Kita-Streik in Nürnberg: 2000 Erzieher fordern höhere Löhne

11.5.2015, 12:32 Uhr
Der Auftakt zu einem mindestens zwei Wochen andauernden Kita-Streik begann am Montag in Nürnberg.

© Andreas Franke Der Auftakt zu einem mindestens zwei Wochen andauernden Kita-Streik begann am Montag in Nürnberg.

"Die Arbeitgeber haben ihre Chance am Verhandlungstisch vertan und von Anfang an den Konflikt gesucht. Darauf gibt es nur eine Antwort: Streik!", sagte Jürgen Göppner von ver.di Mittelfranken unter viel Beifall und lautstark beigleitet von Trillerpfeifen bei der Veranstaltung vor dem Historischen Rathaus in Nürnberg. Das Personal in kommunalen Kitas, in Sozialdiensten und Einrichtungen der Behindertenhilfe ist zu einem unbefristeten Streik aufgerufen.

Nach fünf Runden waren die Verhandlungen von den Gewerkschaften für gescheitert erklärt worden. Bei einer bundesweiten Urabstimmung hatten sich die Mitglieder von ver.di, Beamtenbund sowie der Gewerkschft Erziehung und Wissenschaft (GEW) letzte Woche für einen unbefristeten Streik ausgesprochen.

In Bayern traten am Montagmorgen die Erzieherinnen und Erzieher sowie Sozialarbeiter in den unbefristeten Ausstand. Er dauert mindestens zwei Wochen, so ver.di-Bezirksvorsitzende Elke Härtel. Damit standen auch im Raum Nürnberg viele Eltern vor verschlossenen Kindertageseinrichtungen und müssen schauen, wie sie nun eine Betreuung organisieren. Von 140 Kitas in Nürnberg haben nur 16 als Notdienst geöffnet.

Streikende fordern höhere Löhne

Eine alleinerziehende Mutter berichtete auf der Kundgebung, dass sie mit ihren drei Kindern am Montag wieder weggeschickt wurde. Sie war wütend und brachte ihre Kinder mit zur Kundgebung. "Ich weiß noch nicht, wie ich heute Abend meine Nachtschicht antreten kann", sagte sie. Die verzweifelte Mutter ermunterte die Streikenden, für ihre Ziele zu kämpfen. Im Kern ist dies eine Höhergruppierung für ihre Berufsgruppen. Da wäre ein Gehaltszuschlag von acht bis zehn Prozent. Das lehnen die kommunalen Arbeitgeber aber als zu teuer ab.

"Streik ist das letzte Mittel im Arbeitskampf. Wir streiken nicht gegen die Eltern", betonte Göppner. Die Arbeitgeber hätten es in der Hand, den Ausstand schnell wieder zu beenden. Doch dafür müssten sie ein ordentliches Angebot machen. Der Gewerkschafter rief die verärgerten Eltern auf, sich direkt an ihre Oberbürgermeister und Bürgermeister, an die Leitungen des Jugendamtes oder auch in Nürnberg an den Sozialreferenten oder Personalreferenten zu wenden. "Nürnbergs Personalreferent Wolfgang Köhler hat gesagt, 'Erzieherinnen verdienen genug'", sagte Luise Klemens, Landesbezirksleiterin ver.di Bayern, und ergänzte: "Das ist eine Frechheit!"

Die Belastung der Mitarbeiter in Kitas und Sozialeinrichtungen habe stark zugenommen, betonte die oberste Personalrätin des Nürnberger Klinikums, Elke Härtl. "Und über 90 Prozent der Mitarbeiter sind weiblich. Sie wollen für ihre Facharbeit auch wie Facharbeiter bezahlt werden." Anke Kraus, Elternbeirätin des Horts in der Hinterhofstraße in Nürnberg ermunterte die Streikenden ebenfalls: "Ich weiß, das ist eine Zumutung für viele Eltern. Ich weiß aber auch, was Erzieherinnen leisten. Es wird endlich Zeit, ihre Arbeit aufzuwerten."

Nach der Kundgebung vor dem Nürnberger Rathaus - das mit dem Amtssitz von OB und Städtetags-Präsidenten Ulrich Maly bewusst gewählt wurde - zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zum Kornmarkt vor das Gewerkschaftshaus. "Die Menschen sollen sehen, dass wir für unsere Ziele kämpfen", sagte Jürgen Göppner von ver.di. Er kündigte für die nächsten Tage weitere Aktionen in der Region an.

Erlangen: Noch sind Plätze in der Notdiensteinrichtung verfügbar

In der Notdiensteinrichtung, die für vom Streik im Sozial- und Erziehungswesen betroffene Familien in dringenden Fällen eine Ersatzbetreuung anbietet, stehen am Dienstag, 12. Mai, noch kurzfristig Plätze zur Verfügung.

Die Notbetreuung für Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder kann deshalb am Dienstag noch zwischen 7.30 Uhr und 9 Uhr unter der Telefonnummer 09131-9959119 vereinbart werden. Für die Spiel- und Lernstuben können im selben Zeitraum ebenfalls noch Plätze unter 09131-67066 angefragt werden. Diese Regelung gilt nur für Dienstag, 12. Mai.

Für Buchungen von Plätzen für Mittwoch werden Eltern gebeten, sich Dienstag zwischen 8 und 11 Uhr unter der Nummer 0176-98217569 anzumelden. Die Plätze werden dann in der Reihenfolge der Anrufe vergeben. Sobald alle Plätze belegt sind, werden Anrufer per Bandansage informiert.

Um allen Eltern die gleichen Chancen zu bieten, kann ein Platz in der Notdiensteinrichtung nur tageweise vereinbart werden. Am Mittwoch ist die „Buchungs-Telefonnummer“ nicht geschaltet. Plätze für Montag, 18. Mai, können erst am Freitag, 15. Mai, zwischen 8 und 11 Uhr unter der
genannten Nummer vereinbart werden.

In Forchheim solidarisieren sich Eltern mit den Forderungen der Erzieherinnen und kämpfen zugleich um mehr Personal in ihrer Kita.

Auch in Fürth streiken die Erzieher, acht Kitas und Horte bleiben in dieser Woche komplett geschlossen.

Wo bringe ich jetzt mein Kind unter? Welche Rechte und Pflichten haben berufstätige Eltern? Der anstehende Streik des Kitas wirft viele Fragen bei Eltern auf. Wir haben die drängendsten Fragen hier beantwortet.

 

40 Kommentare