Programm, Tickets, Hintergründe

Kirchentag 2023 in Nürnberg: Alle Informationen rund um das Großevent

Simone Madre

SEO-Redakteurin

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7.6.2023, 08:32 Uhr
2019 fand der Kirchentag in Dortmund statt.

© Harald Oppitz 2019 fand der Kirchentag in Dortmund statt.

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Vom 7. bis 11. Juni 2023 - also von Mittwoch bis Sonntag - ist Nürnberg gastgebende Stadt für den Kirchentag. Genauer gesagt, für den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT), so heißt die Veranstaltung offiziell. Nürnberg ist zum zweiten Mal nach 1979 Gastgeber. Das dürfte in der Stadt auch weithin spürbar werden.

Anders als der Name vermuten lässt, wird die Veranstaltung aber nicht von "der" Kirche organisiert, also etwa der lutherischen Landeskirche. Der Kirchentag versteht sich als Laienbewegung aus Haupt- und Ehrenamtlichen; offizieller Träger ist ein unabhängiger Verein - schon die Gründer legten Wert auf organisatorische Unabhängigkeit. Aber natürlich gibt es eine enge Kooperation.

Der DEKT findet alle zwei Jahre statt - jeweils auf Einladung einer Stadt und der jeweiligen Landeskirche. 2019 wurde zuletzt in Präsenz in Dortmund gefeiert, 2021 gab es in Frankfurt einen ökumenischen Kirchentag in weitgehend digitaler Form. Letztlich kommen nur Großstädte mit entsprechenden Kapazitäten bei Unterkünften, Messehallen und leistungsfähigem ÖPNV für den Kirchentag infrage.

Die Veranstalter sehen den Kirchentag nicht nur als ein Event nur für Gläubige oder als "Protestantentreffen". Alle Interessierten sind willkommen. Schließlich soll er unter anderem dem interreligiösen Dialog dienen und eine Plattform für Austausch und Diskurs sein - zu Fragen rund um Glauben, Theologie und Kirche, aber ebenso zu allen relevanten gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit. 2023 findet der 38. Kirchentag statt.

Unter kirchentag.de lässt sich das vollständige Programm zielgerichtet durchsuchen und eine persönliche Auswahl erstellen. Hilfreich ist auch die Kirchentags-App. Erklärvideos dazu finden sich ebenfalls auf der Kirchentags-Webseite. Eine persönliche Auswahl wird direkt auf die App übernommen. In gedruckter Form gibt es das vollständige Programm - früher ein Buch mit mehreren hundert Seiten - nicht mehr. Einer der Gründe: Die zahlreichen Änderungen nach Drucklegung und noch während des Kirchentags konnten nie berücksichtigt werden, nur die App ist stets top-aktuell. Immerhin gibt es aber noch einen 100 Seiten starken Überblick in Heftform.

Den großen Auftakt bildet traditionell der Abend der Begegnung: Im Anschluss an die Eröffnungsgottesdienste am Mittwochnachmittag gestalten Gemeinden und Gruppen am ersten Abend ein buntes Straßenfest, um Kirchentagsbesucherinnen und -besuchern, aber auch Tagesgästen und Einheimischen "fränkisch-bayerische Vielfalt" zu vermitteln. Die Stände erstrecken sich entlang der Hauptachsen in der Lorenzer wie in der Sebalder Altstadt.

Zehntausende werden auf den Beinen sein, zumindest wenn das Wetter mitspielt. Wer also Getümmel lieber meidet, sollte eher einen großen Bogen machen - am besten um die gesamte Altstadt. Neben Kulinarischem gibt es Mitmachangebote und viel Musik und Kleinkunst an verschiedenen Bühnen. Motto: "Wir. Hier. Jetzt". Auch der Verlag Nürnberger Presse ist mit von der Partie: Vor der Geschäftsstelle an der Mauthalle kann das Publikum die Produktion von vier Podcasts miterleben.

Erstens: nicht nur in Nürnberg, sondern auch in Fürth. Zweitens: Mit großen und kleineren Veranstaltungsorten wird er vielen Teilen beider Städte spürbar sein, also in Nürnberg nicht nur im Messezentrum und nicht nur in Altstadt mit den historischen Kirchen. Zentral bespielt werden hier vor allem der Hauptmarkt, der Kornmarkt und der Jakobsplatz. Hier werden auch die Eröffnungsgottesdienste am Mittwoch, 7. Juni, um 17.30 Uhr gefeiert, ebenso die Abschlussgottesdienste am Sonntag. Weitere wichtige Zentren sind unter anderem die Jugendkirche Lux, die Kulturwerkstatt auf AEG und das Germanische Nationalmuseum.

Insgesamt umfasst das Programm rund 2000 kulturelle, liturgische, theologische und gesellschaftspolitische Veranstaltungen, von den täglichen Bibelarbeiten um 9 Uhr bis zu Nachtgebeten. Dazwischen gibt es jede Menge Vorträge und Diskussionsforen mit oft hochkarätigen Gästen. Aber auch zahlreiche Mitmachangebote. Nur zwei Beispiele: Die Wilhelm-Löhe-Schule wird zum Spielezentrum, die Evangelische Hochschule zum Workshop-Hotspot.

Kurzum: Das Programm soll "so vielfältig wie das Leben" sein. Top-Schwerpunkte dürften Frieden und Gewalt, Klimawandel und die Bewahrung der Schöpfung sowie Menschenrechte und Entwicklungen in der Arbeitswelt sein. Es darf gestritten und gerungen werden - aber das Feiern kommt nicht zu kurz.

Die meisten Angebote sind nur mit Dauer- oder Tagestickets zugänglich, vor allem in der Messe und in diversen Zentren. Dagegen sind Open-Air-Veranstaltungen meistens frei und kostenlos mitzuerleben, allen voran die Gottesdienste, aber zum Beispiel auch ein großes Konzert mit Viva Voce und den Nürnberger Symphonikern auf dem Hauptmarkt (9. Juni, 20 Uhr) oder eine Bläserserenade mit European Tubo Power und Flächengold am Samstag, 10. Juni, auf dem Kornmarkt.

Tickets gibt es in elektronischer Form über die Kirchentags-App. Für gedruckte Tickets zahle man der Umwelt zuliebe eine Zusatzgebühr von vier Euro, die auch den Versand beinhaltet. Erhältlich sind Tagestickets und Tickets für den gesamten Zeitraum. Erhältlich sind Tickets aber auch in verschiedenen Vorverkaufsstellen, zum Beispiel der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg, den Touristinformationen Fürth und Erlangen, dem Bibelmuseum am Lorenzer Platz, der Buchhandlung Alpha am Kornmarkt, in der KulturInformation am Königstor, im i-Punkt im Haus eckstein sowie auch in Roth und Bayreuth.

Tagestickets kosten als E-Ticket

  • 39 Euro normal
  • 29 Euro ermäßigt
  • 19 Euro für den Eintritt ab 16 Uhr

5-Tages-Tickets kosten als E-Ticket

  • 119 Euro normal
  • 69 Euro ermäßigt
  • 179 als Familienticket
  • 30 Euro für das Junge SENF-Ticket (Förderticket für Schüler, Azubis, Studierende und Teilnehmende am Freiwilligendienst aus der Region)
  • 19 Euro gefördert (Förderticket für Empfänger von Grundsicherung oder Arbeitslosengeld II, Asylbewerber und Geflüchtete)

Tickets beinhalten eine Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Gegen Aufpreis kann man auch eine Übernachtung in einem Gemeinschaftsquartier oder eine Camping-Parzelle dazubuchen.

Kinder ab 12 Jahren brauchen ein Ticket für den Kirchentag, Kinder ab sechs benötigen in Nürnberg einen Fahrausweis für die öffentlichen Verkehrsmittel. In der Anmeldung kann ein kostenfreies Kinderticket bestellt werden, das einen Fahrausweis beinhaltet.

Mit den Tickets machen die Veranstalter keinen Gewinn, sondern decken ihre Kosten. Der Aufwand allein für Bühnen und Technik, für Raummieten und die gesamte Vorbereitung und Organisation ist enorm. Die Beteiligung der Landeskirche und Zuschüsse von Land und Stadt sowie Einnahmen aus Sponsoring und Produkte aus dem eigenen Shop reichen zur Finanzierung nicht aus. Deshalb ist der Kirchentag auch auf einen Ticketverkauf angewiesen. Wer sich aktiv beteiligt, ist besonders günstig dabei; aber auch sozial Schwache sollen dank Fördermitteln am gesamten Programm teilnehmen können.

Der Kirchentag in Nürnberg steht unter der Losung "Jetzt ist die Zeit", ein Bibelvers aus dem Markusevangelium (Vers 1,15). Das Präsidium des Kirchentages will ihn auch als Aufbruchssignal zur Abkehr von zukunftsgefährdenden Verhaltensmustern verstanden wissen.

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière, der frühere Bundesinnen- und -verteidigungsminister, sagte hierzu: "Wir wollen auf dem Kirchentag den Menschen nicht sagen, was jetzt zu tun ist. Wir laden vielmehr dazu ein, dies gegenseitig zu tun. Denn wir brauchen einen offenen, ehrlichen Austausch untereinander, um der Zeit gerecht zu werden und gemeinsame Schritte zu gehen."

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ergänzt: "Jetzt ist die Zeit, sich die Quellen neu zu erschließen, die unserem Leben Kraft und Orientierung geben können. Jetzt ist die Zeit, aus dieser Kraft heraus unsere Kirche zu erneuern, sodass sie offener, ökumenischer und einladender wird und die Liebe, von der sie spricht, selbst am meisten ausstrahlt."

Ja, und nicht zu knapp. Vor allem aus der Politik, angefangen bei Bundespräsident Walter Steinmeier über Kanzler Olaf Scholz bis zu verschiedenen Ministerinnen und Minister, beispielsweise Robert Habeck, dazu Landespolitiker, aber auch Top-Manager wie Deutsche Bank-Chef Christian Sewing. Dazu kommen Gäste von internationalen Organisationen und aus der weltweiten Ökumene.

Hoffentlich nicht, aber klar ist: In den öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem in den Zügen auf der U-Bahn-Linie 1 dürfte es tagsüber und auch abends ziemlich voll werden - Überfüllungen nicht ausgeschlossen. Um die Open-Air-Veranstaltungen und auch die Wege dorthin abzusichern, wird es zumindest zeitweise auch umfangreiche Straßensperrungen geben, zumal in der Altstadt. Informationen dazu wird es - stets aktuell - auf nordbayern.de geben.

Er gehört zu den Initiativen und Einrichtungen, mit den Christinnen und Christen auf das Versagen und fehlenden Widerstand der Amtskirche im und unter dem Nationalsozialismus reagierten; in der jungen Bundesrepublik wollten sie dazu beitragen und dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschehen kann. So entstand der Kirchentag 1949 als Laienbewegung im kritischen Gegenüber zur verfassten Amtskirche - und als Plattform für einen offenen und produktiven Dialog zwischen Kirche und Welt, Gläubigen und Anders- oder Nicht-Gläubigen.