Kind stürzt in Spalt: Fahrerlose U-Bahn erkannte Notfall nicht

Ute Möller

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3.8.2017, 05:42 Uhr
Immer wieder kommt es an der U-Bahnhaltestelle am Hauptbahnhof zu Zwischenfällen.

© Eduard Weigert Immer wieder kommt es an der U-Bahnhaltestelle am Hauptbahnhof zu Zwischenfällen.

Seit 2008 die fahrerlosen Züge der Linien 2 und 3 ihren Betrieb aufnahmen, kam es laut VAG alle ein bis zwei Jahre zu dieser äußerst gefährlichen Situation.

Jetzt verunglückte erneut ein Kind, dieses Mal auf der Linie U 2 Richtung Flughafen. "Ich habe wild geschrien und gestikuliert, in der Hoffnung, dass die fahrerlose U-Bahn irgendwie darauf reagieren kann", schildert NN-Leser Paul Raab die Ereignisse auf dem Bahnsteig am Hauptbahnhof. Er hatte mitangesehen, wie ein kleiner Junge plötzlich auf Höhe eines der Zugfenster in den Spalt zwischen U-Bahn und Bahnsteigkante rutschte. "Ich kam in meiner Panik nicht auf die Idee, den Notruf am Bahnsteig zu drücken, aber ich hoffte, dass auch der fahrerlose Zug registrieren kann, dass es einen Menschenauflauf gab und etwas passiert war."

Automatisierte Bahn erkennt Notfälle nicht

Das kann die automatische Bahn aber nicht, sagt Betriebsleiter Konrad Schmidt. Er kennt die Technik bis ins Detail. Er weiß auch, wie der geschockte Junge gerettet wurde: "Jemand in dem Zug betätigte die Notbremse, ein anderer Fahrgast legte sich auf den Bahnsteig und zog den Vierjährigen hoch." Die Mutter hatte den Kleinen zwar an der Hand gehalten, ihr seien aber die schwitzigen Finger entglitten. Bevor sie eine der Zugtüren erreichten, stürzte der Junge plötzlich in die Tiefe. Er zog sich Abschürfungen zu und klagte über Bauchweh.

Die vollautomatische Technik registriere nicht, wenn bei einer stehenden U-Bahn jemand oder etwas in den schmalen Spalt zwischen Zug und Bahnsteig rutscht, sagt Schmidt. Auf offenem Gleis sei das anders. Fällt ein Gegenstand ab der Größe einer Kugel von 30 Zentimetern Durchmesse auf die Schienen, wird der heranfahrende Zug gestoppt.

Alle ein bis zwei Jahre stürzt ein Kind auf die Gleise

Es passiere alle ein bis zwei Jahre, dass ein Kind in den Spalt fällt. Bislang ohne schwere Verletzungen. Die Kinder seien zwischen drei und sechs Jahre alt gewesen, sagt Schmidt. Auch Erwachsene hätten sich schon selber in dem Spalt versenkt.

Dieser ist in Nürnberg je nach Krümmung des Bahnsteigs bis zu 21 Zentimeter breit. Erlaubt sind laut Baubetriebsverordnung für Straßenbahnen maximal 25 Zentimeter.

Um im Notfall das Weiterfahren der vollautomatischen U-Bahn zu verhindern, gibt es drei Wege: "Die Notbremse im Zug ziehen, sich in eine der Türen stellen oder einen der beiden Notrufknöpfe auf dem Bahnsteig drücken." Über Letztere kann man direkt der Leitstelle berichten, was passiert ist. Das Personal dort hindert den betroffenen Zug und auch den auf dem Gegengleis am Losfahren. "Es sollte sich niemand scheuen, Notbremse oder Notruf zu benutzen", ermuntert Schmidt.

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