Stromtrasse

Juraleitung P53: Tennet plant Erdverkabelung in Katzwang

11.5.2021, 17:00 Uhr
Juraleitung P53: Tennet plant Erdverkabelung in Katzwang

© Plan.Tennet, NN

Die Demonstrationen zu Ostern in Katzwang und am Wochenende in Kornburg zeigen: Der Bürgerprotest gegen die neue Höchstspannungsleitung P53, genannt Juraleitung, ist ungebrochen. Am Mittwoch, 12. Mai, bietet die Firma Tennet, die die Leitung im Auftrag des Bundes plant und baut, eine Online-Bürgersprechstunde an. Für den Bereich Schwabach, Katzwang, Kornburg sowie im Süden Schwanstetten, Büchenbach, Rednitzhembach und Kammerstein von 16 bis 18 Uhr und für den Abschnitt von Rohr nach Roßtal von 19 bis 21 Uhr. Anmeldungen sind noch unter https://tennet.eu/juraleitung-buergersprechstunde möglich.

Norden statt Süden

In dieser Bürgersprechstunde stellt Tennet die aktuelle Planung vor. Der Stand: Tennet will die neue 380-kv-Leitung im Norden Schwabachs bauen und sich dabei an der bereits bestehenden 220-kv-Leitung orientieren. Für das bevorstehende Raumordnungsverfahren wurde ein entsprechender "Raumordnungskorridor" eingereicht. Dieser 100 Meter breite Streifen ist noch keine detaillierte Planung, macht aber deutlich, wo Tennet die aus ihrer Sicht bestmögliche Trasse entlangziehen will. "Wir sind von unserer Planung überzeugt", betonte Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht in einem Pressegespräch.


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Dieser Korridor führt von Westen aus Raitersaich kommend südlich vorbei an Regelsbach, Unterbaimbach und Raubershof. Besonders umstritten sind Katzwang, Kornburg und Kleinschwarzenlohe. Katzwang, weil dort eine Erdverkabelung entlang der jetzigen Trasse vorgesehen ist. Kornburg und Kleinschwarzenlohe, weil die Trasse teils weniger als 400 Meter von der Wohnbebauung entfernt liegt. Diese 400 Meter sind im bayerischen Landesentwicklungsplan aber lediglich empfohlen, vorgeschrieben sind sie nicht.

Südvariante noch nicht vom Tisch

Die Variante südlich von Schwabach, gegen die es ebenfalls großen Widerstand gibt, wird von Tennet aktuell "nicht mehr verfolgt", so Markus Lieberknecht. Definitiv vom Tisch ist sie deshalb noch nicht. Man könne nicht ausschließen, dass die Behörden im Rahmen des Raumordnungsverfahrens nicht doch noch weitere Prüfaufträge geben. "Das ist ein offenes Verfahren", sagt Lieberknecht.

Bundestag erlaubt Erdkabel

Tennet aber favorisiert die Variante im Norden Schwabachs. Ein wesentlicher Grund: "Im Januar hat der Bundestag das Bundesbedarfsplangesetz novelliert und Erdverkabelungen erlaubt", erklärt Lieberknecht. Dadurch werde es nun doch möglich, Katzwang zu durchqueren und somit im Bereich der Bestandstrasse zu bleiben. "Und das ist ja das grundsätzliche Ziel bei Ersatzbauten." Zudem habe der Bundestag erneut den Bedarf für die neue Höchstspannungsleitung festgestellt. "Deshalb diskutiert Tennet nicht über das Ob, sondern nur über das Wie der neuen Trasse", stellt Lieberknecht klar.

Der Trassenvorschlag

Der von Tennet vorgeschlagene "Raumordnungskorridor" verläuft von Regelsbach bis Kornburg in weiten Bereichen entlang der Bestandstrasse, weicht bei Ortschaften zum Teil aber auch davon ab.

In Regelsbach macht der Korridor einen ersten Bogen nach Süden, um den empfohlenen 400-Meter-Abstand zu gewährleisten, so Tennet-Bürgerreferentin Lea Gulich. Aus dem gleichen Grund gibt es einen Südschwenk von Oberbaimbach bis Raubershof.


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Die neue Leitung soll also nicht mehr zwischen Ober- und Unterbaimbach verlaufen. Auch der Abstand zu Wolkersdorf würde größer und die 400 Meter einhalten.

"Waldüberspannung" statt Schneise

Das Problem aber ist: Die Trasse würde durch den Wald südlich von Oberbaimbach führen. Allerdings soll keine Schneise geschlagen werden. Geplant ist eine "Waldüberspannung" mit hohen Strommasten. "Die normalen Masten sind zwischen 55 und 60 Meter. Über den Bäumen wären sie höher, genaue Meterangaben aber sind noch nicht möglich", sagt Markus Lieberknecht.

"Unterbohrung"

Östlich der B2 schwenkt der Korridor wieder nach Norden zur Bestandstrasse und führt von Wolkersdorf nördlich der Sandgrube in Richtung Katzwang. Dort soll westlich der Volckamerstraße die Erdverkabelung beginnen. Von dort sollen entlang der Bestandstrasse die Bahnlinie, das Rednitztal, Katzwang und der Kanal "unterbohrt" werden, so der Tennet-Sprecher. "Eine neue Freileitung durch Katzwang ist wegen der dichten Bebauung nicht möglich. Es geht ausschließlich mit der Erdverkabelung", betont Lieberknecht.

Die Kosten? Zu einem so frühen Zeitpunkt gibt es noch keine Berechnung. Lieberknecht aber gibt die Größenordnung an: "Vier bis acht Mal so teuer wie eine Freileitung."

Ähnliches Projekt in Niedersachsen

In Bayern sei ein solches Projekt zwar neu. "Doch in Südniedersachsen im Raum Salzgitter ist ein vergleichbares Projekt in Bau", so Lieberknecht. Eine Gesundheitsgefahr durch elektromagnetische Felder sieht Tennet nicht: "Wir halten die Grenzwerte ein."

Auch weist er den Vorwurf der Bürgerinitiative Katzwang zurück, Tennet habe die Bürgerinnen und Bürger 2019 getäuscht und betrogen, als bei einer Infoveranstaltung von einer Durchquerung Katzwangs keine Rede war. "Damals hat es die gesetzliche Möglichkeit der Erdverkabelung noch gar nicht gegeben", erklärt Lieberknecht.

"Engstelle" bei Kornburg

Östlich des Kanals soll aus dem Erdkabel wieder eine Freileitung nach Kornburg werden. Unmittelbar östlich der A6 verlässt die geplante Leitung die jetzige Trasse, schwenkt nach Norden in Richtung Moorenbrunn, also weg von der Gemeinde Wendelstein.

Der Nachteil: Der Tennet-Sprecher räumt ein, dass in Kornburg und auch in Teilen von Kleinschwarzenlohe die 400 Meter nicht eingehalten werden: "Das ist eine gewisse Engstelle. Aber dafür haben wir die Bündelung mit der A6. Das ist eine Abwägung." Und zwar eine rechtlich zulässige, da die 400 Meter nicht gesetzlich vorgeschrieben sind.

Raumordnung und Planfeststellung

Wie geht es weiter? Federführend für das Raumordnungsverfahren ist die Regierung von Oberfranken. Bürgerinnen und Bürger aus der Region können ihre Einwände an die Regierung von Mittelfranken schicken. "Allerdings nur, wenn es um wirklich räumliche Fragen und nicht um Privatangelegenheiten geht", betont Markus Lieberknecht.

Tennet geht davon aus, dass das Raumordnungsverfahren im Juni beginnt und etwa ein Jahr dauert. An dessen Ende steht die "Landesplanerische Beurteilung" durch die Behörden. Sie ist die Grundlage für das dann folgende Planfeststellungsverfahren. Erst dieses sorgt für Baurecht. Lieberknecht erwartet den Beginn des Planfeststellungsverfahrens 2023. Baubeginn werde wohl 2026 sein.

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