"Es ist schon absurd", schimpft der Nürnberger: "In den U-Bahnbereichen erfolgen ständig Durchsagen, dass man sich an die Anordnung der Bayerischen Staatsregierung halten soll bezüglich Maskenpflicht und Mindestabstand." Umso unverständlicher ist es für ihn, dass gerade in dieser Zeit "ein Ersatzverkehr mit sowohl früh als auch abends total überfüllten Bussen eingesetzt" werde. Laut Seidl herrschte "absolutes Chaos". Sarkastisch ergänzt er: "Corona lässt grüßen. Nächster Hotspot-Halt: Nürnberg, bitte alle einsteigen!"
Mindestabstand Fehlanzeige
Manfred Seidl ist bei weitem nicht der einzige Fahrgast, dem die Zustände Sorgen bereiten. Eine aufgebrachtes Ehepaar beklagt gegenüber der Redaktion fehlende Sicherheitskräfte vor Ort. Die Leute hätten sich in die Ersatzbusse gequetscht, ohne auf Abstandsregeln zu achten.
Endstation 2025? Nürnberger U-Bahn-Ausbau droht ein Ende
"Auch bei uns sind einige wenige Beschwerden über die verschiedenen Kanäle angekommen, insbesondere gestern", räumt VAG-Sprecherin Elisabeth Seitzinger am Dienstag ein. Insgesamt sei es am zweiten Tag der Sanierungsarbeiten aber schon deutlich besser gelaufen. "Nach unserer Erfahrung gibt es bei jeder Baustelle in den ersten Tagen eine Anlaufphase. Wir sind in den ersten Tagen immer wieder vor Ort, um zu überprüfen, ob wir nachsteuern müssen."
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Eine U-Bahn fasst nach VAG-Angaben circa 580 Personen, in einen Gelenkbus passen "nur" etwa 110. Deshalb sind laut Seitzinger während der gesamten Betriebszeit ab der Frankenstraße beziehungsweise dem Hasenbuck mehrere Busse im Einsatz, die unmittelbar nacheinander abfahren. "In der Morgenspitze hatten wir heute neun Busse im Einsatz, jetzt am Nachmittag acht, wovon zwei als Verstärker bereit stehen. In jedem Fall sind tagsüber immer drei Busse im Team unterwegs, um die Fahrgäste eines U-Bahn-Zuges aufzunehmen. Der vierte kommt bei Bedarf dazu, um Fahrgäste aufzunehmen." Servicepersonal sei vor Ort, um die Situation zu steuern.
Weniger Fahrgäste wegen Corona
"In jedem Fall wäre es aber wichtig, dass die Fahrgäste selbst bereit sind, in den zweiten und dritten, vielleicht auch vierten Bus zu steigen", betont Seitzinger. "Denn diese sind nach unseren Beobachtungen sichtbar leerer. Die Busse 2 und 3 fahren dem ersten schnellstmöglich hinterher."
Ähnliches ist auch Ludwig Baum in der Nerzstraße aufgefallen. Voll sei meistens nur der erste Ersatzbus. „Zwei Drittel der Busse, die durch meine Straße donnern, sind leer“, ärgert sich der Anwohner über den zusätzlichen Lärm, dem er derzeit von früh morgens bis zum Betriebsschluss ausgesetzt ist. „Ich weiß nicht, wie ich das sechs Wochen aushalten soll.“
Da die Sommerferien begonnen haben, sind laut VAG-Angaben derzeit weniger Personen unterwegs. Bedingt durch das Coronavirus liege die Auslastung der U-Bahn laut Elisabeth Seitzinger aktuell bei 60 bis 70 Prozent dessen, was man vor der Krise gewohnt war.
Zuletzt hatte die VAG die Sanierung von Betonlängsbalken so abgewickelt, dass die Arbeiten ausschließlich nachts erfolgten und keine einzelnen Bahnhöfen oder Streckenabschnitten gesperrt werden mussten. Dies, erklärt die VAG, sei aufgrund der baulichen Besonderheit des Streckenabschnitts im aktuellen Fall allerdings nicht möglich gewesen.
Der Artikel wurde am Mittwoch um 12.25 Uhr aktualisiert.