Kaiserburg: Bunter Burggarten
21.5.2010, 00:00 UhrAm Computer hat Silvia Grabs von der staatlichen Schloss- und Gartenverwaltung in Ansbach das Farbbild auf der Grünfläche der Burgbastei festgelegt: »Wir richten uns genau nach Pflanzplänen aus historischen Musterbüchern, etwa des Franzosen Dézaillier d’Argenvilles«, erläutert die Gartenmeisterin, »so wurden schon zur Barockzeit die Gärten in Versailles bei Paris angelegt.«
Nichts dem Zufall überlassen
Im Nürnberger Burggarten sind von den rund 2300 Pflanzen acht Prozent blau, 33 Prozent rot, 33 Prozent weiß, 17 Prozent gelb und neun Prozent als große sogenannte Leitblumen wie »Indianisches Blumenrohr« vorgesehen. Das Muster wird jeweils ein Jahr zuvor im Probebeet der Ansbacher Residenz ausprobiert: »Wir gehen auf Nummer sicher und beobachten übers Jahr, ob sich die Blumen eignen«, unterstreicht Grabs, »wir wollen wissen, wie die Komposition als Ganzes wirkt.« Schließlich können neue Sorten anfälliger für Schädlinge, wechselhaftes Wetter und Krankheiten sein oder schlichtweg nicht so intensiv blühen wie erwünscht.
Denn der Burggarten mit seinem markanten Rondell aus amerikanischem Feldahorn ist bei Touristen und Hochzeitspaaren ein beliebtes Fotomotiv - daher soll er besonders schön herausgeputzt sein. Allerdings dürfte die volle Farbenpracht erst in vier bis fünf Wochen entfaltet sein.
»Ein ideales Pflanzwetter ist das«, freut sich Agrartechniker Friedrich Knoll und wirft die Pflanzen wie Boule- Kugeln zielsicher auf die vorgesehenen Stellen: Vanilleblume, Sonnenhut, Eisenkraut und Dahlie - jede Blume hat ihr eigens vorbereitetes Pflanzloch. Mitarbeiter haben das Erdreich aufgelockert und gedüngt und mit Gartengeräten ein Raster gezogen, um den Abstand genau zu bestimmen.
Kein Rasen für Golfer
Die Spaziergänger sollen sich aber nicht nur an dem schönen Erscheinungsbild freuen: Ein Schaubeet mit Namensschildern hilft, die einzelnen Dauerblüher zu identifizieren. Zwei Gärtner kümmern sich während der Saison darum, dass kein Abfall die Rabatten verunziert. Der Rasen wird wöchentlich gemäht: »Allerdings wollen wir hier keine Golfer-Qualität«, unterstreicht Agrartechniker Knoll.
Die Idee, die langgezogenen und von niedrigen Buchsbaumhecken eingefassten Beete in barocker Manier zu gestalten, hatte Burgverwalter Wilhelm Mittermaier: »Zuvor hatten wir rote und weiße Blumenstreifen, das fand ich ein bisschen eintönig. So ist es doch viel abwechslungsreicher.« Die staatliche Schlösser- und Seenverwaltung plant jedoch längerfristig, den Burggarten nach belegbaren Vorbildern umzugestalten. Mitarbeiter suchen nach historischen Plänen des bayerischen Hofgärtners Joseph Effner aus dem 18. Jahrhundert.
Auf Unverständnis stießen gestern die Gärtner auf der Burgbastei allerdings, als sie die vorjährigen Tulpen und Stiefmütterchen aus den Beeten rupften, obwohl diese den Winter teilweise sehr gut überstanden hatten. Im aktuellen Pflanzplan war kein Platz für sie - zum Teil durften die Passanten den Frühlingsgruß mitnehmen.