Umweltbewegung
Klima-Protest an der FAU: Polizei samt USK räumt den Uni-Campus
12.12.2022, 20:42 UhrDie Klimaaktivisten der Ortsgruppe EndFossil Nürnberg haben an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg den Campus in der Regensburger Straße besetzt. Dort werden angehende Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet. Die Besetzung sollte bis Freitag gehen und ist bereits die fünfte in der Region. Nach Angaben der Organisatoren waren zeitweise bis zu 50 Demonstrierende vor Ort. Übernacht bleiben können die Studierenden aber nicht, erklärt Blandina Mangelkramer, Pressesprecherin der FAU. Gegen 17.30 rückte die Polizei mit zehn Mannschaftsbussen an und sichert das Gebäude seitdem ab. Auch das Unterstützungskommando (USK) ist vor Ort.
In den Wochen zuvor hatten Studierende bereits den Hörsaal C der FAU, die Musikhochschule Nürnberg, die Akademie der Bildenden Künste und die Technische Hochschule besetzt. Bei der erneuten Protestaktion haben es sich Studierende auf dem Campus in der Regensburger Straße gemütlich gemacht, um mit Kommilitonen über die Klimakrise ins Gespräch zu kommen. "Obwohl nicht einmal der Lehrbetrieb gestört wird, droht der Dekan indirekt eine Räumung an", schreibt die Gruppe in einer Pressemitteilung und nennt die Entscheidung "komplett unverständlich".
Ihren Standpunkt machen die angehenden Lehrerinnen und Lehrer auf Instagram deutlich: "Wir werden hier ausgebildet, um zukünftigen Generationen Wissen zu vermitteln. Aber wenn wir darüber reden wollen, in was für einer Welt unsere Schüler*innen leben werden, sollen wir von der Polizei von unserem Campus geräumt werden." Gerade für die Lehramtsstudierenden sei die Situation angespannt, "weil die meisten Studierenden eine Verbeamtung anstreben" und ihr Protest ihre Laufbahn gefährden könnte.
FAU unterstützt Aktivismus - aber nur angemeldet
FAU-Sprecherin Mangelkramer entgegnet: Es gehe nicht darum, den Protest zu verbieten. Es gehe nur darum, dass die Studierenden nicht allein über Nacht in dem Gebäude bleiben dürfen. "Da befinden sich Labore, in die niemand ohne Aufsicht reindarf." Die Übernachtung müsste also aufwändig durch einen Sicherheitsdienst überwacht werden "und das können wir so kurzfristig nicht leisten", sagt Mangelkramer. Vorab hätten die Studierenden die Universität nicht über ihre Pläne informiert.
Mangelkramer sei wichtig zu betonen: "Wir sind ein Ort des Austauschs und des Diskurses. Uns geht es also nicht um den Inhalt, sondern um den Rahmen." Der dürfe andere nicht behindern oder gefährden. Tagsüber toleriere die Universität die Besetzung - ihre Infoveranstaltungen dürften die Studierenden während des Uni-Betriebs fortsetzen. "Im Foyer stören sie ja auch niemanden", sagt Mangelkramer. Die Studierenden dementieren die Aussage. "Das stimmt leider nicht. Wir hatten versucht einen solchen Kompromiss mit dem Dekan auszuhandeln, dieser verbot uns aber, die von uns geplanten Vorträge abzuhalten. Es gab von Seiten der Universität kein bisschen Entgegenkommen", sagt ein Sprecher.
Vizepräsidentin Bärbel Kopp teilt mit: "Wir nehmen das Anliegen der jungen Menschen sehr ernst und halten es grundsätzlich für legitim. Die FAU ist deshalb gern bereit, mit den Studierenden über die Organisation einer gemeinsamen Gesprächsveranstaltungen Anfang des kommenden Jahres zu sprechen, die an der Universität auch fachlich/wissenschaftlich begleitet werden könnte."
Studierende wollen demonstrieren
Die Universität hat die Abendveranstaltungen abgesagt. Lediglich der Musikchor hat etwas länger geprobt, musste dann aber wegen der eintreffenden Polizisten abrupt abbrechen. Die Lehramtsstudierenden haben die Uni direkt verlassen. Sie wollten vermeiden, dass die Polizei ihre Personalien aufnimmt. Studierende aus anderen Fakultäten haben den Polizeieinsatz ausgesessen. Sie wurden schließlich von den Einsatzkräften hinausgeleitet.
20 Studierende haben spontan beim Einsatzleiter eine Kundgebung angemeldet und ihrem Protest vor den Uni-Toren Ausdruck verliehen. Die 30 Kräfte der Polizei samt USK haben die Ein- und Ausgänge abgesichert und die gesamte Uni nach Studierenden durchsucht. Der Einsatz verlief friedlich.
Mit ihren deutschlandweiten Protestaktionen wollen die Aktivistinnen und Aktivisten auf die Klimasituation aufmerksam machen. Sie fordern etwa den sofortigen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern, eine umfassende Verkehrswende und mehr klimabezogene Lehrveranstaltungen an den Universitäten.
Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisiert und ist auf dem Stand von 21:27 Uhr.