Männer erhalten Gefährderansprachen
Kinder an Schulen angesprochen: Polizei ermittelt Unbekannte - das steckt hinter Vorfällen
13.2.2023, 15:59 UhrDubiose Männer, die mit Süßigkeiten locken, verunsicherte Kinder, diverse Ansprechversuche - die Gerüchteküche an Nürnbergs Schulen brodelt seit Wochen. Immer wieder wollen Grundschüler beispielsweise in Ziegelstein und an der Hegelschule Unbekannte gesehen haben, die scheinbar keine guten Absichten hatten. Vergangene Woche arteten die Zwischenfälle zu einer regelrechten Hysterie aus. An mehreren Schulen, die gar nicht betroffen waren, wurden Durchsagen gemacht, Rektoren reagierten, obwohl es gar keinen konkreten Verdacht gab. Die Verunsicherung wuchs.
Die Polizei will jetzt gegensteuern - und meldet erste Ermittlungserfolge. Nach den Zwischenfällen hat die Kripo drei Männer identifizieren können, die wohl für etwa ein Dutzend Ansprechversuche verantwortlich waren. Sie sind 24, 31 und 59 Jahre alt. Es sei jedoch "zu keinen strafrechtlich relevanten Handlungen" gekommen, teilt die Polizei mit. "Einer der Männer steht aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen unter Betreuung, wobei der Hintergrund der Betreuung keinen sexuellen Bezug hat." Heißt konkret: Es handelt sich um keinen Sexualstraftäter oder dergleichen.
Bei allen Männern seien sogenannte Gefährderansprachen durchgeführt worden - die erfolgen "immer dann, wenn eine Person auf ein Fehlverhalten hingewiesen wird, jedoch keine Straftat vorliegt", heißt es aus dem zuständigen Präsidium Mittelfranken. "Darüber hinaus wurde einer der Männer präventiv erkennungsdienstlich behandelt." An welchen Schulen sie Kinder ansprachen, bleibt zunächst unklar. Die Polizei sagt: "Mögliche Zusammenhänge bedürfen aufgrund der sehr deutlich abweichenden Personenbeschreibungen und Handlungsmuster einer genaueren Verifizierung."
Polizei sieht keine "konkrete Gefährdungssituation" - ermittelt aber weiter
Verbindungen zu Kindergarteneinbrüchen in Nürnberg oder älteren Fällen schließt die Kripo erst einmal aus. "In der Gesamtbetrachtung ist nach gegenwärtigem Ermittlungs- und Erkenntnisstand nicht von einer konkreten Gefährdungssituation auszugehen", beruhigt die Polizei. Man werde aber weiter präsent sein und regelmäßig Streifen an die betroffenen Schulen schicken, uniformiert sowie zivil. Zudem habe es bereits Informationsveranstaltungen für die Eltern gegeben. Weitere sollen in den nächsten Tagen und Wochen folgen.
Die Polizei betont, jede Beobachtung ernst zu nehmen. Nach den Vorfällen in Ziegelstein und an der Hegelschule habe man sofort die örtlichen Streifen sensibilisiert. Das soll auch das Sicherheitsgefühl stärken, erklärte ein Sprecher. Die Ansprechversuche zu verifizieren, ist nicht immer ganz einfach. "Gerade bei Kindern ist es schwierig, das Gesehene einzuordnen", heißt es aus dem Präsidium Mittelfranken. Längst nicht hinter jedem Ansprechversuch steckt eine versuchte Entführung. Wie die Polizei ermittelt und was Experten Eltern raten, lesen Sie im Hintergrundartikel auf NN.de.
Angst jedenfalls sei ein schlechter Ratgeber, betonen Experten. "Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um mit Ihrem Kind über seine Erlebnisse und Sorgen zu sprechen", rät etwa die Polizei. "Vermitteln Sie Ihrem Kind das Gefühl, dass es Ihnen alles erzählen kann." Selbstbehauptungskurse können ebenso helfen wie vorab zu klären, wie sich der Nachwuchs im Ernstfall verhalten soll. "Kinder sollen lernen, weiterzugehen und Distanz zu halten, wenn sie angesprochen werden." Wer bedrängt oder Opfer eines verdächtigen Ansprechversuchs wurde, soll umgehend die 110 alarmieren und sich möglichst genau merken, wie der Unbekannte aussah.