr, Fr./Sa. 17—24 Uhr; www.geraldino.net
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